Nach Traumsaison: Pogacar plant nächsten Großangriff

Der Siegeshunger des slowenischen Radsportstars Tadej Pogacar ist längst nicht gestillt – auch nicht nach seiner unglaublich erfolgreichen Saison 2024.

Im kommenden Jahr plant der Dominator neben der Verteidigung seines Weltmeistertitels erneut den Angriff auf den Sieg bei zwei der drei großen Landesrundfahrten.

„Die Tour ist die Tour, und sie wird auch nächstes Jahr meine Priorität sein, zusammen mit der Weltmeisterschaft“, sagte Pogacar bei einer Medienrunde seines UAE-Teams in Spanien am Dienstag. Neben dem wichtigsten Radrennen der Welt (5. bis 27. Juli) wolle er zudem entweder den Giro d’Italia (9. Mai bis 1. Juni) oder die Spanien-Rundfahrt (23. August bis 14. September) bestreiten. Eine Entscheidung soll fallen, sobald die jeweiligen Strecken bekannt gegeben wurden.

„Ich würde gerne einmal alle drei Touren fahren, aber wir haben 30 Fahrer im Team, und ich kann nicht alles fahren“, sagte Pogacar, der im September in Ruanda sein Regenbogentrikot des Weltmeisters verteidigen will.

Beginnen soll Pogacars Saison bei der UAE Tour Ende Februar, anschließend greift er bei einer Reihe von Frühjahrsklassikern an – auf den berühmtesten von ihnen, Paris-Roubaix, verzichtet er allerdings.

Das vergangene Jahr sei für den 26-Jährigen ein „außergewöhnliches“ gewesen, betonte Pogacar: „Ich hatte eine tolle Zeit. Alles lief super, ich war bei jedem Rennen in Topform.“

Als erstem Fahrer seit Marco Pantani 1998 gelang ihm 2024 das Double aus Giro- und Tour-Sieg, anschließend krönte er seine Saison mit seinem ersten Triumph bei der Straßen-Weltmeisterschaft.

Personal-Überraschung bei Pogacar-Team

UAE Team Emirates, Arbeitgeber von Radsport-Superstar Tadej Pogacar, hat eine überraschende Verpflichtung verkündet.

Wie das Team am Montag bekannt gab, wird Julius Johansen ab 2025 für UAE Team Emirates fahren. Demnach unterschreibt der Däne einen Einjahresvertrag.

Die Planungen für die kommende Radsport-Saison seien damit abgeschlossen, heißt es in einer Mitteilung. Insgesamt 29 Fahrer gehen 2025 für die Mannschaft aus den Vereinigten Arabischen Emiraten an den Start.

„Ich bin unglaublich dankbar für das Vertrauen, das das UAE Team Emirates in mich setzt und mir diese großartige Chance gibt“, sagte Johansen und führte weiter aus: „Das ist ein wahr gewordener Traum. Teil einer solchen Erfolgskultur zu sein, ist wirklich inspirierend. Ich freue mich darauf, dem Team zu vielen Siegen zu verhelfen. Ich kann es kaum erwarten, loszulegen und alle kennenzulernen – ich bin bereit, alles zu geben.“

Auch UAE-CEO Mauro Gianetti kam in der Pressemitteilung zu Wort. „Wir freuen uns sehr, Julius im Team begrüßen zu dürfen“, sagte der Schweizer. Johansen habe bereits „viel Erfahrung“ auf der UCI WorldTour gesammelt. „Wir glauben, dass sein Profil das Team und unsere Anführer stärken kann“, betonte der Teamboss.

Die Verpflichtung von Julius Johansen kommt durchaus überraschend. „Der schockierende Wechsel ist Realität“, schrieb zum Beispiel der dänische Sender „TV2“.

Die größten Erfolge feierte der 25-Jährige bislang im Juniorenbereich. 2017 krönte er sich zum Juniorenweltmeister, 2018 und 2020 wurde er dänischer U23-Meister. Gute Ergebnisse bei den Profis konnte er noch nicht vorweisen.

