Heftige Attacke auf Lance Armstrong

Neue Interview-Aussagen von Lance Armstrong an der Seite von Jan Ullrich erhitzen das Gemüt eines ehemaligen Radprofis. In einem Podcast knöpft er sich den Amerikaner vor.

Rund um die Dokumentation über Jan Ullrich haben Lance Armstrong und sein deutscher Ex-Erzrivale dem „Zeit Magazin“ ein ausführliches Interview gegeben.

Darin behauptete Armstrong unter anderem, dass das Duo sowie Marco Pantani anders behandelt worden seien, „während die anderen alle irgendwann weiterarbeiten konnten“. Das sei der Preis, den man bezahlen müsse, „wenn du der Größte bist in einer Sportart“.

An dieser Aussagen störte sich der 13-malige Tour-Teilnehmer Jérôme Pineau massiv.

„Das ist Show, das war schon immer so mit Armstrong. Er hat mehr betrogen als alle anderen“, sagte der Franzose in einem Podcast von „RMC“ wütend.

Der einstige Tour-Dominator habe nicht nur „alle bestochen“, sondern sei auch „tyrannisch“ zu den Teamkollegen und „unausstehlich“ zum Peleton gewesen.

„Er stand über allen Gesetzen. Mit seinen Aussagen schert er alle über einen Kamm. Er war der Stärkste, weil er mehr als die anderen betrogen hat! Er hat das System gekauft. Er ist der größte Bandit in der Geschichte des Sports“, wütete Pineau, der im September mit schweren Anschuldigungen (Motor-Doping) gegen das Team von Jonas Vingegaard Schlagzeilen gemacht hatte.

Sein Ratschlag an Armstrong: Er solle lieber „die Klappe halten!“ Er habe eine ganze Generation verdorben, zu der auch Pineau zählt. „Er war vielleicht talentiert, aber er hat das gesamte Peloton tyrannisiert. Er hatte das gesamte politische und sportliche System hinter sich. Es waren eben nicht alle wie er, ich war es nicht und die Jungs in meiner Mannschaft auch nicht.“

Der Vorwurf des Franzosen: „Sag nicht, dass du für die anderen bezahlt hast! Wir waren nicht alle wie du! Ich kann ihn nicht so reden hören, er hat sein ganzes Leben lang betrogen.“

Radsport-Legende Armstrong über Krise von Jan Ullrich

Der frühere Radstar Lance Armstrong hat in emotionalen Worten über die schwere Lebenskrise seines einstigen Rivalen Jan Ullrich gesprochen.

„Pantani war damals schon tot. Ich hätte es nicht ertragen können, noch einen von uns zu verlieren“, sagte der US-Amerikaner im Interview mit dem Zeitmagazin.

Der italienische Kletterspezialist Marco Pantani war im Jahr 2004 an einer Überdosis Kokain gestorben – Jan Ullrich hatte Jahre später mit Drogen- und Alkoholmissbrauch zu kämpfen. 2018 erhielt er in einer schlimmen Phase seiner Krise unter anderem von Armstrong, der ihn in einer Klinik besuchte, Unterstützung und kämpfte sich anschließend zurück ins Leben.

„Ich wusste nicht, was mich erwarten würde“, sagte Armstrong im Rückblick: „Aber ich liebe diesen Mann. Dass es ihm so schlecht ging, brach mir das Herz.“

In ihrer aktiven Zeit, einer vom Dopingmissbrauch eines großen Teils der Athleten überschatteten Phase der Radsportgeschichte, hatten die beiden Kontrahenten das sportliche Geschehen dominiert.

Der Rostocker Ullrich gewann 1997 die Tour de France und holte 2000 Olympisches Gold im Straßenrennen, der Texaner Armstrong triumphierte unter anderem siebenmal bei der Frankreich-Rundfahrt. Anschließend wurden beide des Dopings überführt.

„Wir waren beide Ikonen in unseren Ländern – ich, weil ich meine Krebserkrankung überwunden und damit viele Menschen inspiriert hatte; Jan als erster deutscher Toursieger“, sagte Armstrong, dem nach seiner Karriere alle Tour-Titel aberkannt wurden. „Auch wenn es unbescheiden klingt: Wir waren die Größten im Radsport, weltweit. Und wir waren Teil dieser beschissenen Generation.“

In Bezug auf Doping hätte er sich gewünscht, „weder ich noch Jan, noch irgendjemand aus unserer Generation hätte diese Entscheidung treffen müssen“, sagte Armstrong: „Die Realität war leider eine andere.“

Mit den Dopingenthüllungen, die in 2010er-Jahren auch Armstrongs Karriere zu Fall brachten, hatte der heute 52-Jährige in der Vergangenheit stark zu kämpfen.

