Improvisierte Siegerehrung für Vingegaard

Jonas Vingegaard kam aus dem Grinsen gar nicht mehr heraus. In seinem Roten Trikot betrat der dänische Radstar nach seinem Triumph bei der Vuelta das Podium, dann reckte er seinen Pokal in die Höhe.

Doch von seiner Traumvorstellung war diese Siegerehrung dann doch weit entfernt – denn die eigentliche war ja ausgefallen, nach dem Abbruch der 80. Spanien-Rundfahrt ausgelöst durch pro-palästinensische Demonstranten.

Also mussten Vingegaard (Visma-Lease a bike) und Co. improvisieren. Auf dem Parkplatz vor dem Teamhotel bauten die Fahrer am späten Sonntagabend mit Kühlboxen ein Podium nach, dahinter spannten sie eine Sponsorenwand auf, wie auf Bildern des dänischen Fernsehsenders TV2 zu sehen war. Joao Almeida (UAE Emirates-XRG) und Tom Pidcock (Q36.5 Pro Cycling) komplettierten das Podest. Auch Mads Pedersen (Grünes Trikot), Jay Vine (Bergtrikot) und Matthew Riccitello (Weißes Trikot) vom Israel-Premier-Tech-Team wurden geehrt. Aus einer Musikbox erklang der Rocky-Klassiker Eye of the Tiger von Survivor.

„Ich bin sehr stolz auf diesen Gesamtsieg, meine erste Vuelta und die dritte Grand Tour meiner Karriere“, sagte Vingegaard, der 2022 und 2023 die Tour de France gewonnen hatte: „Es waren drei harte Wochen. In der ersten Woche fühlte ich mich sehr stark und konnte zweimal gewinnen. Danach hatte ich eine schwierigere Phase, aber zum Glück kam ich am letzten Wochenende wieder zurück.“

 

Vingegaard hat zuvor noch „großes Ziel“

Zweimal konnte Jonas Vingegaard die Tour de France bereits gewinnen. Ein Triumph beim Giro d’Italia oder der aktuell laufenden Vuelta e Espana fehlt dem dänischen Superstar noch. Bevor der 28-Jährige seine Laufbahn beendet, würde er die drei prestigeträchtigen Rundfahrten zumindest jeweils einmal gewonnen haben, wie er nun in einem Interview verriet.

„Wenn ich hier bei der Vuelta a España gewinnen könnte, wäre es meiner Meinung nach wirklich cool, nächstes Jahr den Giro zu fahren, um zu sehen, ob ich alle drei gewinnen kann. Das wäre ein großes Ziel für mich“, sagte der Kapitän von Visma Lease a Bike gegenüber dem dänischen TV-Sender „TV 2 Sport“ auf Nachfrage, was er vor einem möglichen Karriereende gerne noch erreichen würde.

Sollte Vingegaard das gelingen, würde er erst als zehnter Radfahrer der Geschichte bei allen drei Grand Tours triumphieren. Zu den Superstars denen das bislang gelang, gehören unter anderem prominente Namen wie Tadej Pogacar, Eddy Merckx oder Christopher Froome.

Zumindest den Gesamtsieg bei der aktuell laufenden Spanien-Rundfahrt könnte der Gesamtzweite der diesjährigen Tour de France schon nächste Woche von seiner Liste streichen.

Nach 16 von 21 Etappen führt der Däne das Feld mit 48 Sekunden Vorsprung auf Joao Almeida von UAE Team Emirates an. Dritter in der Gesamtwertung ist Thomas Pidcock. Der Brite von Q36.5 Pro Cycling Team liegt allerdings schon 2:38 Minuten zurück. Ganz fit in den Vuelta-Endspurt geht Vingegaard aber offenbar nicht.

