Tour-Disqualifikation von Quintana bleibt bestehen

Die Disqualifikation des kolumbianischen Radprofis Nairo Quintana bei der diesjährigen Tour de France bleibt bestehen.

Der Internationale Sportgerichtshof Cas wies den Einspruch des Kletterspezialisten zurück. Damit verliert Quintana seinen sechsten Gesamtrang.

In zwei getrockneten Blutproben des 32-Jährigen vom 8. und 13. Juli wurde das Opiat Tramadol nachgewiesen. Hierbei handelt es sich laut UCI nicht um ein Dopingvergehen, aber um einen Verstoß gegen die medizinischen Regeln des Verbandes.

Tramadol ist seit dem 1. März aufgrund seiner Nebenwirkungen von der UCI verboten, steht jedoch nicht auf der Verbotsliste der Welt-Anti-Dopingagentur Wada. Im Rahmen eines Programms zum Nachweis von Tramadol wurden während der Tour 120 sogenannte getrocknete Blutproben genommen.

Quintana hat inzwischen auch seinen Abschied vom französischen Team Arkea-Samsic bekannt gegeben. Ob und wo der zweimalige Tour-Zweite weiterfährt, ist noch nicht bekannt. Eine Sperre hat das Vergehen nicht nach sich gezogen.

Bahnrad-Weltmeisterin Lea Sophie Friedrich ist zur „Sportlerin des Monats“ Oktober gewählt worden.

Die 22-Jährige gewann die Wahl der Athletinnen und Athleten der Deutschen Sporthilfe vor Box-Europameisterin Stefanie von Berge und Christian Reitz, Doppelweltmeister im Sportschießen.

Friedrich hatte sich bei der WM in Frankreich nach der Goldmedaille im Teamsprint mit Emma Hinze und Pauline Grabosch auch im Keirin den Titel geholt. Es waren ihre WM-Titel Nummer sechs und sieben. Dazu gewann sie die Silbermedaille im Sprint.

 

DBS-Team holt sechs Medaillen

Die Radsportler des Deutschen Behindertensportverbandes (DBS) haben bei der Bahnrad-WM zweimal Silber und viermal Bronze geholt. Erfolgreichster deutscher Para-Athlet bei den Rennen im französischen Saint-Quentin en Yvelines war Pierre Senska: Der 34-Jährige gewann bei seinem Comeback nach Verletzungspause drei Bronzemedaillen.

Silber ging an Neuling Fabian Döring sowie an Thomas Ulbricht auf dem Tandem mit Pilot Robert Förstemann. Das Duo sicherte sich zudem Bronze.

Senska war nach seinen dritten Plätzen im Scratch-Rennen, in der paralympischen Verfolgung und in der Gesamtwertung der Startklasse C1, „einfach mega glücklich, dass dieses Jahr noch so für mich endet. Dieses Abschneiden kam sehr überraschend für mich“, sagte er. Bei der Straßen-WM war Senska wegen Knieproblemen ausgefallen.

Überzeugen konnte auch der sehbehinderte Ulbricht mit Olympia-Medaillengewinner Förstemann. „Zwei Medaillen sind ein Traum-Ergebnis. Wir sind sehr stolz. Jetzt haben wir erst recht Lust auf mehr und mit Blick in die Zukunft definitiv noch Luft nach oben“, sagte Förstemann.

Der kommissarische Bundestrainer Renee Schmidt war zufrieden: „Wir haben mit den jungen Wilden und den alten Hasen alles erreicht, was wir uns vorgenommen hatten – und sogar noch ein bisschen mehr. Ich bin rundum zufrieden.“

Doping-Jäger plädiert für Armstrong-Vergebung

Am 22. Oktober 2012 wurde Lance Armstrong lebenslang gesperrt und verlor all seine Tour-de-France-Titel. Zehn Jahre später empfiehlt USADA-Boss Travis Tygart, dem Amerikaner zu vergeben.

Vor wenigen Wochen saß Lance Armstrong auf einer mallorquinischen Terrasse und zeichnete einen Podcast auf. Mit dabei ein Haufen ungewöhnlicher Gäste: Sein einstiger Rivale Jan Ullrich gehörte dazu, ebenso wie der noch aktive Topsprinter Mark Cavendish. Armstrong scheint wieder einen Platz zu haben im Radsport-Zirkel – eine Entwicklung mit der vor zehn Jahren nicht zu rechnen war.

Damals, am 22. Oktober 2012, hatte der Texaner endgültig vor den Trümmern seiner Karriere gestanden: überführt, geächtet, lebenslang gesperrt. Sieben Tour-Siege wurden dem größten Dopingsünder der Radsport-Geschichte aberkannt, Olympisches Bronze ebenso – noch nicht einmal den Sieg bei der Rheinland-Pfalz-Rundfahrt durfte Armstrong behalten.