„Ich habe zehn verdammte Jahre gebraucht, um mich aus diesem Loch rauszukämpfen“, sagte er. „Mein Leben implodierte. Ich verlor nicht nur etliche Millionen Dollar, ich habe fast alles verloren, was mich ausgemacht hatte.“ Inzwischen, betonte Armstrong, sei er aber „zu 100 Prozent“ im Einklang mit seinem Leben.

Teamchef packt aus: Attacke auf Kuss war nicht geplant

Auf der 17. Etappe der diesjährigen Vuelta brachen Jonas Vingegaard und Primoz Roglic ein ungeschriebenes Gesetz, als sie ihren in Rot fahrenden Teamkollegen Sepp Kuss attackierten. Die Jumbo-Visma-Bosse spielten den Angriff an jenem Tag noch herunter, doch jetzt hat Teamchef Merijn Zeeman zugegeben, dass das so alles nicht geplant war.

Schon lange vor dem Start der 17. Etappe war rund um die Vuelta diskutiert worden, ob Jonas Vingegaard und Primoz Roglic ihrem im Roten Trikot fahrenden Edelhelfer Sepp Kuss wirklich auf dem Weg hin zu seinem ersten großen Rundfahrtsieg helfen würden. Auf dem Teilstück hinauf zum Alto de Angliru gaben die beiden Superstars dann ihre Antwort. Statt Kuss am schweren Schlussanstieg zur Seite zu stehen, attackierten sie ihn.

Die Aktion sorgte in der Szene für heftige Diskussionen. Der Tenor: Vingegaard und Roglic haben ein ungeschriebenes Gesetz gebrochen und ihre eigenen Interessen über die des Teams und ihres Kollegen gestellt. Eines Teamkollegen, der sich jahrelang für das Duo aufopferte.

Die Team-Verantwortlichen und auch die Fahrer selbst beteuerten hinterher jedoch: alles halb so wild. Solange ein Jumbo-Visma-Fahrer in Rot in Madrid ankommt, sei alles in Ordnung. Teamchef Merijn Zeeman hat nun im „Met open vizier“-Podcast verraten, dass dies nicht ganz der Wahrheit entsprach und die Attacke der beiden Superstars auf Kuss kritisiert.

„Alles lief so, wie wir das wollten. Als noch drei Fahrer von uns [in der Spitzengruppe] übrig waren, war der Moment, in dem die Dinge nicht mehr gut gelaufen sind“, blickte er auf den Angriff zurück. „Sepp konnte nicht mehr mit Primoz und Jonas mithalten. Und ab da gab es kein Teamwork mehr. Alles, was bis dahin passierte, war Teamwork. Aber am Angliru hätten sie zusammen bleiben sollen“, kritisierte Zeeman.

Eine Attacke zu lancieren, um Fahrer aus anderen Teams arbeiten zu lassen, sei etwas „völlig anderes“, als sich gegenseitig zu attackieren, blickte Zeeman zurück. Gleichzeitig, so schränkte er ein, seien die Fahrer auf einer schlechten Straße und mit einer Herzrate von 200 Schlägen pro Minute unterwegs gewesen: „Da kann man nicht erwarten, dass die Jungs klar denken.

Deutscher Teamchef: Das spielt in unsere Karten

Der Etappenplan für die Tour de France 2024 steht. Eines ist klar: Es wird eine besondere Rundfahrt. Bora-hansgrohe-Teamchef Ralph Denk hat nur einen großen Kritikpunkt.

Das deutsche Radteam Bora-hansgrohe will im kommenden Jahr erstmals im Kampf um den Toursieg mitmischen. Dafür hat die Mannschaft einen Königstransfer getätigt und Primoz Roglic von Jumbo-Visma verpflichtet.

Umso gespannter ging der Blick an diesem Mittwoch nach Frankreich. Dort wurde die Strecke für die Frankreich-Rundfahrt im kommenden Jahr vorgestellt.

