Teamsprint-Trio: Nur Olympia-Gold fehlt noch

Am Wochenende vergnügten sich Emma Hinze und Co. in Campingstühlen am Straßenrand und feuerten die deutschen Kollegen beim Radrennen an.

Ein letztes Mal runterkommen, bevor es ernst wird bei den Olympischen Spielen. Gleich zum Auftakt der Bahnrad-Wettbewerbe in Saint-Quentin-en-Yvelines wartet heute das große Highlight im Teamsprint. „Wir wissen, dass wir die Weltmeisterschaften immer gewonnen haben. Das ist noch unser Ziel, was wir erreichen wollen“, sagt Hinze.

Viermal in Serie haben Hinze, Lea Sophie Friedrich und Pauline Grabosch zuletzt den WM-Titel im Teamsprint gewonnen und die Konkurrenz dominiert. Nur bei den Sommerspielen in Tokio vor drei Jahren waren die Chinesinnen schneller. „Im ersten Moment dachten wir, wir haben Gold verloren. Da waren wir auch enttäuscht“, erinnert sich Hinze und betont: „Jetzt sagen wir, dass wir Silber gewonnen haben.“

Dieses Mal soll es nach ganz oben gehen, ein Selbstläufer wird es nicht. „Das Niveau ist auf jeden Fall größer geworden. In der Quali fahren wir so nah beieinander. Die Abstände sind nur ein Augenzwinkern“, sagt Friedrich, was die jüngsten Nachrichten aus China nur unterlegen.

Ende Juni rauschten die größten Konkurrentinnen bei der China Track League in Luoyang zu einem neuen Weltrekord. Mit einer Zeit von 45,478 Sekunden waren Yufang Guo, Shanju Bao und Liying Yuan fast vier Zehntelsekunden schneller als das deutsche Trio bei ihrem WM-Triumph 2023 in Glasgow. Das dürfte auch die Richtmarke im Velodrome für Gold sein. „Man muss fast jedes Mal Weltrekord fahren, um wieder vorne zu liegen“, sagt Hinze.

Nach dem Teamsprint werden aus dem deutschen Erfolgstrio dann wieder Gegnerinnen. Hinze und Friedrich zählen auch in den Einzeldisziplinen Sprint und Keirin zum Favoritenkreis. „Es gibt bei uns auch Reibereien. Das ist auch normal. Wir finden uns aber auch wieder richtig gut zusammen“, sagt Friedrich. Im Teamsprint sollte alles harmonieren für den Traum von Gold.

Gold-Hoffnung Hinze würde Freund Levy bezahlen

Im Kampf um olympisches Gold kann die achtmalige Weltmeisterin Emma Hinze auf die Expertise von Ex-Bahnrad-Star Maximilian Levy setzen.

Seit geraumer Zeit sind die beiden ein Paar, von Levy wird sie auch trainiert. Bezahlen muss die 26-Jährige den früheren Weltmeister dafür nicht.

„Ich würde natürlich, aber er möchte das nicht. Er macht das zusätzlich zu seinem Job als Junioren-Bundestrainer – und drei Kinder hat er auch noch“, sagte Emma Hinze der „Sport-Bild“.

Sie wisse das sehr zu schätzen, so die gebürtige Hildesheimerin: „Denn er wird von keiner anderen Stelle dafür bezahlt, dass er mich trainiert. Er hilft mir schlicht, meinen Traum zu verwirklichen.“

Hinze ist zusammen mit Lea Sophie Friedrich und Pauline Grabosch im Teamsprint favorisiert, das Trio holte zuletzt vier WM-Titel in Serie. Auch in den Einzel-Disziplinen Sprint und Keirin gehört Hinze zum Kreis der Mitfavoriten.

 

Gold-Sprinterinnen peilen Hattrick an

Mit dem EM-Hattrick wollen sich Emma Hinze, Lea Sophie Friedrich und Pauline Grabosch auf das Olympia-Jahr einstimmen. Wenn am Mittwoch die Bahnrad-Europameisterschaften in Apeldoorn beginnen, stehen die erfolgsverwöhnten Teamsprinterinnen gleich im Mittelpunkt.

Nach Gold 2022 in München und 2023 in Grenchen soll der nächste Titel folgen. Den WM-Titel hat der Brandenburg-Express gar schon viermal eingefahren. Doch der ganze große Coup mit Gold bei den Olympischen Spielen fehlt noch. „Alles läuft nach Plan“, sagte Bundestrainer Jan van Eijden mit Blick auf die erste Standortbestimmung für das Highlight in Paris.

Mit Prognosen hält sich Emma Hinze traditionell sehr zurück. „Die Vorbereitung lief sehr gut für mich, die Zeiten waren sehr zufriedenstellend“, sagte die 26-Jährige. Neben dem Teamsprint ist die achtmalige Weltmeisterin auch wieder im Sprint und im Keirin gefordert. Nach dem Wechsel zu Maximilian Levy, der Trainer und Lebenspartner zugleich ist, will Hinze auch in diesen Disziplinen wieder ganz vorn angreifen. „Das Training mit ihm gibt mir sehr viel Energie – das habe ich gebraucht“, erklärte Hinze.