„Das war ein sehr wichtiges Ereignis für den globalen Sport“, erinnert sich Travis Tygart, damals wie heute Chef der US-Anti-Doping-Agentur USADA, im Interview mit dem „SID“ anlässlich des zehnten Jahrestages. „Wir haben damit gezeigt, was bei fehlender Kontrolle passiert und warum es entscheidend ist, für Gerechtigkeit im Sport zu kämpfen.“

Im Sommer 2012 hatte die USADA zunächst ihren Report zum Fall Armstrong veröffentlicht. Darin ist die Rede vom „höchstentwickelten und erfolgreichsten Dopingprogramm, das die Sportwelt jemals gesehen hat“. Der Weltverband UCI, der unrühmlich lange an Armstrongs Seite gestanden hatte, bestätigte unter dem öffentlichem Druck schließlich die lebenslange Sperre.

Einige Zeit später packte der Beschuldigte dann auch selbst aus: Bei TV-Moderatorin Oprah Winfrey gestand Armstrong seine Verfehlungen – zumindest teilweise.

„Die ganze Wahrheit wird wohl nie ans Licht kommen. Aber das Wichtigste war, dass er seine Vergehen eingestanden hat“, sagt Tygart. Der 51-Jährige weiß, wovon er spricht: Mit seinen Ermittlungen war er an der Aufdeckung des flächendeckenden Dopingsystems im Radsport der 1990er und 2000er Jahre maßgeblich beteiligt.

Und Armstrong kehrt derweil in die Radsport-Öffentlichkeit zurück – auch in Deutschland. In einer „ARD“-Dokumentation schilderte der 51-Jährige kürzlich, wie er dem gefallenen Ullrich in dessen schwersten Stunden zur Seite gestanden hatte. Die beiden verbindet seitdem eine Männerfreundschaft – inklusive gemeinsamen Rad-Ausfahrten und Podcast-Aufnahmen auf Mallorca.

Zehn Jahre nach dem endgültigen Einsturz von Armstrongs Doping-Imperium scheinen sich sowohl der Radsport als auch sein berühmtester Betrüger wieder gefangen zu haben. „Ich wünsche Lance seit seinem Geständnis nur das Beste“, sagt Tygart. Er wirkt, als würde er es ernst meinen.

Rad-Altstar Valverde sagt Adios

Ausgerechnet Italien! Dass Altmeister Alejandro Valverde seine Radsport-Karriere am Samstag nach 21 Profijahren bei der Lombardei-Rundfahrt ausklingen lässt, entbehrt nicht einer gewissen Pikanterie. Schließlich waren es doch die italienischen Dopingfahnder, die Valverde zwei Jahren seiner mit großen Erfolgen geschmückten Laufbahn kosteten.

2008 hatten die emsigen Ermittler einen Abstecher der Tour de France nach Prato Nevoso genutzt, um Valverde Blut abzunehmen. Und siehe da: Der DNA-Abgleich passte zu den Blutbeuteln aus dem Labor des Dopingarztes Eufemiano Fuentes mit der Aufschrift „Piti Valv“. Piti soll der Name des deutschen Schäferhundes des Spaniers gewesen sein, was Valverde abstritt, genauso wie einen direkten Kontakt zu Fuentes. Doch alle Einsprüche und Dementis nutzten auch vor dem Internationalen Sportgerichtshof Cas nichts.

Valverde ist seitdem allen Dopingfragen entflohen, wie oftmals den Konkurrenten auf dem Rennrad. Nach seiner Sperre 2011 machte der Mann aus Murcia einfach da weiter, wo er vorher unfreiwillig aufgehört hatte. Insgesamt brachte es Valverde auf 133 Profisiege, mehr als jeder andere Spanier. Sei es der große Miguel Indurain, Pedro Delgado oder Alberto Contador. Entsprechend wurde der 42-Jährige jüngst bei der Vuelta fast jeden Tag euphorisch am Straßenrand gefeiert, was „sehr emotional“ gewesen sei.

Denn Valverde hatte die spanischen Radsport-Fans zwei Jahrzehnte lang mit Siegen verwöhnt. Er gewann Frühjahrsklassiker wie Lüttich-Bastogne-Lüttich (viermal) oder den Flèche Wallonne mit dem steilen Finale an der Mur von Huy (fünfmal). Er triumphierte bei großen Rundfahrten wie der Vuelta (2009) oder bei kleineren wie in Katalonien (dreimal). Er holte zahlreiche Etappensiege bei der Tour oder der Vuelta und er wurde zur Krönung 2018 Weltmeister. Im Alter von 38 Jahren bei der WM in Innsbruck, als zweitältester Radprofi nach Joop Zoetemelk, nachdem er zuvor sechsmal auf das Podest gefahren war.

