Drama um Rad-Star van Aert: „Tiefe Wunde“ nach Sturz

Radsport-Star Wout van Aert ist am Dienstag auf der 16. Etappe der Vuelta schwer gestürzt. Team Visma-Lease a bike teilte am Mittwochmorgen die erste Diagnose mit. Die Spanien-Rundfahrt ist für den Belgier vorzeitig beendet.

Der dreifache Etappensieger und Führender der Berg- und Punktewertung der diesjährigen Vuelta Wout van Aert muss in die Heimat zurückkehren, um sich vom heftigen Sturz auf der Etappe nach Lagos de Covadonga zu erholen.

Der Belgier müsse „aufgrund starker Knieschmerzen, verursacht durch eine tiefe Wunde, aufgeben“, so der Rennstall beim Kurznachrichtendienst X: „Diese Wunde erfordert intensive Pflege. Wout wird nach Belgien zurückkehren, um seine Genesung fortzusetzen.“

Immerhin: Knochenbrüche erlitt der 29-Jährige nicht. Inwiefern die Verletzung seine weiteren Saisonziele gefährden, ist noch unklar. In der kommenden Woche beginnen in seiner Heimat die Straßenradsport-Europameisterschaften (11. bis 15. September), wenig später findet die Weltmeisterschaft in Zürich (21. bis 29. September) statt. Eigentlich zählt er zu den Mitfavoriten.

Van Aert war am Dienstag bei einer Abfahrt der Collada Llomena auf nasser Straße gestürzt. Als Mitglied einer Ausreißergruppe hatte er rund 50 km vor dem Ziel die Kontrolle über sein Rad verloren und prallte gegen eine Felswand. Noch vor Ort wurde er behandelt, sein Knie blutete stark.

Für den Allrounder aus dem Team vom zweifachen Tour-de-France-Sieger Jonas Vingegaard ist es der zweite schwere Sturz in diesem Jahr. Beim Klassiker Quer durch Flandern hatte er sich unter anderem das Schlüsselbein gebrochen und zwei Monate pausieren müssen.

Bei der großen Frankreich-Schleife war er daher noch nicht wieder in Topform, erst bei der Vuelta konnte er mit drei Etappensiegen wieder sein volles Potenzial ausschöpfen.

Van Aert feiert nächsten Vuelta-Tageserfolg

Der belgische Radstar Wout van Aert hat bei der Spanien-Rundfahrt seinen dritten Tagessieg geholt.

Nach der Pause am Montag fuhr der Profi vom Team Visma-Lease a bike auf der zehnten Etappe nach 160 Kilometern in Baiona souverän vor dem Franzosen Quentin Pacher (Groupama-FDJ) über die Ziellinie und verteidigte das Grüne Trikot für den Punktbesten erfolgreich. Marc Soler (Spanien/UAE Team Emirates) folgte mit zwei Minuten Rückstand auf dem dritten Rang, der Berliner Juri Hollmann (Alpecin-Deceuninck) wurde Fünfter.

Im Roten Trikot des Gesamtführenden fährt weiter der Australier Ben O’Connor (Decathlon AG2R La Mondiale Team), der im Hauptfeld mit seinen Konkurrenten und mehr als fünf Minuten Rückstand ins Ziel rollte. Florian Lipowitz (Ulm) vom deutschen Rennstall Red Bull-Bora-hansgrohe ist weiterhin Sechster im Gesamtklassement (+5:29), sein Teamkollege Primoz Roglic (Slowenien) bleibt erster Verfolger von O’Connor mit 3:53 Minuten Rückstand. Richard Carapaz (Ecuador/EF Education-EasyPost) ist Dritter (+4:32).

Auf der ersten Etappe in Galicien ging es ab Ponteareas bei milden Temperaturen an der Atlantikküste über vier Bergwertungen – alle sicherte sich van Aert. Am letzten Anstieg konnte einzig Pacher dem Belgier folgen, hatte aber im Schlusssprint keine Chance. Bereits die dritte und siebte Etappe der Vuelta hatte der Allrounder für sich entschieden.

Der Italiener Giulio Ciccone (Lidl-Trek), Sieger des Bergtrikots bei der Tour de France 2023, musste die Spanien-Rundfahrt derweil aufgeben. Seit seinem Sturz auf der achten Etappe, ausgelöst von einer Gruppe Rehe, plagten den 29-Jährigen Knieschmerzen.

