Arensman gewinnt Königsetappe der Vuelta – Roglic holt auf

Nach seinen Zeiteinbußen am Vortag hat der belgische Radprofi Remco Evenepoel auf der Königsetappe der 77. Spanien-Rundfahrt seine Gesamtführung erneut behauptet.

Doch konnte der slowenische Titelverteidiger Primoz Roglic am Sonntag erneut seinen Rückstand auf den 22 Jahre alten Belgier verkürzen.

Den Tagessieg sicherte sich nach 152,6 Kilometern von Martos zur Bergankunft auf den Hoya de la Mora in der Sierra Nevada in 2507 Metern Höhe der Niederländer Thymen Arensman als Solist.

Roglic, der die Rundfahrt in den vergangenen drei Jahren gewonnen hatte, wurde mit einem Rückstand von 1:44 Minuten Tagesfünfter. Evenepoel fuhr 15 Sekunden nach dem Slowenen als Zehnter über den Zielstrich und hat in der Gesamtwertung noch 1:34 Minuten Vorsprung auf Roglic. Dritter ist mit 2:01 Minuten Rückstand auf Evenepoel der Spanier Enric Mas.

Nach dem dritten Ruhetag am Montag wird die Spanien-Rundfahrt am Dienstag fortgesetzt. Dann könnten nach den 189,4 Kilometern von Sanlúcar de Barrameda nach Tomares die Sprinter eine Möglichkeit bekommen. Zu Ende geht das Rennen am kommenden Sonntag in Spaniens Hauptstadt Madrid.

Evenepoel dominiert Vuelta-Einzelzeitfahren

Der belgische Radprofi Remco Evenepoel hat seine Siegambitionen bei der Spanien-Rundfahrt eindrucksvoll unterstrichen und auf der 10. Etappe seinen Vorsprung im Kampf um das Rote Trikot weiter ausgebaut.

Auf dem einzigen Einzelzeitfahren dieser Vuelta flog der 22-Jährige vom Team Quick-Step Alpha Vinyl förmlich über die Straßen von Elche nach Alicante und verwies seine direkten Konkurrenten klar auf die Plätze.

Beim 30,9 km langen Abschnitt, der den Spezialisten im Kampf gegen die Uhr mit nur wenigen Erhebungen entgegen kam, ließ der Belgier selbst Zeitfahr-Olympiasieger Primoz Roglic (Slowenien/Team Jumbo-Visma) keine Chance.

Der Vuelta-Sieger der vergangenen drei Jahre erreichte mit einem Rückstand von 48 Sekunden das Ziel. Bester Deutscher war Bahrain-Victorious-Profi Jasha Sütterlin (+4:04 Minuten). In der Gesamtwertung baute Evenepoel seinen Vorsprung auf Roglic (+2:41) und Lokalmatador Enric Mas (Movistar/+3:03) weiter aus.

Vor Etappenstart war die Zahl der Coronafälle im Fahrerfeld auf 15 angestiegen, nachdem der Australier Harry Sweeny (Lotto-Soudal) und der Brite Ethan Hayter (Ineos Grenadiers) positiv auf das Virus getestet worden waren. Bereits am Samstag hatte der Buchholzer Nikias Arndt vom Team DSM coronabedingt aussteigen müssen.

Am Mittwoch steht die elfte, zumeist flache Etappe über 191,2 km von Alhama de Murcia nach Cabo de Gata auf dem Programm. Die 77. Auflage der Vuelta endet am 11. September mit der 21. Etappe und der Ankunft in Madrid.

Deutschland Tour ohne Sprinter Bauhaus

Radprofi Phil Bauhaus hat seinen Start bei der am Mittwoch beginnenden Deutschland Tour aufgrund eines positiven Coronatests absagen müssen. Sein Team Bahrain Victorious teilte mit, dass der 28 Jahre alte Sprinter milde Symptome habe.