Valverde war ein kompletter Rennfahrer. Und zu diesem kompletten Bild passt auch irgendwie, dass seine Vita dunkle Flecken aufweist. Denn als Valverde 2002 seine Karriere im umstrittenen Kelme-Team begann, hat er sich mit Fahrern wie Lance Armstrong, Jan Ullrich oder Alexander Winokurow gemessen. Zu den dunklen Jahren im Radsport hat Valverde stets geschwiegen, was wohl auch daran lag, dass er in seiner Heimat nicht oft danach gefragt wurde.

Bahn-Sprinterinnen wollen „realistisch bleiben“

Die deutschen Sprinterinnen wollen vor der anstehenden Bahnrad-WM in Saint Quentin-en-Yvelines bei Paris (12. bis 16. Oktober) nicht zu viel Druck aufbauen.

„Es wäre vermessen zu sagen, wir fahren wieder mit vier Titeln nach Hause“, betonte Bundestrainer Jan van Eijden bei einer Medienrunde am Mittwoch.

Im vergangenen Jahr hatten die Athletinnen des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR) bei der WM im französischen Roubaix in allen Sprint-Disziplinen Gold gewonnen. Lea Sophie Friedrich gewann im Teamsprint, Keirin und Zeitfahren, für die Wettkämpfe auf der Olympia-Bahn von 2024 sei es jedoch erst einmal nur ihr Ziel „Spaß zu haben und vielleicht eine Medaille zu holen“, so Friedrich.

„Im Teamsprint können wir definitiv um den Titel mitfahren“, sagte van Eijden. Jedoch müsse man „realistisch bleiben und schauen wie die Wettkämpfe laufen“, erklärte der 46-Jährige weiter.

Während eine WM mit nur einer Bronzemedaille bei den Frauen „eher enttäuschend“ wäre, müsse man bei den Männern andere Ziele setzen. Nach Bronze im Vorjahr hofft van Eijden, „dass wir im Teamsprint erneut ins kleine Finale fahren können“.

Sattel an Sattel mit Armstrong: Jan Ullrich sendet Zeichen

Es sind tolle und beruhigende Bilder von Jan Ullrich: Der frühere Radstar Seite an Seite mit seinem einstigen Rivalen und heutigem Freund und „Lebensretter“ Lance Armstrong (51). Zusammen mit dem US-Amerikaner radelt der Tour-de-France-Sieger von 1997 freudestrahlend durch Mallorca. Gemeinsam in einem Team mit Armstrong nimmt Ullrich (48) wieder an einem Hobbyrennen auf Mallorca teil.

„Perfektes Wetter und wunderschöne Strecken – auch in diesem Jahr bin ich wieder der persönlichen Einladung von @lancearmstrong gefolgt und werde für ein paar Tage mit ihm und einem fantastischen Team beim #THEMOVE #Mallorca 2022 unterwegs sein“, schreibt Ullrich bei Instagram zu einem Bild, das ihn mit seinem Kumpel auf dem Bike vor atemberaubender Kulisse zeigt.

Doch nicht nur das: Es zeigt auch einen Mann, der sich offensichtlich weiter auf der Sonnenseite des Lebens befindet.

Solche Bilder von einem der tragischsten Sport-Helden der Nation wollen wir sehen!

Jan Ullrich kämpfte sich immer wieder aus dem Sucht-Sumpf heraus

Noch vor rund einem Jahr gab es Gerüchte, der einst sportlich und vor allem privat so tief gefallene Ex-Rad-Star habe einen Rückfall in die Drogen- und Alkoholsucht erlebt. Doch sein Krankenhausaufenthalt war auf eine Blutvergiftung zurückzuführen.

„Ich bin dem Tod mal wieder entronnen!“, hatte Ullrich damals gesagt.

Dem Tod zu entrinnen, das scheint tief in Jan Ullrichs Lebens-Programm eingraviert zu sein. Einen ganz besonderen Helfer an seiner Seite hatte er stets in Lance Armstrong, mit dem er sich zu aktiven Radsport-Zeiten noch die erbittertsten und epischsten Kämpfe lieferte. Armstrong, dessen fünf Tour-de-France-Titel allesamt wegen Dopingvergehen annulliert wurden, kümmerte sich rührend um seinen Kumpel, half ihm immer wieder aus dem selbstgeschaffenen Sumpf.