Am Mittwoch wartet auf die Fahrer auf der elften Etappe ein Rundkurs über 166,4 Kilometer, der in der Padron startet und endet. Das hügelige Profil der Etappe bietet große Chancen für Ausreißer. Die Spanien-Rundfahrt endet am 8. September in Madrid.

Milan gewinnt Prolog der Deutschland Tour

Der italienische Radprofi Jonathan Milan hat den Prolog zum Auftakt der 39. Deutschland Tour gewonnen.

Der 23-Jährige vom Team Lidl-Trek fuhr am Mittwoch in Schweinfurt über 2,9 km mit 3:16,31 Minuten die Bestzeit, mit 0,7 Sekunden Rückstand folgte Teamkollege und Ex-Weltmeister Mads Pedersen aus Dänemark auf Platz zwei.

Als bester Deutscher belegte Jannik Steimle (Weilheim an der Teck/Q36,5 Pro Cycling Team) den siebten Rang. Der zweimalige Zeitfahr-Weltmeister Filippo Ganna (Italien/Ineos Grenadiers) kam nicht über Platz 14 hinaus.

Auf dem kurzen Abschnitt mit Ziel in der Niederwerrner Straße an der Ecke zum Kornmarkt waren die Profis auf Straßenrädern unterwegs, Zeitfahrmaterial war nicht zugelassen. Mit seinem Tagessieg übernahm Topsprinter Milan, der in diesem Jahr drei Giro-Etappen gewonnen hatte, auch das Blaue Trikot des Führenden in der Gesamtwertung sowie das Grüne Trikot für den Punktbesten.

Die Deutschland Tour war 2018 vom französischen Tour-de-France-Veranstalter ASO nach einem Jahrzehnt Pause wiederbelebt worden. Die diesjährige Ausgabe endet am kommenden Sonntag nach 747,6 km in Saarbrücken. Die erste Etappe führt am Donnerstag über 176,3 km von Schweinfurt nach Heilbronn. Weitere Etappenziele sind Schwäbisch Gmünd und Villingen-Schwenningen.

Red Bull-Bora-hansgrohe verpflichtet Pithie

Der deutsche Radrennstall Red Bull-Bora-hansgrohe arbeitet weiter am Team für die Zukunft.

Wie die Equipe am Montag mitteilte, fährt das 22 Jahre alte Klassikertalent Laurence Pithie ab 2025 für Bora.

Der Neuseeländer steht noch bis zum Saisonende bei Groupama-FDJ unter Vertrag, sein bislang größter Erfolg war der Triumph beim Cadel Evans Great Oceans Road Race im Januar 2024 in Australien.

„Es ist ein beeindruckendes Team mit einem großartigen Projekt für die Zukunft. Ich kann es kaum erwarten, loszulegen und mich als Fahrer in den neuen Farben weiterzuentwickeln“, sagte Pithie.

Dem Team von CEO Ralph Denk steht zum Jahreswechsel ein großer Umbruch bevor. Die Abgänge des ehemaligen Kapitäns Emanuel Buchmann und des Bergspezialisten Lennard Kämna stehen bereits fest. Maximilian Schachmann, der bei den Olympischen Spielen in Paris im Zeitfahren einen starken neunten Platz belegt hatte, kehrt zu Soudal Quick-Step zurück.

 

Keine Medaille für Frauen-Vierer – Sprinterinnen souverän

Der deutsche Frauen-Vierer ist ohne die unersetzliche Lisa Brennauer bei den Olympischen Spielen in Paris an einer Medaille vorbeigefahren.

Drei Jahre nach der Goldfahrt von Tokio in Weltrekordzeit verpassten Franziska Brauße, Lisa Klein, Laura Süßemilch und Mieke Kröger am Mittwoch das kleine Finale um Bronze.

Die Uhr stoppte für das deutsche Quartett nach 4:07,908 Minuten. Am Abend fahren Brauße und Co. um den fünften Platz gegen Frankreich.

Für das Rennen um Bronze fehlte dem BDR-Gespann etwa eine halbe Sekunde auf Italien (4:07,491). Angesichts der Zeit der ebenfalls um Platz drei fahrenden Britinnen (4:04,908) wäre eine Medaille aber ohnehin unrealistisch gewesen.