Der deutsche Teamchef Ralph Denk reagierte überwiegend positiv auf die Tour-Pläne. „Auf den ersten Blick ist es eine ausgewogene Tour de France. Für die Fans ist es spannend, dass sich die GC-Favoriten gleich in der ersten Woche zeigen müssen und wahrscheinlich erst beim Schlusszeitfahren die Entscheidung über Gelb fällt“, zitiert „Radsport-News“ den Chef von Bora-hansgrohe.

Zwei Aspekte gefallen ihm demnach besonders. „Unseren Plänen kommen die zwei Zeitfahren und vielen Höhenmeter entgegen“, sagte er weiter.

Wenig hat der 49-Jährige dagegen für die 9. Etappe übrig. Sie führt rund um Troyes und beinhaltet 32 Kilometer auf Schotter und 14 Gravel-Sektoren. „Dass ich kein Fan von Pflaster- und Gravelsektoren in Grand Tours bin, ist bekannt. Dafür gibt es meiner Meinung nach die Klassiker“, sagte Denk.

In den kommenden Wochen stehen für Denk und das Team die Planungen rund um die kommende Saison und die Zusammenstellung des Teams für Tour und Giro an.

„Wir analysieren nun die Strecke im Detail, vergleichen auch mit dem Giro und machen unsere Pläne“, so der Teamchef.

Die Tour de France wartet 2024 mit sieben Bergetappen, einem hügeligen Zeitfahren und Premieren für den Start- und Zielort auf. Besonders die Kletterspezialisten wie Titelverteidiger Jonas Vingegaard werden auf ihre Kosten kommen. Insgesamt 27 Pässe werden in den drei Wochen überquert.

Startschuss ist am 29. Juni in Florenz, nach 3492 Kilometern endet die Tour dann in Nizza (21. Juli) – und nicht in Paris. An der Côte d’Azur bekommt die Tour ein spektakuläres Finish im Zeitfahren. Paris ist dieses Mal nicht der Zielort, da nur wenige Tage später in der französischen Hauptstadt die Olympischen Spiele (ab 26. Juli) beginnen.

Vader gewinnt Gree-Tour of Guangxi

Der niederländische Radprofi Milan Vader hat zum Saisonabschluss die Gree-Tour of Guangxi in China gewonnen. Dem 27-Jährigen vom Erfolgsteam Jumbo-Visma reichte auf der sechsten und letzten Etappe der Rundfahrt ein 31. Platz, um sein rotes Führungstrikot zu verteidigen. Bester Deutscher im Gesamtklassement wurde Juri Hollmann (Movistar Team) als 29.

Der Tagessieg ging an Vaders Teamkollegen und Landsmann Olav Kooij, der die Ausnahmesaison der Jumbo-Visma-Equipe, deren Fahrer unter anderem alle drei Grands Tours des Jahres gewannen, abrundete. Mit Max Kanter (Movistar Team/Rang 8), Rüdiger Selig (Lotto Dstny/9) und Max Walscheid (Cofidis/10) fuhren im abschließenden Massensprint immerhin drei deutsche Profis in die Top Ten.

Der niederländische Radprofi Milan Vader hat rund eineinhalb Jahre nach seinem Horrorsturz den ersten Tageserfolg seiner Karriere auf der World Tour gefeiert.

Der 27-Jährige vom Team Jumbo-Visma, der vor genau 555 Tagen nach einem schweren Unfall bei der Baskenland-Rundfahrt in Lebensgefahr schwebte, gewann am Sonntag bei der Gree-Tour of Guangxi in China die Bergankunft des vierten Teilstücks und übernahm damit die Gesamtführung.

„Nach allem, was passiert ist, vor allem nach meinem Sturz bei der Baskenland-Rundfahrt im letzten Jahr, ist dieser Sieg ein unglaublich besonderes Gefühl“, sagte Vader nach seinem Sieg: „Es kommt von Herzen und bedeutet mir alles.“

Vader distanzierte auf dem schwierigen Schlussanstieg den Franzosen Remy Rochas (Cofidis) um zwei Sekunden. Zwei Etappen vor dem Ende des letzten Saisonrennens führt Vader, der für Jumbo-Visma meist in kleineren Rennen zum Einsatz kommt, in der Gesamtwertung sechs Sekunden vor Rochas.

Juri Hollmann (Movistar) und Maximilian Schachmann (Bora-hansgrohe) liegen mit 1:10 Minuten Rückstand auf Vader als beste Deutsche auf den Plätzen 29 und 30.