2022 war Johansen bei der Vuelta a Espana auf Platz 129 in der Gesamtwertung gelandet, ein Jahr später kletterte er auf Rang 98.

Bis 2020 war Johansen noch erfolgreich auf der Bahn unterwegs. 2020 krönte er sich in der Mannschaftsverfolgung zum Weltmeister.

Der Däne stand zuletzt beim portugiesischen Team Sabgal/Anicolor unter Vertrag.

Pogacar kann „alle Rekorde brechen“

Die Tour-de-France-Rekorde von Doping-König Lance Armstrong sind längst aus den Büchern gestrichen, vier Fahrer gelten mit je fünf Siegen als erfolgreichste Teilnehmer der Geschichte. Der Franzose Bernard Hinault ist einer von ihnen. Er fürchtet allerdings, dass es schon bald einen neuen Rekordhalter geben könnte: Tadej Pogacar.

Noch hat Tadej Pogacar einen weiten Weg vor sich, um in der Siegerliste der Tour de France alleiniger Spitzenreiter zu werden. Der Slowene gewann die Frankreich-Rundfahrt in den Jahren 2020, 2021 und 2024, vor ihm rangieren in der Bestenliste noch Chris Froome (4), Miguel Indurain, Eddy Merckx, Jacques Anquetil und Bernard Hinault (je 5). Letzterer traut Pogacar aber durchaus zu, dass hinter seinem Namen irgendwann eine 6 steht.

„Pogacar wird in der Lage sein, alle möglichen Rekorde zu brechen. Wer soll in der Lage sein, ihn zu stoppen?“, sagte Hinault im Interview mit der italienischen Sportzeitung „Gazzetta dello Sport“. Sollte es keine „unvorhergesehenen Umstände“ geben, werde Pogacar dies gar „ohne Probleme“ schaffen, prophezeite die französische Radsport-Legende.

„Was mich an ihm mehr als alles andere beeindruckt, ist, dass er die Tour im Alter von 26 Jahren schon drei Mal gewonnen hat. Und bei den Tours, die er nicht gewonnen hat, war er Zweiter. Es steht völlig außer Frage, dass er mindestens sechs Tours de France gewinnen kann“, glaubt Hinault.

Der Franzose ist zudem davon überzeugt, dass Pogacar mehr als „nur“ Tour-Geschichte schreiben kann. Laut Hinault ist der Slowene auch in der Lage, als erster Radsportler überhaupt in einem Jahr den Giro, die Tour und die Vuelta zu gewinnen. Dies gelang bisher keinem Fahrer – auch, weil nur wenige die brutal harte Trilogie überhaupt in Angriff nahmen.

Pogacar hat zumindest das Double aus Giro und Tour im Jahr 2024 direkt in seinem ersten Versuch eingetütet. Die Vuelta fuhr der UAE-Emirates-Fahrer dann aber nicht mehr. An der Spanien-Rundfahrt nahm er erst ein Mal teil. In der Saison 2019 fuhr er hier als Dritter direkt aufs Podest.

Vingegaard-Coach: So wollen wir Pogacar 2025 schlagen

Selten hat ein Fahrer eine Radsportsaison dermaßen dominiert, wie Tadej Pogacar im Jahr 2024. Jonas Vingegaard war einer der Leidtragenden. Der Däne will in der kommenden Saison wieder neu angreifen. Das ist allerdings einfach gesagt als getan, glaubt sein Coach.

Was ist nötig, um einen der vielleicht besten Radsportler aller Zeiten zu bezwingen? Diese Frage stellen sich allen voran Jonas Vingegaard und sein Team, die in diesem Jahr bei der Tour de France vom Slowenen die Grenzen aufgezeigt bekommen haben.