„Das Ziel war eine Medaille oder zumindest das kleine Finale. Daran sind wir gescheitert“, sagte Bundestrainer André Korff: „Die ersten Mannschaften sind doch schon ein Stück weg. Dieses Potenzial kriegen wir momentan nicht auf die Kette.“

In Tokio war der Frauen-Vierer sensationell zum Sieg gerast. Das Rennen in 4:04,242 Minuten war aus deutscher Sicht eines der Highlights der Spiele in Japan. In Paris war Brennauer nicht mehr Teil des Teams, sie hat ihre Karriere inzwischen beendet. Süßemilch hat ihren Platz eingenommen.

Der Verlust Brennauers wiegt schwer. „Aktuell haben wir keinen Ersatz für sie gefunden. Ich hoffe, dass wir es in Zukunft hinkriegen. Sie war eine Bank, nicht nur physisch, sondern auch mental für alle anderen“, sagte Korff. Klein war derselben Meinung: „Es war in Ordnung, aber es fehlt halt eine Fahrerin. Es hat jeder sein Bestes gegeben.“

In Paris hatte ein Coronafall in der vorletzten Woche Braußes Vorbereitung gestört. Süßemilch klagte akut über Magen-Darm-Probleme. „Darauf möchte ich aber nichts schieben“, sagte Korff.

Die deutschen Sprinterinnen Emma Hinze und Lea Sophie Friedrich starteten derweil erfolgreich ins Keirin-Turnier. Das Duo, das am Montag Bronze im Teamsprint gewonnen hatte, zog souverän ins Viertelfinale ein und kämpft dort am Donnerstag um das Weiterkommen.

 

Teamsprint-Trio: Nur Olympia-Gold fehlt noch

Am Wochenende vergnügten sich Emma Hinze und Co. in Campingstühlen am Straßenrand und feuerten die deutschen Kollegen beim Radrennen an.

Ein letztes Mal runterkommen, bevor es ernst wird bei den Olympischen Spielen. Gleich zum Auftakt der Bahnrad-Wettbewerbe in Saint-Quentin-en-Yvelines wartet heute das große Highlight im Teamsprint. „Wir wissen, dass wir die Weltmeisterschaften immer gewonnen haben. Das ist noch unser Ziel, was wir erreichen wollen“, sagt Hinze.

Viermal in Serie haben Hinze, Lea Sophie Friedrich und Pauline Grabosch zuletzt den WM-Titel im Teamsprint gewonnen und die Konkurrenz dominiert. Nur bei den Sommerspielen in Tokio vor drei Jahren waren die Chinesinnen schneller. „Im ersten Moment dachten wir, wir haben Gold verloren. Da waren wir auch enttäuscht“, erinnert sich Hinze und betont: „Jetzt sagen wir, dass wir Silber gewonnen haben.“

Dieses Mal soll es nach ganz oben gehen, ein Selbstläufer wird es nicht. „Das Niveau ist auf jeden Fall größer geworden. In der Quali fahren wir so nah beieinander. Die Abstände sind nur ein Augenzwinkern“, sagt Friedrich, was die jüngsten Nachrichten aus China nur unterlegen.

Ende Juni rauschten die größten Konkurrentinnen bei der China Track League in Luoyang zu einem neuen Weltrekord. Mit einer Zeit von 45,478 Sekunden waren Yufang Guo, Shanju Bao und Liying Yuan fast vier Zehntelsekunden schneller als das deutsche Trio bei ihrem WM-Triumph 2023 in Glasgow. Das dürfte auch die Richtmarke im Velodrome für Gold sein. „Man muss fast jedes Mal Weltrekord fahren, um wieder vorne zu liegen“, sagt Hinze.

Nach dem Teamsprint werden aus dem deutschen Erfolgstrio dann wieder Gegnerinnen. Hinze und Friedrich zählen auch in den Einzeldisziplinen Sprint und Keirin zum Favoritenkreis. „Es gibt bei uns auch Reibereien. Das ist auch normal. Wir finden uns aber auch wieder richtig gut zusammen“, sagt Friedrich. Im Teamsprint sollte alles harmonieren für den Traum von Gold.