Vader war auf der fünften Etappe der Baskenland-Rundfahrt Anfang April letzten Jahres in einer Abfahrt gestürzt und daraufhin über eine Leitplanke geschleudert worden.

Er erlitt schwere innere Verletzungen und mehrere Wirbel- sowie Knochenbrüche. Vader musste notoperiert und ins künstliche Koma versetzt werden. Bereits Ende September 2022 gab er sein Comeback.

Wechsel-Hammer? Pogacar äußert sich zu INEOS-Gerüchten

Giro-Sieger Primoz Roglic hat seinen Jumbo-Visma-Abschied zum Ende der Radsport-Saison 2023 bereits verkündet. Mit Tadej Pogacar wird ein weiterer Superstar mit einem Wechsel in Verbindung gebracht. Dazu hat sich der Slowene nun konkret geäußert.

Auf dem Papier ist die Zukunft von Tadej Pogacar längst und auch nachhaltig geklärt. Der zweimalige Tour-Sieger ist noch bis zum Ende der Saison 2027 an UAE Team Emirates gebunden. Italienischen Medienberichten zufolge will das Team den Vertrag sogar vorzeitig verlängern.

Trotz dieser klaren Vertragslage ranken sich seit einigen Wochen Abschiedsgerüchte. Vor allem INEOS Grenadiers soll sich um den Superstar bemühen. Eine Kontaktaufnahme des britischen Teams hat es laut „GCN“ sogar schon gegeben.

Pogacar selbst wollte sich nach seinem Sieg bei der Lombardei-Rundfahrt nicht wirklich zu den Gerüchten äußern. Stattdessen sagte der UAE-Fahrer gegenüber der versammelten Presse lediglich: „Es ist nicht die Zeit, um über meinen Vertrag nachzudenken.“

Gleichzeitig betonte er, wie wohl er sich bei seinem aktuellen Arbeitgeber fühlt. „Ich habe eine lange Vereinbarung mit UAE Team Emirates und fühle mich super gut in diesem Team, mit dem wir zum ersten Mal das beste Team der Welt geworden sind“, sagte der 25-Jährige angesichts des UCI-Rankings, in dem UAE derzeit die Spitzenposition einnimmt.

Seine eigene Zukunft war nicht das einzige brisante Thema, auf das der Slowene in Bergamo angesprochen wurde. Auch zum schlagzeilenträchtigen Wechsel von seinem Landsmann Primoz Roglic zu Bora-Hansgrohe äußerte sich Pogacar.

Es sei „interessant“ gewesen, die Vorgänge aus der Ferne zu beobachten, meinte der 25-Jährige. Die Neuaufstellung einiger großer Teams könnte für einige „sehr aufregende Rennen“ in der nächsten Saison sorgen. „Aber darauf werden wir noch warten müssen“, wollte sich Pogacar nicht zu weit aus der Reserve locken lassen.

Radsport-Beben? Remco Evenepoel „hasst Jumbo“

Die bevorstehende Fusion der beiden Radsport-Teams Jumbo-Visma und Soudal Quick-Step schlägt weiter hohe Wellen. Geraint Thomas sieht vor allem in der Personalfrage einige Hürden auf das neue „Super-Team“ zukommen.

Sollten sich Jumbo-Visma und Soudal Quick-Step zur kommenden Radsport-Saison tatsächlich zusammenschließen, stünden die Verantwortlichen noch vor dem ersten Rennen vor einem Problem: Sie müssten ihr Aufgebot zusammenschrumpfen, in dem es dann vor Superstars nur so wimmelt.

Geht es nach Ineos-Fahrer Geraint Thomas, so würde einer der besagten Stars ziemlich sicher nicht zum Aufgebot gehören: Remco Evenepoel.

Im „Watts Occurring“-Podcast meinte Thomas: „Eine Sache, die ich dazu sagen will, ist: Remco hasst Jumbo und Jumbo hasst Remco. Das wird nicht funktionieren, außer sie haben unterschiedliche Programme.“ Was genau der Waliser damit meinte, ist nicht klar.

Dazu wird es auf zwischenmenschlicher Ebene weitere Probleme geben, glaubt Thomas. „Du solltest hören, was Roglic über Remco sagt“, deutete der Ineos-Fahrer gegenüber seinem Podcast-Partner Luke Rowe an, dass es auch zwischen den beiden Superstars knistert.