„Was Pogacar in diesem Jahr gemacht hat, ist mehr als beeindruckend. Er scheint fast keine Schwäche zu haben“, zog Vingegaards Coach Tim Heemskerk im „Velo“-Gespräch den Hut vor dem größten Rivalen. „Pogacar hat die Latte in diesem Jahr angehoben. Jetzt müssen wir diese Lücke schließen.“

Die große Frage ist: Wie? Heemskerk dazu: „Mit einer vernünftigen Vorbereitung und einigen Änderungen im Training und der Ernährung kann Jonas die Tour natürlich wieder gewinnen. Aber es gibt keine Zweifel, dass wir uns in allen Bereichen verbessern müssen, um das zu schaffen.“

Zu besagten Bereichen gehört nicht nur die Ausdauer, sondern auch die Kraft. „Wir haben die Zahlen gesehen, die Pogacar und auch Evenepoel am Plateau de Beilles und am St. Luca getreten haben. Pogacar war bei jeder Art der Belastung top. Darauf müssen auch wir hinarbeiten.“

Zudem müsse er mit dem Dänen auch an der Explosivität arbeiten, betonte der Visma-Trainer. Dieser Bereich sei jedoch sehr schwer zu trainieren und benötige viel Zeit, schilderte Heemskerk.

Außer Frage steht für den Trainer, dass Vingegaard seinen großen Rivalen bei der Tour de France 2025 nur schlagen kann, wenn er mehr oder minder sein ganzes Leben darauf ausrichtet.

„Wir müssen uns alle Bereiche anschauen, um Jonas‘ Leben so zu gestalten, dass er in der Lage ist, die Lücke zu schließen. Wir müssen zusehen, dass wir es so organisieren, dass er Zeit mit seiner Familie hat und trotzdem noch etwas mehr aus dem Training herausbekommen kann. […] Jonas muss glücklich und bei seiner Familie sein, aber er braucht auch die richtige Umgebung, um Leistung zeigen zu können“, sagte Heemskerk.

 

Pogacar: Attacke auf Vingegaard war anders geplant

Bei der Tour de France 2024 setzte der spätere Sieger Tadej Pogacar auf der 4. Etappe das erste Ausrufzeichen. Der Slowene attackierte die Konkurrenz am Col du Galibier, setzte sich leicht ab und vergrößerte seinen Vorsprung in der Abfahrt entscheidend. Plan A sah eigentlich anders aus.

Wie Tadej Pogacar im Interview mit seinem Sponsor „MyWhoosh“ zugab, verlief die vierte Etappe der diesjährigen Tour de France nicht so, wie er es sich im Vorfeld vorgestellt hatte. Vor allem den Anstieg am Col du Galibier hatte der Superstar anders geplant.

„Mein ursprünglicher Plan sah vor, dass ich früher am Anstieg attackiere. Aber dann bin ich erst einen Kilometer vor dem Gipfel angetreten“, blickte der Slowene auf das vierte Teilstück zurück. Die Folge seiner (zu) späten Attacke: Pogacar hatte beim Überqueren der Bergwertung nur einen Vorsprung von wenigen Sekunden. „Die Lücke war nicht so groß, wie ich gehofft hatte.“

Diese kleine Lücke baute er auf dem Weg ins Tal aber konsequent aus. In der Abfahrt riskierte der UAE-Emirates-Fahrer enorm viel. „Selbst, um nur ein Polster von zehn oder 20 Sekunden zu haben, wusste ich, dass ich [in der Abfahrt] alles geben muss“, erinnerte sich Pogacar, der letztlich mit einem Vorsprung von 35 Sekunden vor seinem ersten Verfolger ins Ziel kam.

