Vingegaard kritisiert Änderung an ikonischer Tour-Etappe

Radsport-Superstar Jonas Vingegaard kann die Entscheidung der Tour-de-France-Organisatoren, die ikonische Schlussetappe in Paris zu verändern, nicht nachvollziehen.

Die Organisatoren der Tour de France wollen den Radsport-Fans in diesem Jahr zum Abschluss der Großen Schleife ein weiteres Highlight liefern: Auf der letzten Etappe am 27. Juli erklimmen die Fahrer in diesem Jahr den Montmatre, auf Kopfsteinpflaster geht es auch an der berühmten Basilika Sacré-Coeur vorbei.

Die Änderung des Streckenverlaufs hat einen guten Grund. Bereits bei den Olympischen Spielen vor einem Jahr verlief das Straßenrennen über den Montmatre, die spektakulären Bilder gingen damals um die Welt.

Während sich Fans auf jede Menge Renn-Action freuen dürfen, sind viele der Tour-de-France-Starter wenig begeistert. So auch der zweifache Sieger Jonas Vingegaard, der Kritik an der Entscheidung übte.

„Um ehrlich zu sein, ist das meiner Meinung nach keine gute Idee“, stellte er in einer Medienrunde klar. Bei den Olympischen Spielen sei die Fahrt über den Montmatre noch „großartig“ gewesen, doch bei der Großen Frankreich-Rundfahrt seien die Voraussetzungen ganz andere. „Damals waren nur 50 Fahrer im Peloton, als sie am Montmatre ankamen. Bei der Tour de France werden es 150 Fahrer sein, die auf einem engen Anstieg um die beste Position kämpfen. Es könnte weitaus stressiger werden, als die Organisatoren erwarten.“

Der Däne ist längst nicht der einzige Top-Fahrer, der skeptisch ist. Auch Olympiasieger Remco Evenepoel hätte sich gewünscht, dass einfach beim Status quo bleibt. „Wir werden in der ersten Tour-Woche schon genug Kämpfe austragen. Da Montmatre nun dazu kommt, heißt es, dass wir auch am letzten Tag um Positionen kämpfen müssen“, so der Belgier gegenüber „Sporza“: „Wir werden schon müde genug sein.“

Traditionell besteht das letzte Teilstück der Frankreich-Rundfahrt aus einer „tour d’honneur“, das Gelbe Trikot wird nicht mehr angegriffen.

Die abschließende Etappe gipfelt in einem Acht-Runden-Sprint auf den Champs-Élysées, dem Pariser Pracht-Boulevard. In diesem Jahr kehrt das Tour-Finale in die Hauptstadt zurück, nachdem die Rundfahrt 2024 wegen Olympia in Nizza geendet war.

Pogacar: Attacke auf Vingegaard war anders geplant

Bei der Tour de France 2024 setzte der spätere Sieger Tadej Pogacar auf der 4. Etappe das erste Ausrufzeichen. Der Slowene attackierte die Konkurrenz am Col du Galibier, setzte sich leicht ab und vergrößerte seinen Vorsprung in der Abfahrt entscheidend. Plan A sah eigentlich anders aus.

Wie Tadej Pogacar im Interview mit seinem Sponsor „MyWhoosh“ zugab, verlief die vierte Etappe der diesjährigen Tour de France nicht so, wie er es sich im Vorfeld vorgestellt hatte. Vor allem den Anstieg am Col du Galibier hatte der Superstar anders geplant.

„Mein ursprünglicher Plan sah vor, dass ich früher am Anstieg attackiere. Aber dann bin ich erst einen Kilometer vor dem Gipfel angetreten“, blickte der Slowene auf das vierte Teilstück zurück. Die Folge seiner (zu) späten Attacke: Pogacar hatte beim Überqueren der Bergwertung nur einen Vorsprung von wenigen Sekunden. „Die Lücke war nicht so groß, wie ich gehofft hatte.“

Diese kleine Lücke baute er auf dem Weg ins Tal aber konsequent aus. In der Abfahrt riskierte der UAE-Emirates-Fahrer enorm viel. „Selbst, um nur ein Polster von zehn oder 20 Sekunden zu haben, wusste ich, dass ich [in der Abfahrt] alles geben muss“, erinnerte sich Pogacar, der letztlich mit einem Vorsprung von 35 Sekunden vor seinem ersten Verfolger ins Ziel kam.

Geholfen hat ihm an jenem Tag besonders seine Streckenkenntnis, schilderte der Slowene: „Ich wusste, dass die Jungs hinter mir gute Abfahrer sind. Jonas [Vingegaard] kann sehr gut abfahren. Deswegen stand ich schon ein bisschen unter Druck, die Lücke zu vergrößern. Aber ich kannte die Abfahrt, deswegen habe ich mich etwas wohler gefühlt.“

Dennoch war die Abfahrt vom Galibier an jenem 2. Juli eine „der härtesten, die ich je gefahren bin“, sagte Pogacar: „Weil es so viel Serpentinen gibt und ich im Grunde aus jeder heraus voll gesprintet bin. Der Aufwand für 20 Minuten Abfahrt war schon ziemlich groß, weil es nicht nur den technischen Teil gab, sondern auch viele Sprints.“

 

Roglic wollte Karriere nach Tour-Sturz beenden

Anfang September tütete Primoz Roglic seinen vierten Gesamtsieg bei der Vuelta ein. Wenige Wochen zuvor wusste der Slowene noch gar nicht, ob er nach seinem schweren Sturz bei der Tour de France 2024 noch einmal ins Radsport-Business zurückkehren würde.

Im Gespräch mit der großen slowenischen Tageszeitung „Delo“ gab Primoz Roglic zu, im Anschluss an seinen schweren Sturz auf der 12. Etappe der diesjährigen Tour de France über einen Rücktritt nachgedacht zu haben.

Am Ende sei auch er „nur ein Mensch“, schilderte der Superstar seine Gefühlswelt, nachdem er sich bei der Frankreich-Rundfahrt eine Wirbelfraktur zuzog und die Tour zum dritten Mal in Folge nach 2021 und 2022 vorzeitig aufgeben musste.

„Als mir das schon wieder passiert ist, habe ich angefangen darüber nachzudenken, was ich brauche“, sagte Roglic. Er habe sich die Frage gestellt: „Will ich weiterhin Teil der Radsport-Welt sein und all das durchmachen?“ Am Ende kam der 34-Jährige aber zu einer klaren Antwort – und einer richtigen, wie sein insgesamt vierter Gesamtsieg bei der Vuelta wenige Wochen später zeigte.

All die ganzen „unschönen Vorfälle“, die er in seiner Karriere durchgemacht habe, „haben mir auch viele positive Dinge gebracht. Die Unterstützung von meiner Familie und anderen, die ich bekomme, wenn ich nach einem Sturz aufstehe, ist außergewöhnlich“, schwärmte der Slowene von seinem inneren Kreis und den Menschen, die ihm besonders nahe stehen.

Trotz dieser Unterstützung sei es ihm schwer gefallen, mit Schmerzen zurück auf den Sattel zu steigen. „Aber die Unterstützung hat es leichter gemacht, die Entscheidung zu treffen, weiterzumachen. Am Ende war die Entscheidung, die Vuelta nach einem weiteren Sturz bei der Tour zu fahren, ziemlich einfach“, sagte der Superstar.