Bereits am Montag hatte das Team Bora-hansgrohe bekannt gegeben, dass es ohne seine Topfahrer Lennard Kämna (Wedel) und Maximilian Schachmann (Berlin) antreten wird. Beide fehlen gesundheitlich angeschlagen im Aufgebot des deutschen Radrennstalls für das Heimspiel.

Dagegen sind Vorjahressieger Nils Politt (Köln) und Emanuel Buchmann (Ravensburg) wie geplant dabei. Buchmann fährt die Deutschland Tour, weil wegen einer Harnwegsinfektion nicht wie ursprünglich geplant bei der Vuelta starten konnte.

Die Deutschland Tour beginnt mit dem Prolog in Weimar (2,7 km), das fünftägige Event führt nach Stuttgart. Weitere Zielorte sind Meiningen, Marburg und die Bergankunft am Schauinsland bei Freiburg. Der Kurs führt über insgesamt 710 Kilometer und mehr als 11.000 Höhenmeter.

Das deutsche Radsport-Topteam Bora-hansgrohe hat seine Helferfraktion mit Nico Denz verstärkt, gab der Rennstall aus Oberbayern bekannt.

Der 28-Jährige verlässt die niederländische Mannschaft DSM nach drei Jahren und schließt sich dem einzigen deutschen Team der WorldTour an.

„Ich muss sagen, es ist schon etwas Besonderes, als Deutscher im größten deutschen Team zu fahren. Ich hatte auch schon länger zu Bora-hansgrohe geschielt, wenn man das so sagen kann, aber es war bis jetzt einfach noch nicht der richtige Moment da“, sagte Denz.

In diesem Jahr hatte Denz mit einem Etappensieg bei der Tour de Suisse für den größten Erfolg seiner Karriere gesorgt. In der Regel ist er jedoch als Helfer eingeplant. „Dass ich hier nicht als Leader engagiert wurde, ist glaube ich auch jedem klar. Aber ich bin sicher, dass ich das Team mit meinen Fähigkeiten und meiner Erfahrung weiter verstärken kann“, sagte Denz.

 

Brennauer fährt klar an Zeitfahr-Medaille vorbei

Olympiasiegerin Lisa Brennauer hat im letzten Einzelzeitfahren ihrer Karriere eine Medaille klar verpasst.

Bei der Europameisterschaft in München belegte die 34-Jährige im Kampf gegen die Zeit den zwölften Platz. Gold ging an die Schweizerin Titelverteidigerin Marlen Reusser, sie gewann vor Weltmeisterin Ellen van Dijk (Niederlande/+6 Sekunden) und deren Teamkollegin Riejanne Markus (+28 Sekunden).

Die zweite deutsche Starterin und Vize-Europameisterin von 2019, Lisa Klein, fuhr auf Rang 22 (+3:36 Minuten). Die Männer um die deutschen Rad-Profis Max Walscheid und Miguel Heidemann starten ab 17.00 Uhr auf den Rundkurs im Westen von München.

Für Brennauer (+1:58) war es das letzte Einzelzeitfahren ihrer Karriere, zum Abschluss ihrer Laufbahn bestreitet sie am Sonntag das EM-Straßenrennen. Die knapp 130 Kilometer führen die Athletinnen von Landsberg am Lech im Süden von München über den Starnberger See zum Odeonsplatz im Zentrum der bayerischen Landeshauptstadt.

Die zweite deutsche Starterin und Vize-Europameisterin von 2019, Lisa Klein, fuhr auf Rang 22 (+3:36 Minuten). Die Männer um die deutschen Rad-Profis Max Walscheid und Miguel Heidemann starten ab 17.00 Uhr auf den Rundkurs im Westen von München.

Für Brennauer (+1:58) war es das letzte Einzelzeitfahren ihrer Karriere, zum Abschluss ihrer Laufbahn bestreitet sie am Sonntag das EM-Straßenrennen. Die knapp 130 Kilometer führen die Athletinnen von Landsberg am Lech im Süden von München über den Starnberger See zum Odeonsplatz im Zentrum der bayerischen Landeshauptstadt.

