Sturz-Drama um Degenkolb bei Paris-Roubaix – Van der Poel siegt

John Degenkolb stürzt im entscheidenden Moment, Mathieu van der Poel jubelt nach einem Defekt seines Erzrivalen Wout van Aert im legendären Velodrom von Roubaix.

In einem dramatischen Finale hat der Niederländer seinen ersten Sieg in der Hölle des Nordens gefeiert und am Ostersonntag den Klassiker Paris-Roubaix gewonnen. Nach 257 Kilometern – davon 54,5 über brutales Kopfsteinpflaster – setzte sich der Cross-Weltmeister als Solist durch und triumphierte drei Wochen nach Mailand-Sanremo bei seinem zweiten Monument des Radsports in diesem Jahr.

Platz zwei sicherte sich der Belgier Jasper Philipsen vor seinem Landsmann van Aert. Der bravourös kämpfende Degenkolb belegte nach einem Sturz in der entscheidenden Phase Platz sieben und verpasste so seinen zweiten Triumph in Roubaix nach 2015. Trotz des Unglücks zeigte der 34-Jährige eine starke und kaum noch für möglich gehaltene Leistung. Max Walscheid rundete als Achter das starke Auftreten der deutschen Radprofis ab.

„Es ist unglaublich, wie wir als Team gefahren sind. Jasper wird Zweiter. Es geht nicht besser. Ich hatte einen der besten Tage auf dem Rad. Immer wieder habe ich attackiert, aber ich konnte die anderen nicht abhängen. Als Wout Defekt hatte, bin ich so schnell ich konnte gefahren. Natürlich ist das Pech, aber das ist Teil des Rennens“, sagte van der Poel.

Die Entscheidung fiel einmal mehr im Sektor Carrefour de l’Arbre etwa 18 Kilometer vor dem Ziel. Zunächst stürzte Degenkolb nach einer Kollision mit van der Poel, woraufhin van Aert attackierte. Der Belgier setzte sich mit van der Poel ab, doch kurz vor dem Ende des 2,3 Kilometer langen Abschnitts erlitt er einen Hinterraddefekt. Van der Poel nutzte das Pech seines Erzrivalen und fuhr zu seinem ersten Roubaix-Sieg.

Das Peloton hatte von Beginn an soliden Druck auf den Pedalen, allein in den ersten beiden Rennstunden lag der Schnitt bei über 50 Kilometern pro Stunde. Erinnerungen an das Highspeed-Rennen aus dem Vorjahr wurden wach, als am Ende das mit 45,792 km/h schnellste Roubaix der Geschichte in der Statistik stand. Routinier Degenkolb hatte damals beklagt, nicht einmal Zeit für eine Pinkelpause gehabt zu haben.

Im Dauerregen: Laporte siegt bei Rad-Klassiker

Arm in Arm mit seinem Teamkollegen Wout van Aert hat der Franzose Christophe Laporte im strömenden Regen erstmals den belgischen Radklassiker Gent-Wevelgem gewonnen.

Der WM-Zweite siegte vor dem belgischen Mitausreißer van Aert, der nach 261 Kilometern auf einen Zielsprint zugunsten seines Kollegen aus dem Jumbo-Visma-Team verzichtet hatte. Für Laporte, der im vergangenen Jahr eine Etappe bei der Tour de France gewann, ist es der erste Sieg bei einem großen Klassiker. Den dritten Platz belegte der Belgier Sep Vanmarcke im Sprint der ersten Verfolgergruppe.

Van Aert und Laporte hatten sich bei der zweiten von drei Überquerungen des Kemmelberg 53 Kilometer vor dem Ziel aus der ersten Gruppe abgesetzt und ihren Vorsprung immer weiter ausgebaut. Damit zeigte sich der niederländische Jumbo-Visma-Rennstall wieder als dominierende Mannschaft in diesem Jahr. Laporte sorgte bereits für den 19. Saisonsieg der Schwarz-Gelben.

Eine ordentliche Platzierung fuhr der deutsche Meister Nils Politt als Mitglied der ersten Verfolgergruppe ein. „Es war super kalt. Jeder ist total müde und leer“, sagte der Kölner, der vor allem beim Frühjahrsklassiker Paris-Roubaix in zwei Wochen um den Sieg mitkämpfen will. Für den letzten von drei deutschen Siegen bei Gent-Wevelgem hatte John Degenkolb im Jahr 2014 gesorgt.

Immer wieder war es auf den glitschigen Straßen zu Stürzen gekommen, auch prominente Namen wurden nicht verschont. So mussten die beiden Ex-Weltmeister Michal Kwiatkowski (Polen) und Filippo Ganna (Italien) aus dem Ineos-Team das Rennen vorzeitig beenden. Einige Fahrer wie Sprintstar Mark Cavendish (Großbritannien) und Rick Zabel hatten kurzfristig auf einen Start verzichtet.