Politt und Schachmann mit Außenseiterchancen ins Straßenrennen

Nils Politt hat nach den Strapazen der erfolgreichen Tour de France wieder frische Beine, Maximilian Schachmann ist dem Olympia-Fieber erlegen und voller Vorfreude. Als Zweiergespann mit Außenseiterchancen hoffen die deutschen Radprofis im Straßenrennen der Olympischen Spiele in Paris am Samstag auf eine Überraschung.

„Das Rennen hat einen großen Stellenwert“, sagte Schachmann dem „SID“: „Es hat nicht die Tradition eines jährlich wiederkehrenden Rennens. Aber man ist Olympiasieger, das hat eine Strahlkraft über die einzelne Sportart hinaus.“ Das olympische Straßenrennen sei etwas ganz Besonderes: „Egal, wen man auf der Welt fragt: Mit dem Titel Olympiasieger kann jeder etwas anfangen.“

Favoriten auf dem 272,1 km langen Kurs mit Klassiker-Charakter, der im Finale drei Mal über den Montmartre führt, sind andere. Weltmeister Mathieu van der Poel (Niederlande) träumt von der Goldmedaille.

Zu den größten Rivalen zählen Zeitfahr-Olympiasieger Remco Evenepoel (Belgien) oder Ex-Weltmeister Mads Pedersen (Dänemark). Frankreich hofft auf einen Coup durch Julian Alaphilippe oder Christophe Laporte. Tour-Champion Tadej Pogacar hatte seine Teilnahme abgesagt.

Politt hatte den Slowenen im Juli als Edelhelfer beim Team UAE Emirates zu dessen dritten Triumph im Gelben Trikot verholfen. Nun kann der Kölner wieder eigene Ambitionen verfolgen. „Ich fühle mich ganz gut, habe mich gut erholt“, sagte Politt. Teile des Kurses seien von Paris-Nizza bekannt, „gerade die Strecke außerhalb von Paris. Die Anstiege sind nicht besonders steil, aber nach der Distanz anspruchsvoll.“

Taktisch wird das Rennen mit nur 89 Fahrern über die große Distanz eine Herausforderung für das deutsche Duo. Andere Nationen wie Großbritannien, Frankreich oder Dänemark sind als Quartett stärker aufgestellt.

„Das Rennen ist sehr schwer vorherzusehen. Man muss sich umstellen“, sagte Schachmann, der das Einzelzeitfahren als Neunter beendet hatte: „Wir können das Rennen nicht bestimmen und müssen uns den Gegebenheiten anpassen.“

 

Gold-Hoffnung Hinze würde Freund Levy bezahlen

Im Kampf um olympisches Gold kann die achtmalige Weltmeisterin Emma Hinze auf die Expertise von Ex-Bahnrad-Star Maximilian Levy setzen.

Seit geraumer Zeit sind die beiden ein Paar, von Levy wird sie auch trainiert. Bezahlen muss die 26-Jährige den früheren Weltmeister dafür nicht.

„Ich würde natürlich, aber er möchte das nicht. Er macht das zusätzlich zu seinem Job als Junioren-Bundestrainer – und drei Kinder hat er auch noch“, sagte Emma Hinze der „Sport-Bild“.

Sie wisse das sehr zu schätzen, so die gebürtige Hildesheimerin: „Denn er wird von keiner anderen Stelle dafür bezahlt, dass er mich trainiert. Er hilft mir schlicht, meinen Traum zu verwirklichen.“

Hinze ist zusammen mit Lea Sophie Friedrich und Pauline Grabosch im Teamsprint favorisiert, das Trio holte zuletzt vier WM-Titel in Serie. Auch in den Einzel-Disziplinen Sprint und Keirin gehört Hinze zum Kreis der Mitfavoriten.

 

Vingegaard „hat gezockt und verloren“

Die 15. Etappe der Tour de France brachte im Kampf um das Gelbe Trikot eine kleine Vorentscheidung. Großer Sieger war wieder einmal Rekord-Kletterer Tadej Pogacar, der die wohlüberlegte Taktik von Jonas Vingegaard und Co. erfolgreich torpedierte.

Der Plan von Vingegaards Team auf der 15. Etappe war denkbar einfach: früh attackieren, Tempo hochhalten, Gegner müde fahren und Jonas den Rest machen lassen. Die Idee war auf dem Papier gut, nur gab es mit Pogacar am Sonntag erneut einen Fahrer im Peloton, der schlicht und ergreifend stärker als der Visma-Plan war.