Para-Radfahrerin Hausberger holt WM-Gold

Para-Radfahrerin Maike Hausberger hat für einen goldenen deutschen WM-Abschluss gesorgt.

Die 27 Jahre alte Zweiradfahrerin holte sich am letzten Tag der Titelkämpfe nach ihrem Triumph im Einzelzeitfahren auch den Sieg im Straßenrennen.

Zudem gewannen Kerstin Brachtendorf in der Startklasse C5 sowie Steffen Warias in der C3-Klasse in ihren Straßenrennen jeweils Silber.

Insgesamt sammelten die Athleten des Deutschen Behindertensportverbandes im kanadischen Baie-Comeau achtmal Gold, viermal Silber und zweimal Bronze.

„Was die Mannschaft hier bei den Weltmeisterschaften geleistet hat, ist kaum in Worte zu fassen und hätte ich mir nicht erträumen können“, sagte Bundestrainer Renee Schmidt: „Ich bin sehr stolz auf die sportlichen Ergebnisse, aber auch auf den Zusammenhalt. Das Team ist hier merklich zusammengewachsen.“

Das deutsche Para-Radsportteam hat bei bei der WM im kanadischen Baie-Comeau abgeräumt. Acht Titelgewinne konnte das Team des Deutschen Behindertensportverbandes (DBS) feiern, zudem gab es sechs weitere Medaillen bei den Meisterschaften, die am Sonntag abgeschlossen wurden.

Angelika Dreock-Käser, Annika Zeyen (2), Michael Teuber, Maike Hausberger (2), Kerstin Brachtendorf und Jana Majunke holten die Titel für die deutsche Auswahl.

„Was die Mannschaft hier bei den Weltmeisterschaften geleistet hat, ist kaum in Worte zu fassen und hätte ich mir nicht erträumen können“, sagte der kommissarische Bundestrainer Renee Schmidt: „Ich bin sehr stolz auf die sportlichen Ergebnisse, aber auch auf den Zusammenhalt. Das Team ist hier merklich zusammengewachsen. Alle haben sich gegenseitig unterstützt. Auch das ist ein Baustein des Erfolgs.“

Brennauer kann sich Trainerkarriere vorstellen

Radsport-Olympiasiegerin Lisa Brennauer kann sich eine Karriere als Trainerin nach ihrer aktiven Laufbahn vorstellen.

„Ich würde mich freuen, wenn ich ganz viel von meinem Wissen und meinen Erfahrungen weitergeben kann“, sagte die 34-Jährige, die nach den European Championships in München mit dem Leistungssport aufhört, dem „SID“.

Als Berufssoldatin habe sie die Chance, „eng mit dem Sport verbunden zu bleiben. Wie genau, das ist noch offen“, sagte Brennauer und ergänzte: „Es gibt theoretisch ganz, ganz viele Möglichkeiten. Wir tasten gerade ab und schauen, was für mich die geeignete Stelle ist und welche Chancen und Möglichkeiten ich habe.“

Brennauer wird beim Multi-Event in München in vier Wettbewerben an den Start gehen. In der Mannschaftsverfolgung ist die Weltmeisterin mit dem Gold-Vierer von Tokio am Freitag ebenso Favoritin auf den EM-Titel wie in der Einerverfolgung am Samstag.

Auf der Straße geht die vielseitige Allgäuerin in der kommenden Woche im Einzelzeitfahren am Mittwoch und im Straßenrennen am Sonntag an den Start.

Die deutsche BMX-Freestylerin Lara Lessmann ist bei den European Championships mit einer soliden Leistung in den Wettbewerb gestartet und hat sich damit für das Finale am Freitag qualifiziert.

Die 22 Jahre alte Berlinerin belegte bei der Qualifikation am Donnerstag im Münchner Olympiapark mit 73,40 Punkten den dritten Platz.