Geholfen hat ihm an jenem Tag besonders seine Streckenkenntnis, schilderte der Slowene: „Ich wusste, dass die Jungs hinter mir gute Abfahrer sind. Jonas [Vingegaard] kann sehr gut abfahren. Deswegen stand ich schon ein bisschen unter Druck, die Lücke zu vergrößern. Aber ich kannte die Abfahrt, deswegen habe ich mich etwas wohler gefühlt.“

Dennoch war die Abfahrt vom Galibier an jenem 2. Juli eine „der härtesten, die ich je gefahren bin“, sagte Pogacar: „Weil es so viel Serpentinen gibt und ich im Grunde aus jeder heraus voll gesprintet bin. Der Aufwand für 20 Minuten Abfahrt war schon ziemlich groß, weil es nicht nur den technischen Teil gab, sondern auch viele Sprints.“

 

Tadej Pogacar unschlagbar? Jens Voigt glaubt nicht dran

Tadej Pogacar hat die Radsportsaison 2024 beinahe nach Belieben dominiert. Jens Voigt traut dem Slowenen einen ähnlichen Lauf auch 2025 zu. Derart absurde Zahlen wie in den letzten Monaten wird der Giro- und Tour-Sieger in den Augen des ehemaligen deutschen Profis allerdings wohl kaum produzieren.

Die Radsportsaison 2024 stand ganz im Zeichen von Tadej Pogacar. Der Slowene gewann nicht nur den Giro und die Tour, sondern auch den Straßen-WM-Titel sowie einige bedeutende Klassiker wie Lüttich-Bastogne-Lüttich. Jens Voigt traut dem UAE-Emirates-Fahrer auch 2025 viel zu, ein weiteres rekordverdächtiges Jahr sieht er aber eher nicht.

„Nach diesem Jahr, in dem alles für ihn gelaufen ist und er mit dem Grand Slam aus Giro, Tour und WM Geschichte geschrieben hat, ist es fast unmöglich, das noch einmal zu wiederholen und noch einmal 25 Siege zu feiern“, sagte Voigt im „Odd Tandem“-Podcast mit seinem früheren Teamkollegen Bobby Julich.

Was traut Voigt dem slowenischen Dominator zu? „Er wird ganz sicher zwischen zehn und 15 Rennen gewinnen, aber nochmal 25? Ich wünsche ihm nur das Beste, aber noch einmal so eine Saison zu haben, wäre fast schon einmalig. Aber ich bin mir sicher, dass er spektakulär und großartig sein wird und locker zehn bis 15 Rennen nächstes Jahr gewinnt.“

Auch Julich zweifelt an einem weiteren denkwürdigen Pogacar-Jahr. „Im Radsport ändern sich die Dinge schnell. Man kann eine Saison wie er haben und im nächsten Jahr nicht annähernd so gut sein“, sagte der US-Amerikaner.

Was für Julich jedoch außer Frage steht, ist, dass Pogacar aktuell die klare Nummer eins der Welt ist. „Es gibt im Moment keinen Weg, ihn davon abzuhalten, mindestens ein Viertel aller Rennen zu gewinnen, an denen er teilnimmt. Er fährt sein Rad einfach auf einem komplett anderen Level“, schwärmte der frühere Profi.

„Könnte es schaffen“: Pogačar plant historischen Coup

Den Traum von Siegen bei allen drei großen Landesrundfahrten in einem Jahr hegt Tadej Pogačar weiterhin.

„Ich könnte das vielleicht in einer Saison schaffen, wenn ich etwas älter bin“, sagte der Straßenrad-Weltmeister. Siege beim Giro d’Italia, der Tour de France und der Vuelta a España sind in einem Jahr noch niemandem gelungen. Der 26-Jährige gewann in diesem Jahr in Italien und Frankreich, siegte dann bei der WM.

Dass Pogačar in diesem Jahr nicht auch den Gesamtsieg bei der Vuelta anging, hatte unter anderem in seiner Heimat Slowenien für Unverständnis gesorgt. Der Ausnahme-Radprofi verteidigt sich nun, er wollte anderen Profis aus seiner Mannschaft eine Siegchance einräumen. „Ich respektiere meine Teamkollegen. Es gibt keinen Grund, in meinem Team gierig zu sein und mir Feinde zu machen, wo ich zu Hause bin“, sagte Pogačar.

