Radsport-Legende: Evenepoel von Ja-Sagern umgeben

Radsport-Superstar Remco Evenepoel hat sich in einem der spektakulärsten Deals der letzten Jahre Red Bull-BORA-hansgrohe angeschlossen. Belgiens Legende Philippe Gilbert glaubt: Der Schritt war für seinen Landsmann alternativlos, weil der 25-Jährige bei Soudal Quick-Step von zu vielen Ja-Sagern umgeben war.

Geht es nach der belgischen Radsport-Legende Philippe Gilbert, war der Wechsel von Remco Evenepoel zu Red Bull-BORA-hansgrohe der einzige Weg für den Superstar, um sich künftig weiter zu verbessern.

„Remco tut gut daran, aus seiner Komfortzone zu treten“, sagte Gilbert im „Le Soir“-Interview. Vor allem die finanziellen Ressourcen seien bei Red Bull ganz andere. „Und ich rede nicht über das Gehalt, das er bekommt, sondern die Möglichkeiten bei der Forschung, der Entwicklung, dem Training, der Qualität der Trainer und so weiter. Er wird eine reichhaltigere und solidere technische und technologische Basis haben, die nötig ist, um die Verbesserungen zu erreichen, die er anstrebt.“

Bei seinem bisherigen Arbeitgeber Soudal Quick-Step seien diese Optionen beschränkt gewesen, erklärte Gilbert weiter.

„Ich habe den Eindruck, dass er sich in den letzten Monaten bei Soudal Quick-Step vor allem auf seine Leistung fokussiert hat. Das Team hatte nicht wirklich die Werkzeuge, um ihn nach vorne zu bringen. Er hat sich mit Leuten umgeben, die Ja zu ihm gesagt haben, unabhängig von den Umständen und den Entscheidungen“, sagte der ehemalige Profi und fünffache Monument-Sieger.

Was Evenepoel laut Gilbert ebenfalls entgegenkommt, ist die große Konkurrenz bei Red Bull, das mit Primoz Roglic und Florian Lipowitz weitere Klassement-Fahrer in seinen Reihen hat. „Er wird in der nächsten Saison bei Red Bull um sein Überleben in einem Team kämpfen müssen, das viel stärker ist als das Team, in dem er jetzt fährt“, prognostizierte Gilbert.

Sturz-Drama um Superstar Roglic beim Giro d’Italia

Der letzte Crash war einer zu viel: Der vom Pech verfolgte slowenische Favorit Primoz Roglic hat den Giro d’Italia nach einem weiteren Sturzdrama vorzeitig verlassen und die Hoffnungen auf ein weiteres Top-Ergebnis endgültig begraben müssen.

Der angeschlagene Star des deutschen Teams Red Bull-Bora-hansgrohe kam am Dienstag auf der verregneten Königsetappe nach San Valentino rund 95 km vor dem Ziel zu Fall und gab das Rennen vorzeitig auf. Im Kampf um das Rosa Trikot wurde Richard Carapaz zum Gewinner des Tages.

Den Sieg bei der Bergankunft in San Valentino sicherte sich nach 203 harten Kilometern Christian Scaroni, der als Ausreißer Arm in Arm mit seinem Kollegen Lorenzo Fortunato vom Team XDS Astana über die Ziellinie rollte. Roglic-Teamkollege Giulio Pellizzari machte einen italienischen Dreifachsieg komplett.

Der Vorsprung des Gesamtführenden Isaac Del Toro (UAE Emirates-XRG) schmolz derweil dramatisch. Das mexikanische Top-Talent konnte in der Gruppe der Klassementfahrer eine Attacke des Ecuadorianers Carapaz (EF Education-EasyPost), der am Ende Vierter wurde, rund sechs Kilometer vor dem Ziel nicht mitgehen.

Carapaz, Gesamtsieger von 2019, verkürzte seinen Rückstand von 2:07 Minuten auf 31 Sekunden und ist nun Dritter, Simon Yates (Großbritannien/Visma-Lease a Bike) belegt mit 26 Sekunden Rückstand Rang zwei. Del Toros spanischer Teamkollege Juan Ayuso, bislang Dritter der Gesamtwertung, fiel weit zurück.

Roglic war bereits im Verlauf der 108. Italien-Rundfahrt mehrfach in Unfälle verwickelt gewesen und fuhr auch deshalb nicht an seiner Leistungsgrenze. Vor dem Start der 16. Etappe stapelte der 35-Jährige entsprechend tief.

„Heute geht es ums Überleben“, sagte Roglic bei Eurosport. Im Gesamtklassement war der Giro-Champion von 2023, der in diesem Jahr auf zwei Etappen das Rosa Trikot trug, auf den zehnten Platz zurückgefallen. Auf die Gesamtwertung zu fahren, sei nicht mehr realistisch: „Gestern konnte ich noch nicht mal aufs Rad steigen. Wenn ich spüre, dass ich kann, werde ich durchfahren. Andernfalls wird jeder Kilometer zur Herausforderung.“

Red Bull-Bora-hansgrohe verpflichtet Pithie

Der deutsche Radrennstall Red Bull-Bora-hansgrohe arbeitet weiter am Team für die Zukunft.

Wie die Equipe am Montag mitteilte, fährt das 22 Jahre alte Klassikertalent Laurence Pithie ab 2025 für Bora.

Der Neuseeländer steht noch bis zum Saisonende bei Groupama-FDJ unter Vertrag, sein bislang größter Erfolg war der Triumph beim Cadel Evans Great Oceans Road Race im Januar 2024 in Australien.

„Es ist ein beeindruckendes Team mit einem großartigen Projekt für die Zukunft. Ich kann es kaum erwarten, loszulegen und mich als Fahrer in den neuen Farben weiterzuentwickeln“, sagte Pithie.

Dem Team von CEO Ralph Denk steht zum Jahreswechsel ein großer Umbruch bevor. Die Abgänge des ehemaligen Kapitäns Emanuel Buchmann und des Bergspezialisten Lennard Kämna stehen bereits fest. Maximilian Schachmann, der bei den Olympischen Spielen in Paris im Zeitfahren einen starken neunten Platz belegt hatte, kehrt zu Soudal Quick-Step zurück.