„Es geht auf jeden Fall noch mehr“, sagte Lessmann nach dem Wettbewerb: „Am Nachmittag kam der Wind raus, ich denke, für morgen sind die Wetterbedingungen besser und da werde ich auch mehr zeigen können.“

Auch die beiden anderen deutschen Starterinnen schafften den Sprung ins Finale. Zweitbeste Deutsche wurde Kim Lea Müller auf Rang fünf, Rebbeca Gruhn belegte den achten Platz.

Die Bestwertung der Jury im Skatepark auf dem Olympiaberg erhielt die britische Olympiasiegerin Charlotte Worthington (82,30).

Brennauer beendet Radsport-Karriere

Olympiasiegerin Lisa Brennauer hat exakt ein Jahr nach ihrem größten Triumph das Ende ihrer Radsport-Laufbahn angekündigt.

„Ich habe mich entschlossen, den aktiven Teil meiner Karriere nach den Europameisterschaften in München zu beenden. Eine solche Entscheidung trifft man nicht über Nacht, sie ist Teil eines längeren gedanklichen Prozesses“, sagte die 34-Jährige.

Brennauer war in verschiedensten Disziplinen fünfmal Weltmeisterin auf der Straße, gewann viermal Silber und zweimal Bronze. Den größten Erfolg ihrer Karriere feierte die Dauerbrennerin am 3. August 2021 bei den Olympischen Spielen in Tokio, als sie mit Franziska Brauße, Mieke Kröger und Lisa Klein in der Mannschaftsverfolgung in Weltrekordzeit zu Gold raste.

Vergangenes Jahr holte die Sportsoldatin in der Einer- und Mannschaftsverfolgung zudem zwei WM-Titel auf der Bahn. Insgesamt gewann Brennauer in ihrer Laufbahn bislang 24 Medaillen bei Welt- und Europameisterschaften. Zusammen mit ihren Bahn-Vierer-Kolleginnen wurde sie im vergangenen Jahr außerdem als „Deutschlands Mannschaft des Jahres“ ausgezeichnet.

„Ich fühle mich super wohl mit meiner Entscheidung und habe damit meinen Frieden geschlossen. Das ist mir ganz wichtig“, sagte Brennauer dem „SID“: „Ich höre auf jeden Fall auf dem Höhepunkt auf. Und ich brenne auch noch richtig für den Sport. Das war mir total wichtig.“

Ihre letzten Wettkämpfe wird Brennauer im Rahmen der European Championships in München (11. bis 21. August) bestreiten. In der bayrischen Landeshauptstadt hat die Allgäuerin sowohl Starts auf der Bahn als auch auf der Straße geplant.

„Lisa war stets das Zugpferd in der Mannschaft, ob auf der Bahn oder auf der Straße. Was sie gemacht hat, haben die anderen abgeguckt. Lisa ist kollegial, immer fair, immer geradeaus“, würdigte Bundestrainer Andre Korff die Ausnahmeathletin. Rudolf Scharping, Präsident des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR), ergänzte: „Lisa Brennauer ist und bleibt eine großartige Botschafterin des deutschen Radsports, über ihre aktive Zeit hinaus.“

Disqualifikation sorgt für Tour-Zoff: „Das ist verrückt“

Kein Tag ohne neuen Aufreger bei der Tour de France der Frauen. Auch die 5. Etappe der Frankreich-Rundfahrt hatte ein unschönes Nachspiel, denn mit der Italienerin Barbara Malcotti wurde während des Rennens eine Fahrerin disqualifiziert, die das in den Augen ihres Teamchefs nicht verdient gehabt hätte.

Was war passiert? Während der 5. Etappe am Donnerstag meldete Barbara Malcotti vom Team Human Powered Health via Funk einen technischen Defekt. Malcotti befand sich zu diesem Zeitpunkt im Hauptfeld, das einzige Begleitfahrzeug der Mannschaft fuhr allerdings direkt hinter einer Ausreißergruppe, die in diesem Moment knapp vier Minuten Vorsprung hatte.