„Tadej und Jonas haben gezeigt, dass sie über den anderen stehen. Aber Tadej steht noch weiter oben. Er ist auf einem anderen Planeten“, zollte Remco Evenepoel dem Slowenen im „Vélo Club“-Interview Respekt für dessen Konter hinauf nach Plateau de Beille.

Pogacar war den Anstieg regelrecht hochgeflogen, distanzierte Vingegaard um mehr als eine Minute und stellte ganz nebenbei noch einen neuen Kletter-Rekord auf.

Das Team Visma konnte sich im Gegenzug nur wenig vorwerfen. Würde da auf der anderen Seite kein „Außerirdischer“ sitzen, wäre der Angriff wohl erfolgreich gewesen. „Sie haben den gleichen Plan in den letzten Jahren mehrfach erfolgreich angewandt. Sie haben alles getan, was sie tun mussten. Aber sie sind einfach in jemanden gerannt, der stärker war“, analysierte der belgische Ex-Profi und heutige Kommentator José De Cauwer bei „Sporza“.

In der Vergangenheit habe Pogacar in so einer Situation auch mal Fehler gemacht, ergänzte De Cauwer. Nicht so am Sonntag. „Visma hat gezockt und verloren. Wenn man in einen Kampf geht, gibt es immer einen Verlierer“, sagte der Experte, in dessen Augen die Tour jetzt entschieden ist. „Wir sehen nicht viele Schwächen bei Pogacar. […] Er scheint der beste Fahrer in diesem Feld zu sein.“

„Absolute Topform“: Pogacar würdigt Vingegaards Leistung

Tadej Pogacar hat nach dem beeindruckenden Comeback-Sieg seines Rivalen Jonas Vingegaard keinerlei Zweifel an der Leistungsfähigkeit des amtierenden Tour-Champions.

„Chapeau an ihn, ein toller und verdienter Sieg. Jeder konnte sehen, dass er in absoluter Topform ist“, sagte der Slowene: „Es wird jetzt ein fairer Kampf.“

98 Tage nach seinem Horrorsturz bei der Baskenland-Rundfahrt hatte sich Jonas Vingegaard nach einem packenden Zweikampf im Zentralmassiv überraschend im Sprint in einer Millimeter-Entscheidung gegen Pogacar durchgesetzt.

Der erste Etappensieg bei der diesjährigen Frankreich-Rundfahrt war hoch emotional für den zweimaligen Tour-Sieger aus Dänemark.

„Dieser Sieg bewegt mich zutiefst“, sagte Vingegaard, der nach der Zieldurchfahrt schnell seine Frau Trine anrief und viele Tränen vergoss: „Sie hat einen großen Teil dazu beigetragen, dass ich zurückkam“, sagte Vingegaard. Er habe „niemals gedacht“, dass er zurück „auf diesem Level“ sei: „Ich hatte viele Selbstzweifel.“

Im April hatte sich Vingegaard mehrere Knochen gebrochen, er verletzte sich schwer an der Lunge und fürchtete sogar um sein Leben.

Bei der Tour schien es zunächst so, als könne Vingegaard nicht sein volles Potenzial abrufen – die Aufholjagd nach Pogacars Attacke 30 km vor dem Ziel und der beeindruckende Kraftakt im Finale in Le Lioran wecken nun aber Hoffnung auf ein packendes Duell in der zweiten Hälfte der 111. Großen Schleife. Am Wochenende wird in den Pyrenäen der nächste Showdown erwartet.

Pogacar gab sich nach der Niederlage äußerlich cool. „Mal sehen, was bei den größeren Anstiegen in den Pyrenäen passiert“, sagte der Anführer vom UAE Team Emirates und ergänzte: „Ich bin wirklich zuversichtlich.“ Nach der elften Etappe beträgt sein Vorsprung auf den drittplatzierten Vingegaard 1:14 Minuten.

Zwischen den beiden Dominatoren der vergangenen Jahre liegt noch Remco Evenepoel, der wie Primoz Roglic (Slowenien) vom deutschen Team Red Bull-Bora-hansgrohe im Gigantenduell an der Spitze aber anscheinend nicht mithalten kann.

„Jonas und Tadej sind in einer eigenen Liga, auf einem anderen Level“, räumte der belgische Shootingstar von Soudal Quick-Step ein.