Zudem lag der Fokus ganz auf dem Gewinn der WM in Zürich – auch aus modischen Gründen. „Die Rosa Trikot (Giro) und das Gelbe Trikot (Tour) sind schön, aber man kann sie nur drei Wochen tragen. Das Regenbogen-Trikot trägt man in allen Rennen, es sticht immer heraus. Die Leute sehen immer gleich, da ist der Weltmeister“, sagte Pogačar.

Im kommenden Jahr werde er erneut an zwei großen Landesrundfahrten teilnehmen. Die Tour im Juli gilt als gesetzt, im August und September wird er dann wohl den ersten Sieg bei der Vuelta anstreben. In Spanien war er 2019 auf Platz drei gefahren. Im Frühjahr wird er vermutlich außerdem versuchen, den Klassiker Mailand-Sanremo zu gewinnen. Bei „La Primavera“ war bisher nicht mehr als der dritte Platz drin.

Pogacar bei Matthews-Sieg in Quebec Siebter

Radsport-Superstar Tadej Pogacar hat bei der Rückkehr ins Renngeschehen nach rund acht Wochen Ruhepause einen weiteren großen Sieg verpasst. Beim World-Tour-Rennen um den Großen Preis von Quebec in Kanada musste sich der dreimalige Tour-Champion aus Slowenien nach 201,6 km beim Sieg des Australiers Michael Matthews mit Rang sieben begnügen.

Pogacar (UAE Team Emirates) hatte auf der letzten Runde des selektiven Kurses mit knackigen Anstiegen angegriffen, sich aber nicht entscheidend absetzen können. Somit kam es zum Sprint einer großen Gruppe, den Michael Matthews (Jayco-AlUla) für sich entschied. Der 33-Jährige gewann bei der 13. Auflage des Rennens zum nach 2018 und 2019 dritten Mal.

Zweiter wurde Biniam Girmay (Eritrea), der bei der Tour de France das Grüne Trikot gewonnen hatte, vor dem Franzosen Rudy Mollard. Bester Deutscher war der Berliner Maximilian Schachmann vom Team Red Bull-Bora-hansgrohe auf Platz 27.

Pogacar hatte nach seinem überlegenen Sieg bei der Tour de France auf einen Start bei den Olympischen Spielen von Paris verzichtet. Der Slowene hatte dies neben der körperlichen Erschöpfung auch mit dem Ärger über die Nicht-Nominierung seiner Freundin Urska Zigart begründet.

Pogacar fährt am Sonntag noch das Quebec-„Schwesterrennen“ in Montreal, danach geht es zurück nach Europa. In Zürich will Pogacar am 29. September erstmals Weltmeister werden, im Straßenrennen dürfte es zum großen Duell um Gold mit Belgiens Olympiasieger Remco Evenepoel kommen.

Auch das letzte Radsport-Monument des Jahres hat Pogacar wieder ins Visier genommen: Die Lombardei-Rundfahrt will er am 12. Oktober nach dem legendären Fausto Coppi als zweiter Fahrer zum vierten Mal in Serie gewinnen.

Vingegaard „hat gezockt und verloren“

Die 15. Etappe der Tour de France brachte im Kampf um das Gelbe Trikot eine kleine Vorentscheidung. Großer Sieger war wieder einmal Rekord-Kletterer Tadej Pogacar, der die wohlüberlegte Taktik von Jonas Vingegaard und Co. erfolgreich torpedierte.

Der Plan von Vingegaards Team auf der 15. Etappe war denkbar einfach: früh attackieren, Tempo hochhalten, Gegner müde fahren und Jonas den Rest machen lassen. Die Idee war auf dem Papier gut, nur gab es mit Pogacar am Sonntag erneut einen Fahrer im Peloton, der schlicht und ergreifend stärker als der Visma-Plan war.

„Tadej und Jonas haben gezeigt, dass sie über den anderen stehen. Aber Tadej steht noch weiter oben. Er ist auf einem anderen Planeten“, zollte Remco Evenepoel dem Slowenen im „Vélo Club“-Interview Respekt für dessen Konter hinauf nach Plateau de Beille.

