Die Atlanta Falcons auf der Überholspur

In der jüngeren Vergangenheit wurde die NFC South von vielen NFL-Fans belächelt und das aus gutem Grund. Schließlich duellierten sich dort zuletzt nicht unbedingt Spitzenteams. In dieser Spielzeit ist jedoch davon auszugehen, dass es im Süden einige positive Veränderungen geben wird. sport.de verrät in den Division Previews, wer die heißesten Eisen im Feuer sind.

Die Atlanta Falcons haben sich nicht lumpen lassen und in der Free Agency kräftig nachgelegt. Unter anderem mit Captain Kirk greift man die Spitze der Division an, die Baker Mayfield und die Tampa Bay Buccaneers aber nicht einfach so hergeben werden. Derweil weht (zumindest teilweise) ein frischer Wind in New Orleans, während in Carolina Bryce Young eine neue und bessere Chance bekommt.

sport.de blickt voraus und schätzt die Chancen der Teams für die kommende NFL-Saison ein. Heute im Blickpunkt: Die NFC South.

Nach drei Jahren unter Arthur Smith, die allesamt mit einer Bilanz von 7-10 endeten, herrscht Aufbruchstimmung in Atlanta. Das liegt zum einen am zurückkehrenden Raheem Morris, der in Atlanta sehr beliebt ist und dort sein Debüt als Head Coach gibt (2020 war er nur interimsweise auf dieser Position in Atlanta tätig).

Zum anderen haben die Falcons zum ersten Mal seit dem Abgang von Matt Ryan wieder einen Elite-Quarterback in ihren Reihen. Kirk Cousins war den Falcons dafür sogar rund 100 Millionen Dollar garantiertes Geld für die ersten zwei Jahre seines Vierjahres-Kontrakts wert.

Angeleitet wird Captain Kirk vom neuen Offensive Coordinator Zac Robinson, der zuvor bei den Rams McVay-Luft schnupperte und eine variable Offense in Atlanta installieren soll. Erste Erfolge sind hierbei scheinbar schon zu erkennen, so hört man, dass Tight End Kyle Pitts im Zusammenspiel mit Kirk Cousins so gut aussieht wie bisher noch gar nicht in seiner NFL-Zeit.

Zudem verpflichtete Atlanta jüngst mit Matthew Judon (per Trade aus New England) und Justin Simmons noch zwei Hochkaräter in der Defense. Gemeinsam mit Grady Jarrett, der nach einem Kreuzbandriss zurückkehrt, hat man so ganz andere Möglichkeiten als noch im Vorjahr.

 

Wie ein Durchschnitt-QB zum Business-Superstar wurde

Quarterback Kirk Cousins ist einer der Gewinner dieser NFL Free Agency. Mit seinem neuen Vertrag bei den Atlanta Falcons setzte er nicht nur die Bestmarke dieser Offseason, sondern stößt finanziell erneut in neue Sphären vor. Und das, ohne sportlich zu den Allerbesten zu zählen.

Kirk Cousins beherrscht das Spiel. Er mag auf dem Platz nicht übermäßig erfolgreich gewesen sein in seiner bislang zwölfjährigen Karriere, er war und ist jedoch übermäßig erfolgreich neben dem Platz. Wenn er seinen neuen 180-Millionen-Dollar-Vertrag bei den Falcons, der ihm schon jetzt praktisch 100 Millionen Dollar garantiert, bis zum Ende ausspielen würde, hätte er in seiner Karriere fast 412 Millionen Dollar verdient. Der derzeitige Allzeit-Topverdiener der NFL ist Aaron Rodgers mit etwas mehr als 342 Millionen Dollar. Und der war viermal MVP und gewann einen Super Bowl. Cousins hat ein Playoff-Spiel gewonnen und erreichte selbige nur dreimal überhaupt als Starter.

Was macht ihn also zu einem „Business of Sports Hall-of-Famer“, wie ihn der frühere Finanz-Vizepräsident der Green Bay Packers, Andrew Brandt, gerne bezeichnet? Cousins hat das Spiel neben dem Spiel verstanden und es besser gespielt als vielleicht jeder andere in diesem Geschäft.

Cousins war schon immer unkonventionell. Das ging schon los mit seinem Draft 2012, als ihn Washington in der vierten Runde zog – drei Runden nach einem gewissen Robert Griffin III, der ebenfalls im Draft 2012 an Position 2 gezogen wurde. Zwei Quarterbacks in einem Draft? Mindestens mal ungewöhnlich. Doch der damalige Head Coach Mike Shanahan wird da wohl schon geahnt haben, dass man für einen mobilen Quarterback einen ordentlichen Backup braucht.

Wenn RGIII dann nicht verletzt war, startete er in den ersten drei Jahren in Washington, ehe ihn dann Cousins ab 2015 überflügelte und ersetzte. Cousins überzeugte und Griffin wurde Anfang 2016 entlassen. Von da an allerdings begann ein erbittertes Katz-und-Maus-Spiel zwischen Cousins und der Washington-Franchise, denn sein Rookie-Vertrag lief aus und es gelang nicht, sich auf einen langfristigen Vertrag zu einigen. Cousins bekam also den Franchise Tag und blieb eine weitere Saison.