Der Teamwagen stoppte, parkte am Straßenrand und wartete auf die Italienerin, die nach Erreichen des Fahrzeugs aus dem Peloton ausscherte und sich ein neues Rad geben ließ. Und genau das führte am Ende zu ihrer Disqualifikation, denn in den Regeln der Tour ist klar festgelegt, dass Reparaturen oder Rad-Wechsel ausschließlich hinter dem Feld durchgeführt werden dürfen.

Weil Malcotti und ihr Team nicht warteten, bis das gesamte Peloton vorbeigefahren war, wurde sie von der Rennleitung noch während der Etappe disqualifiziert.

Teamchef Andrew Bajadali zeigte sich danach enttäuscht und klagte über eine „sehr harte Entscheidung“ der Tour-Verantwortlichen. „Sie hätten uns auch eine Strafe oder eine letzte Warnung geben können“, sagte er.

Das alles sei während einer sehr ruhigen Rennphase passiert. „Es waren noch 80 oder 90 Kilometer bis ins Ziel. Die Ausreißergruppe war weit weg und es war für jeden eine komplett sichere Situation. Barbara hatte dadurch nicht den kleinsten Vorteil“, schilderte der Teamchef seine Sicht der Dinge. Ja, laut Regeln habe das Team einen Fehler gemacht, dennoch sei es eine „harte Entscheidung“.

Das Team habe Einspruch gegen den Ausschluss eingelegt, doch mehr könne man jetzt nicht mehr tun, meinte Bajadali am Donnerstag: „Barbara ist am Boden zerstört und fühlt sich absolut schrecklich. Auch ich werde heute Nacht nicht schlafen.“

Dass seine Fahrerin während der Etappe aus dem Rennen genommen wurde, sei „verrückt“, klagte der Teamchef: „Diese Situation ist für alle Beteiligten schlecht. Für die Tour und für uns sieht das nicht gut aus. Es ist einfach eine komische Entscheidung, die ich immer mit mir herumtragen und nie vergessen werde.“

Jumbo-Visma: Nach der Tour kommen die „sch Fragen“

Tour-Sieger Jonas Vingegaard und sein Team sind die neuen Dominatoren des Radsports. Der Zweifel fährt wie immer mit, doch auf Doping-Diskussionen hat Jumbo-Visma keine Lust.

In der Abendsonne von Paris sang Jonas Vingegaard stolz die dänische Nationalhymne, küsste Töchterchen Frida auf die Wange und hielt dann eine emotionale Rede: Auffällig ausführlich dankte er auf dem Podium der Tour de France jedem einzelnen seiner Teamkollegen. Der neue Tour-Dominator wusste, was sich gehörte. Denn seine Mannschaft hatte in den vorangegangen drei Wochen einen immensen Anteil am bis dato größten Karriere-Erfolg des schüchternen 25-Jährigen gehabt.

Mit einer beinahe unverschämten Dominanz trat das Team Jumbo-Visma bei der Frankreich-Rundfahrt 2022 auf. Sechs Etappensiege, Grünes Trikot, Bergtrikot, zudem Vingegaards souveräner Toursieg mit knapp drei Minuten Vorsprung auf Titelverteidiger Tadej Pogacar: Die Erfolgsbilanz der niederländischen Equipe liest sich beeindruckend. Doch bei derartigen Leistungen fährt naturgemäß auch der Zweifel immer mit – besonders im Radsport mit seiner zutiefst unrühmlichen Vergangenheit.

Bei Jumbo-Visma haben sie auf solche Diskussionen wenig überraschend keine Lust: „Das ist so eine Scheiß-Frage – sie kommt jedes Jahr. Nur weil wir auf diesem hohen Niveau fahren, müssen wir uns verteidigen. Ich versteh’s einfach nicht“, sagte Vingegaards belgischer Teamkollege, der dreifache Etappensieger und Träger des Grünen Trikots, Wout van Aert, als er zum Thema Doping befragt wurde.