Pogacar war den Anstieg regelrecht hochgeflogen, distanzierte Vingegaard um mehr als eine Minute und stellte ganz nebenbei noch einen neuen Kletter-Rekord auf.

Das Team Visma konnte sich im Gegenzug nur wenig vorwerfen. Würde da auf der anderen Seite kein „Außerirdischer“ sitzen, wäre der Angriff wohl erfolgreich gewesen. „Sie haben den gleichen Plan in den letzten Jahren mehrfach erfolgreich angewandt. Sie haben alles getan, was sie tun mussten. Aber sie sind einfach in jemanden gerannt, der stärker war“, analysierte der belgische Ex-Profi und heutige Kommentator José De Cauwer bei „Sporza“.

In der Vergangenheit habe Pogacar in so einer Situation auch mal Fehler gemacht, ergänzte De Cauwer. Nicht so am Sonntag. „Visma hat gezockt und verloren. Wenn man in einen Kampf geht, gibt es immer einen Verlierer“, sagte der Experte, in dessen Augen die Tour jetzt entschieden ist. „Wir sehen nicht viele Schwächen bei Pogacar. […] Er scheint der beste Fahrer in diesem Feld zu sein.“

„Absolute Topform“: Pogacar würdigt Vingegaards Leistung

Tadej Pogacar hat nach dem beeindruckenden Comeback-Sieg seines Rivalen Jonas Vingegaard keinerlei Zweifel an der Leistungsfähigkeit des amtierenden Tour-Champions.

„Chapeau an ihn, ein toller und verdienter Sieg. Jeder konnte sehen, dass er in absoluter Topform ist“, sagte der Slowene: „Es wird jetzt ein fairer Kampf.“

98 Tage nach seinem Horrorsturz bei der Baskenland-Rundfahrt hatte sich Jonas Vingegaard nach einem packenden Zweikampf im Zentralmassiv überraschend im Sprint in einer Millimeter-Entscheidung gegen Pogacar durchgesetzt.

Der erste Etappensieg bei der diesjährigen Frankreich-Rundfahrt war hoch emotional für den zweimaligen Tour-Sieger aus Dänemark.

„Dieser Sieg bewegt mich zutiefst“, sagte Vingegaard, der nach der Zieldurchfahrt schnell seine Frau Trine anrief und viele Tränen vergoss: „Sie hat einen großen Teil dazu beigetragen, dass ich zurückkam“, sagte Vingegaard. Er habe „niemals gedacht“, dass er zurück „auf diesem Level“ sei: „Ich hatte viele Selbstzweifel.“

Im April hatte sich Vingegaard mehrere Knochen gebrochen, er verletzte sich schwer an der Lunge und fürchtete sogar um sein Leben.

Bei der Tour schien es zunächst so, als könne Vingegaard nicht sein volles Potenzial abrufen – die Aufholjagd nach Pogacars Attacke 30 km vor dem Ziel und der beeindruckende Kraftakt im Finale in Le Lioran wecken nun aber Hoffnung auf ein packendes Duell in der zweiten Hälfte der 111. Großen Schleife. Am Wochenende wird in den Pyrenäen der nächste Showdown erwartet.

Pogacar gab sich nach der Niederlage äußerlich cool. „Mal sehen, was bei den größeren Anstiegen in den Pyrenäen passiert“, sagte der Anführer vom UAE Team Emirates und ergänzte: „Ich bin wirklich zuversichtlich.“ Nach der elften Etappe beträgt sein Vorsprung auf den drittplatzierten Vingegaard 1:14 Minuten.

Zwischen den beiden Dominatoren der vergangenen Jahre liegt noch Remco Evenepoel, der wie Primoz Roglic (Slowenien) vom deutschen Team Red Bull-Bora-hansgrohe im Gigantenduell an der Spitze aber anscheinend nicht mithalten kann.

„Jonas und Tadej sind in einer eigenen Liga, auf einem anderen Level“, räumte der belgische Shootingstar von Soudal Quick-Step ein.