Die stärkere Fahrerin in den olympischen Einzeldisziplinen war zuletzt Friedrich, in Apeldoorn Titelverteidigerin in Sprint und Keirin. Die ebenfalls achtmalige Weltmeisterin, die am Montag 24 Jahre alt wurde, reist mit der Empfehlung eines Doppelsieges bei einem internationalen Wettkampf kurz vor Weihnachten in der Schweiz an. „Auf die Rennen kann ich aufbauen – die Ergebnisse geben mir viel Motivation für die EM“, sagte Friedrich vor dem ersten Kräftemessen mit den Top-Fahrerinnen aus Frankreich und den Niederlanden.

Zurück in die Erfolgsspur will der Bahn-Vierer der Frauen finden. Nach dem Olympiasieg in Tokio hatte es zuletzt bei der WM in Glasgow mit Platz sieben eine herbe Enttäuschung gegeben. Bis Paris will das Team von André Korff wieder medaillentauglich sein.

Die Titelkämpfe in Apeldoorn sind gleichzeitig Auftakt zur zweiten Hälfte der Olympia-Qualifikation. Bis Mitte April folgen drei Nations Cups in Adelaide, Hongkong und Milton (Kanada). Derzeit sieht es so aus, als könne der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) alle zwölf Bahn-Wettbewerbe bei den Spielen in Paris besetzen. Vor einem Jahr in Grenchen (Schweiz) gewann der BDR die EM-Nationenwertung mit 13 Medaillen (7/1/5).

Sprint-Frauen und Teutenberg sorgen für Gold-Auftakt

Die erfolgsverwöhnten Sprint-Frauen und Tim Torn Teutenberg haben für einen goldenen deutschen Auftakt bei der Bahnrad-EM in Grenchen/Schweiz gesorgt.

Die Weltmeisterinnen Emma Hinze, Pauline Grabosch und Lea Sophie Friedrich setzten sich im Finale am Mittwoch in 46,865 Sekunden gegen Großbritannien durch und verteidigten ihren Titel aus dem vergangenen Jahr in München erfolgreich. Bronze ging an das Trio aus den Niederlanden.

Wenige Minuten zuvor hatte der 20 Jahre alte Teutenberg dem Bund Deutscher Radfahrer mit seinem Sieg im Ausscheidungsrennen die erste Goldmedaille der Europameisterschaften gesichert.

„Ich habe mich sehr gut gefühlt, und als wir noch circa sechs Fahrer waren, habe ich mir gedacht: Das kann heute was werden“, sagte der frischgebackene Europameister. Silber ging an Rui Felipe Oliveira aus Portugal, Bronze an den Niederländer Philip Heijnen.

Auf dem Holzoval untermauerten Hinze, Grabosch und Friedrich nach Bestzeiten in der Qualifikation und der ersten Runde auch im entscheidenden Durchgang ihre Favoritenstellung. Beim EM-Heimspiel in München waren in den Kurzzeitdisziplinen alle Titel an die deutschen Frauen gegangen.

Im Teamsprint der Männer unterlagen Maximilian Dörnbach, Marc Jurczyk und Nik Schröter im Duell um Bronze Frankreich. Die Goldmedaille gewannen die favorisierten Niederländer gegen Großbritannien.

Bei den Titelkämpfen in Grenchen werden bis Sonntag neben Medaillen auch die ersten Punkte für die Teilnahme an den Olympischen Spielen in Paris 2024 vergeben.

Unter Tränen: Friedrich bricht Champions League ab

Keirin-Welt- und Europameisterin Lea Sophie Friedrich aus Cottbus hat die Saison in der UCI Track Champions League abgebrochen.

„Ich habe eine starke Erkältung und seit einigen Tagen versucht, mich aufzupäppeln und neue Energie zu finden – das hat aber nicht geklappt“, sagte die Vorjahres-Gesamtzweite unter Tränen nach der zweiten Runde der Serie im Berliner Velodrom. Zum Auftakt der Wettbewerbe war Friedrich in ihrem Keirin-Vorlauf auf den letzten Platz gefahren.

Vor Friedrich hatte Titelverteidigerin Emma Hinze aus Cottbus nach dem Gewinn ihres sechsten Weltmeister-Titels im Oktober in Frankreich komplett auf die Serie verzichtet. Die 25-Jährige legt bis zu den Europameisterschaften im Februar in Grenchen in der Schweiz eine Rennpause ein. Die viermalige Teamsprint-Weltmeisterin Pauline Grabosch aus Cottbus konnte vor 3400 Zuschauern nicht in die Entscheidungen eingreifen und schied jeweils in der ersten Runde aus.

Für das sportlich wertvollste Ergebnis aus deutscher Sicht sorgte Stefan Bötticher aus Chemnitz. Der deutsche Meister belegte im Keirin hinter den beiden Top-Fahrern Harrie Lavreysen aus den Niederlanden und Matthew Richardson aus Australien den dritten Platz und belegte damit auch in der Gesamtwertung weiter Rang drei. Im Ausdauerbereich Männer liegt der Berliner Moritz Malcharek weiter auf Platz sechs. Im Ausdauerbereich der Frauen fiel Debütantin Lea Lin Teutenberg aus Köln auf Platz 12 zurück. Die mit 500.000 Euro dotierte Serie endet am 3. Dezember nach fünf Renntagen in London.