Vingegaard selbst, der in Paris neben dem Gelben Trikot auch noch das gepunktete Jersey des besten Bergfahrers überstreifen durfte, reagierte auf die gleiche Frage deutlich gefasster: „Wir sind total sauber, jeder von uns. Ich kann für das ganze Team sprechen: Keiner von uns nimmt etwas Verbotenes“, sagte er und erklärte: „Wir sind wegen unserer Vorbereitung so gut.“

Eines sei an dieser Stelle ausdrücklich betont: Es gibt keinerlei stichhaltige Verdachtsmomente gegen Fahrer des Teams. Auch im einstmals chronisch dopingverseuchten Radsport, der im Übrigen in den vergangenen Jahren große Fortschritte im Anti-Doping-Kampf gemacht hat, gilt die Unschuldsvermutung. „Der Radsport hat sich verändert“, betont auch van Aert: „Wir werden zu jeder Zeit des Jahres kontrolliert, nicht nur bei der Tour – auch zuhause.“

Geschkes Bergtrikot-Frust bei der Tour de France

Simon Geschke hat den Gewinn des Bergtrikots bei der Tour de France knapp verpasst. Das Trikot als Stellvertreter nach Paris tragen zu dürfen, ist für den 36-Jährigen kein Trost.

Simon Geschke war der Frust deutlich anzusehen, als er am Freitag zum Start der 19. Etappe rollte. Der 36-Jährige trug zwar noch immer das Gepunktete Trikot des Führenden in der Bergwertung der Tour de France – doch er war es eigentlich nicht mehr. „Ich würde es lieber nicht tragen, weil ich halt nur Zweiter bin“, hatte Geschke zuvor dem „ZDF“ gesagt: „Jetzt bin ich eben die Schaufensterpuppe, die das Trikot nach Paris fahren muss.“

Der Hauptverantwortliche für die Enttäuschung befand sich in Castelnau-Magnoac gleich in Geschkes Nähe – und trug das Gelbe Trikot. Jonas Vingegaard, designierter Nachfolger von Tadej Pogacar als Sieger des wichtigsten Radrennens der Welt, wird am Sonntag in Frankreichs Hauptstadt auch die Bergwertung gewinnen.

Da aber auch der dänische Überflieger immer nur ein Trikot auf seinen schmalen Schultern tragen kann, wird Geschke als Wertungszweitem die fragwürdige Ehre zu Teil, das Bergtrikot stellvertretend nach Paris zu tragen.

Neun Tage lang hatte Geschke zuvor die Bergwertung angeführt und war dabei nicht nur in die Herzen der deutschen Fans geklettert. „Die letzten Tage waren natürlich super“, sagte der Berliner. Neben den Beinahe-Ritten von Lennard Kämna zum Etappensieg und ins Gelbe Trikot, war sein Kampf ums Bergtrikot aus deutscher Sicht das Highlight der Tour 2022.

Am Donnerstag war dieser Kampf in den Pyrenäen zu Ende gegangen. Und als Geschke von seinem Rad stieg, abgekämpft, verschwitzt, geschlagen, war die Enttäuschung riesig: „Ich habe alles gegeben. Mir sind halt einfach die Kräfte ausgegangen“, sagte er geknickt und verschwand schnell im Bus seines Cofidis-Teams.

Es hat nicht sollen sein mit dem ersten deutschen Sieg in der 89 Jahre langen Geschichte der Bergwertung der Frankreich-Rundfahrt. Die letzte Bergetappe der Tour war für Geschke die entscheidende eine zu viel. Früh musste er den Strapazen der vergangenen Tage Tribut zollen, fiel zurück und konnte keine weiteren Punkte sammeln.