DBB-Team vor der ultimativen Herausforderung

Kapitän Dennis Schröder versteckte seine müden Augen nach der Ankunft in Dubai hinter einer Sonnenbrille. Gegen 22.30 Uhr waren die deutschen Basketballer am Mittwoch nach sechs Stunden Flug gelandet, ehe es mit dem Bus 150 Kilometer weiter nach Abu Dhabi ging. Dort, mitten in der Wüste, bitten unter anderem die USA die Medaillenjäger von Bundestrainer Gordon Herbert zur kniffligen WM-Generalprobe.

Ein „sehr, sehr guter Test“, so Schröder, seien die finalen Testspiele gegen Griechenland am Samstag und einen Tag später gegen den US-amerikanischen WM-Topfavoriten (beide 18.00 Uhr/Magenta Sport). Gerade im Duell mit den Amerikanern, so der deutsche Anführer, „können wir uns auch nochmal messen und gucken, wie sie spielen.“ Schröder freue sich ebenfalls auf die Spiele, „um natürlich auch zu sehen, wo wir sind.“

Auf dem Weg zur Weltmeisterschaft in Japan, Indonesien und auf den Philippinen sah die deutsche Mannschaft mit bislang drei Siegen aus vier Testspielen vielversprechend aus, gerade Schröder und Franz Wagner glänzten zuletzt. In Abu Dhabi will Herbert jedoch an den defensiven Baustellen arbeiten, die sich auch bei der 112:113-Niederlage gegen Kanada im Supercup-Finale in Hamburg am vergangenen Sonntag offenbart hatten. „Wir haben zwei Trainingstage, da wollen wir besser werden“, sagte der Coach.

Fünf Tage vor dem WM-Auftakt gegen Gastgeber Japan in Okinawa sind die USA am Sonntag so etwas wie die ultimative Herausforderung. Freilich sind die Superstars wie LeBron James, Kevin Durant und Stephen Curry nicht dabei, dafür aber hochveranlagte NBA-Talente wie Anthony Edwards oder auch in Jaren Jackson Jr. der amtierende Defensive Player of the Year der besten Basketball-Liga der Welt.

Es ist dennoch offensichtlich, dass die WM in Übersee keinesfalls den gleichen Stellenwert hat wie Olympia, wenn sich die Superstars um einen Kaderplatz reißen.

Und dies scheint auch in anderen Ländern so zu sein, die Absagenflut der ganz großen Namen vor der WM ist bemerkenswert. Während Griechenlands Aushängeschild Giannis Antetokounmpo nach einer Knie-OP noch nicht fit ist, muss Serbien auf den nach der Meister-Saison ausgelaugten NBA-MVP Nikola Jokic von Denver Nuggets verzichten. Frankreichs Supertalent Viktor Wembanyama bereitet sich derweil lieber auf sein NBA-Debüt vor – und am Mittwoch sagten auch noch die verletzten Starspieler Jamal Murray (Kanada) und Kristaps Porzingis (Lettland) ab.

Wagner und Schröder „ein zweiköpfiges Monster“

Basketball-Bundestrainer Gordon Herbert hat Shootingstar Franz Wagner nach seinem starken Auftritt gegen Kanada gelobt.

„Natürlich ist er ein wichtiger Spieler für uns. Einer der besseren Spieler im FIBA-Basketball. Mit ihm und Dennis (Schröder/d. Red.) haben wir so etwas wie ein zweiköpfiges Monster“, sagte Herbert am Mittwoch nach dem 86:81 (50:34)-Sieg im zweiten WM-Test gegen Kanada in Berlin.

Wagner, der mit seinem Bruder Moritz erstmals in seiner Geburtsstadt für Deutschland spielte, war mit 18 Punkten bester deutscher Werfer – und genoss den Auftritt in der alten Heimat. „Es war sehr cool. Ich hatte ein paar Mal Gänsehaut. Beim Warm-Up, als ich hier rausgelaufen bin“, sagte der 21-Jährige, der gemeinsam mit seinem Bruder bei den Orlando Magic in der NBA spielt.

Nach dem Erfolg gegen Kanada geht es für Wagner und Co. am Wochenende zum Supercup nach Hamburg, an dem außerdem China, Neuseeland und erneut Kanada teilnehmen. Bevor am 25. August die WM-Gruppenphase für die Deutschen in Okinawa mit dem Duell gegen den japanischen Gastgeber beginnt, muss der Bundestrainer jedoch noch den Kader von aktuell 14 auf zwölf Spieler reduzieren.

Laut Herbert könnte eine Entscheidung bereits am Donnerstag fallen – oder aber auch erst in Hamburg. „Meine Idee ist, so schnell wie möglich auf zwölf Spieler zu kommen und das Team zu formen“, sagte der Kanadier. Nach Ende des Supercups am kommenden Sonntag wird die Mannschaft zwei Tage frei bekommen, ehe es für die letzten beiden Testspiele gegen Griechenland und die USA (19./20. August) nach Abu Dhabi geht.

Dennis Schröder schwärmt von Franz Wagner

Nationalmannschafts-Kapitän Dennis Schröder wünscht NBA-Profi Franz Wagner von den Orlando Magic eine noch erfolgreichere Karriere als die von Basketball-Superstar Dirk Nowitzki.

„Dirk ist der beste, der je die Viererposition gespielt hat. Ihn mit Dirk oder irgendeiner anderen Person zu vergleichen, das sollte man nicht. Er ist Franz Wagner, er soll seine eigene Geschichte schreiben“, sagte Schröder der „Deutschen Presse-Agentur“ vor dem Start in die NBA-Saison und ergänzte: „Die soll natürlich, wenn es geht, noch besser sein als die von Dirk.“

Nowitzki ist der bislang einzige deutsche Basketballer, der in der NBA die Meisterschaft gewonnen hat. Er ist zudem auch der einzige Deutsche, der in einer Saison als wertvollster Spieler der Liga ausgezeichnet wurde.

Der 21 Jahre alte Franz Wagner geht in seine zweite NBA-Saison und spielt wie sein Bruder Moritz Wagner für die Orlando Magic. Bei der Basketball-EM hatte er mit herausragenden Leistungen großen Anteil an der Bronzemedaille für die deutsche Nationalmannschaft.

„So früh schon ein Profi, das ist unglaublich. Er arbeitet sehr, sehr hart, weiß genau, welche Linie er fährt. Er wird auf jeden Fall sehr, sehr special“, sagte Schröder, der wieder für die Los Angeles Lakers spielt, über seinen Nationalmannschafts-Kollegen. „Ich freue mich darauf, die nächsten Jahre mit ihm in der Natio zu spielen und bin auch neugierig, wie seine Rolle dieses Jahr aussieht und wie er den nächsten Schritt geht.“