Diesen einen Sieg auf dem Weg zum größten Erfolg der Vereinshistorie wollen sie bei Ratiopharm Ulm ihrem „Kutscher“ widmen.
Inmitten der spektakulärsten Basketball-Tage der jüngeren Vergangenheit wurde der Klub durch den plötzlichen Tod seines langjährigen Betreuers Andi Klee jäh aus seiner Heiterkeit gerissen – und durchlebt deshalb derzeit größte emotionale Extreme.
Vor dem vierten Bundesliga-Finale gegen die Telekom Baskets Bonn am Freitag (20:30 Uhr) ist deshalb klar, für wen sie den finalen Schritt zur ersehnten Titelpremiere gehen wollen. „Kutscher noch ein Sieg“, twitterte Vereinsboss Thomas Stoll, er fügte vier weinende Emojis und ein Foto von einer Gedenkstätte an.
Das furiose 112:84 gegen überforderte Bonner hatte nicht nur die enorme Reife des Überraschungsteams von Trainer Anton Gavel, sondern auch eine verrückte Bandbreite an Emotionen gezeigt.
Vor Beginn wurde die Halle für eine Schweigeminute abgedunkelt. In der ausverkauften Arena wurde es nicht nur komplett still, auch viele sehr betretene Gesichter waren zu sehen.
„Der Ulmer Basketball verliert viel mehr als einen Mitarbeiter, wir verlieren ein Stück Seele, Herz und Leidenschaft. Mach’s gut Kutscher“, schrieb der Klub. Klee war nach der Halbfinal-Serie gegen den FC Bayern tot in seinem Dienstzimmer gefunden worden.
Nach der Schweigeminute wich die Trauer dem Trubel, der bei einem Basketball-Spektakel in der extrem lauten Ratiopharm-Arena aufkam. „Das war die beste Leistung, die Ulm in dieser Saison gezeigt hat“, sagte Topscorer Karim Jallow, nachdem 40 Minuten lang quasi alles geklappt hatte.
Die starke Bonner Defensive zerfiel komplett, der bis zur Finalserie in 25 Ligaspielen ungeschlagene Favorit sah hilflos aus. „Wir haben die schlechteste Saisonleistung gezeigt. In so einem wichtigen Spiel ist es natürlich enttäuschend“, kritisierte Bonns Trainer Tuomas Iisalo.
Es sieht so aus, als könnte Ulm nach Meister Alba Berlin (3:1) und Pokalsieger FC Bayern (3:0) auch Champions-League-Sieger Bonn besiegen und damit eine der größten Überraschungen der jüngeren Basketball-Vergangenheit perfekt machen. Trainer Gavel, der als Profi schon deutscher Meister wurde, war inmitten des Ulmer Wahnsinns noch keine Begeisterung anzumerken.
„Es ist nur ein Sieg. Wir brauchen immer noch einen. Es gibt nichts mehr, wofür wir uns schonen sollten“, sagte Gavel. Ein mögliches Spiel fünf am Sonntag (15.00 Uhr) bei heimstarken Bonnern will Ulm nun aber unbedingt verhindern.