Überhaupt könne er nicht verstehen, warum Jumbo-Visma sich auf dieses Experiment einlassen möchte, erklärte Thomas: „Sie haben gerade drei große Rundfahrten gewonnen.“ Dass das Team dennoch einen neuen Hauptsponsor braucht – das Unternehmen Jumbo zieht sich spätestens mit Ende der Saison 2024 zurück – sei enttäuschend und ein trauriges Zeichen für den Radsport, ergänzte der Waliser.

Dass durch die Fusion eine Pro-Tour-Lizenz frei werden würde, könne man zwar durchaus als gutes Zeichen werten, meinte Thomas. „Aber die Hälfte der Jobs wird gestrichen werden, weil es eine Höchstzahl von Fahrern gibt. […] Viele Jungs wären raus, was ebenfalls schade wäre.“

Vuelta-Preisgelder: Jumbo-Visma deklassiert Konkurrenz

Das niederländische Radsportteam Jumbo-Visma hat der diesjährigen Ausgabe der Spanien-Rundfahrt den Stempel aufgedrückt. Das spiegelt sich auch in den Preisgeldern wider, die Vuelta-Sieger Sepp Kuss und die Superstars Jonas Vingegaard und Primoz Roglic eingefahren haben.

Jumbo-Visma blickt auf eine bemerkenswerte Teamleistung bei der Vuelta zurück: Die Niederländer stellen alle drei Fahrer auf dem Podest, erstmals gewann der US-Amerikaner Sepp Kuss eine der wichtigsten Radsport-Rundfahrten der Welt.

Mit 17 Sekunden Rückstand folgte der zweifache Tour-de-France-Sieger Jonas Vingegaard aus Dänemark, Dritter wurde der Slowene Primoz Roglic – Sieger des diesjährigen Giro d’Italia. Besser hätte das Jahr für Jumbo-Visma also nicht laufen können.

Der jüngste Vuelta-Triumph hat zudem ordentlich Geld in die Kassen des Teams gespült. Bemerkenswert: Fast ein Drittel des gesamten Preisgeldes ging an Jumbo-Visma, wie aus der von den Veranstaltern veröffentlichten Liste hervorgeht.

Insgesamt schütteten die Spanier 1.116.835 Euro an die 24 teilnehmenden Teams aus, allein auf Jumbo-Visma fallen 364.985 Euro. Soundal-QuickStep um den belgischen Superstar Remco Evenepoel, der sich letztlich mit dem zwölften Platz begnügen musste, rangiert mit gerade einmal 98.965 Euro auf Platz zwei. UAE Team Emirates mit dem Gesamtvierten Juan Ayuso, zudem bester Spanier der diesjährigen Vuelta, heimste 95.530 Euro ein.

Das deutsche Radsportteam Bora-Hansgrohe befindet sich im Ranking der Preisgelder mit insgesamt 64.680 Euro auf dem fünften Platz.

Dass Jumbo-Visma derart viel Kohle mit nach Hause nimmt, liegt vor allem am Spitzentrio Sepp Kuss, Jonas Vingegaard und Primoz Roglic. Allein 150.000 Euro wurden für Kuss Gesamtsieg ausgeschüttet, zudem kassierte Jumbo-Visma zusätzliche 12.500 Euro für die Auszeichnung als bestes Team. Immerhin 11.000 Euro gab es für jeden Etappensieg.

Für Astana Qazaqstan Team zahlte sich die Reise nach Spanien derweil ganz und gar nicht aus. Im Preisgeld-Ranking belegt das Team mit gerade einmal 4.485 Euro den letzten Platz.

Roglic gewinnt Vuelta-Quälerei – Kuss vrteidigt Führung

US-Radprofi Sepp Kuss hat an seinem 29. Geburtstag überraschend die Gesamtführung der Vuelta verteidigt.

Auf der brutalen Etappe hinauf nach Alto de L’Angliru verlor Kuss als Dritter zwar etwas Boden auf Jonas Vingegaard (beide Jumbo-Visma), rettete im dichten Nebel aber einen Mini-Vorsprung von acht Sekunden auf den zweimaligen Tour-Sieger aus Dänemark. Den Sieg bei der 17. Etappe der Spanien-Rundfahrt holte sich der Slowene Primoz Roglic.