„Ich hatte ein bisschen Halskratzen, aber mittlerweile geht es mir besser“, sagte er am Dienstag bei „Eurosport“. „Es scheint, als ob viele im Feld etwas angeschlagen sind. Mich beeinträchtigt das aber nicht.“

Nach dem Ende der Vuelta wird Vingegaard – anders als Tadej Pogacar oder Primoz Roglic – nicht zur WM nach Ruanda reisen. Für den 28-Jährige bleibt es nach eigener Aussage aber ein „Traum“, irgendwann das Regenbogen-Trikot des Weltmeisters tragen zu dürfen: „Ich habe nur in Eintagesrennen nicht wirklich gute Leistungen gezeigt, deshalb habe ich das etwas zurückgestellt. Wenn es eine Weltmeisterschaft gibt, die mir liegt und in meinen Kalender passt, werde ich auf jeden Fall daran teilnehmen.“

Van Aert gibt Comeback nach Vuelta-Sturz

Der belgische Radstar Wout van Aert bestreitet in dieser Woche seinen ersten Wettkampf nach seinem schweren Sturz bei der Vuelta vor rund vier Monaten.

Der 30-Jährige vom Team Visma-Lease a Bike geht laut des belgischen TV-Senders „Sporza“ am Freitag beim Cyclocross-Rennen in Loenhout/Belgien an den Start und trifft dort gleich auf seinen großen Rivalen Mathieu van der Poel (Niederlande).

Anfang der Woche hatte van Aert sein Comeback krankheitsbedingt noch verschoben.

Im September war van Aert, der in Paris in diesem Sommer im Zeitfahren die olympische Bronzemedaille gewonnen hatte, bei der Spanien-Rundfahrt zum zweiten Mal in diesem Jahr schwer gestürzt.

Dabei verletzte sich der Allrounder am Knie und verpasste deshalb die Straßen-WM in der Schweiz. Der dreimalige Cross-Weltmeister absolviert im Winter ein reduziertes Programm als Vorbereitung auf die Straßensaison.

Nach seinem nächsten Ausraster ist Bahnradsportler Jan-Willem van Schip bis Februar 2025 gesperrt worden. Das teilte der Radsport-Weltverband UCI mit, der eine Untersuchung gegen den Niederländer nach dessen unflätigen Gesten bei der WM in Kopenhagen im Oktober eingeleitet hatte. Die Sperre gilt vom 27. Dezember bis einschließlich 1. Februar, zudem muss van Schip eine Geldstrafe in nicht genannter Höhe zahlen.

Der 30-Jährige war bei den Titelkämpfen in Dänemark im Ausscheidungsfahren disqualifiziert worden und hatte beim Verlassen der Bahn laut UCI „anstößige und sehr eindeutige Gesten“ getätigt. Van Schip hat die Strafe bereits akzeptiert.

Der zweimalige Weltmeister hatte bereits bei den Olympischen Spielen in Paris für einen Skandal gesorgt. Im Madison-Finale hatte er seinen britischen Gegner Oliver Wood mit dem Kopf gerammt und so zu Fall gebracht. Wood befand sich in diesem Moment allerdings nicht im Rennen, sondern im Innenraum knapp neben der Strecke. Wood musste sich wegen Verdachts auf eine Gehirnerschütterung untersuchen lassen, bevor er wieder aufs Rad steigen konnte.

Van Schip wollte sich nach dem Rennen nicht zu dem Vorfall äußern, gemeinsam mit ihm wurde auch sein unbeteiligter Teamkollege Yoeri Havik disqualifiziert. Van Schip wurde zusätzlich mit einer Geldstrafe in Höhe von 1.000 Schweizer Franken belegt.

Nach Horrorsturz: Vingegaard verlässt Krankenhaus

Zwölf Tage nach seinem schweren Sturz hat Tour-de-France-Sieger Jonas Vingegaard das Krankenhaus verlassen.

Das teilte sein Team Visma-Lease a bike mit. „Ich möchte mich bei dem medizinischen Team bedanken, das sich so gut um mich gekümmert hat. Und ich möchte mich bei allen für die moralische Unterstützung bedanken“, sagte Vingegaard.

Der Däne war bei der Baskenland-Rundfahrt in einer Abfahrt gestürzt und lag seitdem im Alava Universitätsklinikum in Vitoria.

Bei dem Sturz hatte sich der 27-Jährige das Schlüsselbein und mehrere Rippen gebrochen sowie eine Lungenverletzung erlitten.

Vingegaard wird nun nach Dänemark oder an seinen neuen Wohnsitz in der Schweiz reisen, um die Regeneration fortzusetzen. Zum weiteren Saisonverlauf und ob die Teilnahme an der Tour realistisch ist, äußern sich weder Vingegaard noch sein Team.