Kuss, eigentlich als Edelhelfer von Vingegaard vorgesehen, darf somit mehr denn je vom Gesamtsieg träumen. „Ich bin ohne Erwartungen hierhergekommen und wollte den Jungs wie immer nur helfen. Dann kam ich in dieses wunderschöne Trikot und entdeckte ein neues Maß an Selbstvertrauen“, sagte der Kletterspezialist, der die Gesamtführung auf der zehnten Etappe übernommen hatte.

Sogar Verfolger Vingegaard freute sich für seinen Kollegen. „Es ist großartig, dass Sepp das Trikot trägt. Ich würde es gerne sehen, dass er diese Vuelta gewinnt“, sagte der 26-Jährige. Sollte Kuss am Sonntag in Madrid tatsächlich ganz oben stehen, hätte Jumbo-Visma nach dem Giro (Roglic) und der Tour (Vingegaard) die drei großen Rundfahrten des Jahres mit drei verschiedenen Fahrern gewonnen – es wäre ein Novum im Radsport.

Beeindruckend zudem: Schon auf dem 13. Teilstück der Vuelta hatte Jumbo-Visma durch Vingegaard, Kuss und Roglic das Podium ganz für sich gehabt. Einen Dreifach-Sieg bei einer Grand-Tour-Etappe hatte es zuvor letztmals bei der Vuelta 1991 durch das ebenfalls niederländische Team PDM gegeben.

Ex-Weltmeister und Vorjahressieger Remco Evenepoel ging am Mittwoch als Solist mit einem Vorsprung von mehr als einer Minute in den finalen und knüppelharten Anstieg der Kategorie „Especial“ (Ehrenkategorie), wurde dort aber schnell einkassiert. Anschließend belauerten sich die Klassementfahrer. Kuss musste Vingegaard und den Gesamtdritten Roglic kurz vor dem Ziel ziehen lassen, quälte sich aber 19 Sekunden nach dem Duo über die Linie und behielt Rot.

Vingegaard bekennt: „Habe ein bisschen gelitten“

Als amtierender Gesamtsieger der Tour de France ist Jonas Vingegaard bei der Vuelta an den Start gegangen. Auf der sechsten Etappe gelang dem Dänen mit seinem Team ein regelrechter Coup. Dafür musste der Radsport-Star aber mächtig aus dem Sattel gehen.

Jonas Vingegaard, Primoz Roglic und Sepp Kuss haben Top-Team Jumbo-Visma auf der Vuelta-Etappe am Donnerstag einen wichtigen Sieg beschert. Nach 183,1 km distanzierten sie Titelverteidiger Remco Evenepoel bei der Bergankunft am Observatorium von Javalambre. Der US-Amerikaner Kuss, Edelhelfer von Vingegaard bei der Tour und von Roglic beim Giro d’Italia, holte sich den Tagessieg.

Jonas Vingegaard zeigte sich im Interview mit „Eurosport“ bei der Ankunft erschöpft, aber glücklich: „Es war eine gute Etappe für uns. Wir haben uns sehr gut geschlagen, das Team war von Anfang an fantastisch. Wir wollten Soudal Quick Step unter Druck setzen, und das ist uns gelungen. Es lief wirklich gut für uns.“

Seine Beine hätten sich „besser angefühlt“ als in den vergangenen Tagen, so der zweifache Tour-Sieger: „Auch, wenn ich zu Beginn der Etappe und im Finale ein bisschen gelitten habe“.

Seinem Teamkollegen Kuss lobte der Däne derweil in höchsten Tönen: „Er ist ein toller Typ, er hat diesen Sieg wirklich verdient. Schade um das Rote Trikot (des Gesamtführenden, Anm. d. Red.), er hätte es definitiv verdient.“

Das behält vorerst der 20 Jahre alte Franzose Lenny Martinez vom Team Groupama-FDJ, dessen Vorsprung auf Kuss jedoch gerade einmal acht Sekunden beträgt. Vingegaard (Platz 11) und Roglic (Platz 12) konnten derweil ihre Rückstände auf den bisherigen Spitzenreiter Evenepoel (Platz 9) auf fünf und elf Sekunden verkürzen.

Am Freitag (ab 13:00 Uhr im Live-Ticker auf sport.de) wird auf der 200,8 km langen siebten Etappe von Utiel nach Oliva eine Sprintankunft erwartet.