Brüder im Geiste – auf so vielen Ebenen. Nun sind sie mal wieder auf sportlicher Ebene unterwegs, sattelfest wie früher – mit einem breiten Grinsen. Möge es immer so sein

Van Vleuten fährt mit Ellenbogenbruch

Trotz eines gebrochenen Ellenbogens startet der niederländische Rad-Star Annemiek van Vleuten am Samstag beim WM-Rennen im australischen Wollongong. Das gab ihr Team Movistar bekannt.

Die 39-Jährige zählt trotz der Verletzung zu den Favoritinnen des 164,3 Kilometer langen Rennens am Samstag. Van Vleuten war 2019 bereits Weltmeisterin, gewann 2017 und 2018 das berühmte Regenbogentrikot im Einzelzeitfahren.

Bei den Olympischen Spielen von Tokio holte sie Silber im Straßenrennen und Gold im Zeitfahren.

Van Vleuten war im Team-Mixed-Zeitfahren im Mittwoch kurz nach dem Start offenbar wegen eines technischen Defekts gestürzt. Nach dem Rennen teilte die Siegerin der Tour de France Femmes mit, es handele sich um einen stabilen Bruch, bei dem keine Operation notwendig sei.

Einen Start im Straßenrennen werde sie von den Schmerzen abhängig machen. Diese hat van Vleuten offensichtlich im Griff.

Deutsche Mixed-Staffel verpasst Medaille

Liane Lippert schaute immer wieder zurück, doch Mieke Kröger war auf dem Marine Drive mit ihren Kräften am Ende. Auf den letzten Metern platzte für das deutsche Team im Mixed-Zeitfahren der Traum von einer erneuten Medaille.

Rund sieben Sekunden fehlten nach 28,2 Kilometern zum australischen Team auf dem Bronzerang. „Wir haben das Beste daraus gemacht, aber im letzten Teil haben wir uns weh getan“, sagte Bahnrad-Weltmeisterin Kröger.

Nach Gold im vergangenen Jahr war es dieses Mal der undankbare vierte Platz für Miguel Heidemann, Jannik Steimle, Nikias Arndt, Lippert, Kröger und Romy Kasper. Den Titel holte sich die Schweiz. Silber und Bronze gingen an Italien (2,92 Sekunden zurück) und Australien (38,4).

Kröger: „Können Tony und Lisa nicht ersetzen“

Mit einer Medaille war aus deutscher Sicht aber nicht unbedingt zu rechnen. Schließlich ist vom Gold-Team aus dem Vorjahr nicht mehr viel übrig geblieben. Die früheren Zeitfahr-Weltmeister Tony Martin und Lisa Brennauer haben inzwischen ihre Karriere beendet. Auch Max Walscheid und Lisa Klein fehlten dieses Mal im Team. Lediglich Arndt und Kröger standen wieder am Start. Und es sah zwischenzeitlich sogar gut aus. Bei der vorletzten Zwischenzeit lagen Australien und Deutschland gleichauf. Doch im Finish fehlte die Kraft, zumal auch Kasper vorher abreißen lassen musste. „Mein Herz blutet. Ich habe so mitgefiebert“, sagte Brennauer als Eurosport-Kommentatorin.

Nachdem die drei deutschen Männer auf Platz sechs zum Wechsel gekommen waren, starteten Lippert und Co. ihre Aufholjagd. Dabei erwies sich vor allem Kröger auf den flachen Abschnitten wieder als Tempomacherin. Das sollte sich am Ende rächen. „Wir hätten das besser einteilen können. Es war sehr knapp. Ich hatte am Ende ein bisschen zu viel Energie, was Unruhe in die Gruppe gebracht hat. Mieke hat davor einen Riesenjob gemacht und konnte meiner Spritzigkeit nicht mehr folgen. Da haben wir am Ende verloren“, erklärte Lippert.

Damit blieb der Bund Deutscher Radfahrer bei den Eliterennen im Zeitfahren ohne Medaille. Podestplatzierungen gab es bislang nur in den Nachwuchsklassen durch Ricarda Bauernfeind als Dritte bei den U23-Frauen sowie durch die zweitplatzierte Justyna Czapla und dem Dritten Emil Herzog im Juniorenbereich.

Evenepoel feiert historischen Vuelta-Triumph

Der belgische Radprofi Remco Evenepoel hat durch den Triumph bei der Vuelta den bislang größten Erfolg seiner Karriere gefeiert.

Der Gesamtsieg des 22-Jährigen bei der traditionsreichen Spanien-Rundfahrt bedeutete für die stolze Radsport-Nation Belgien am Sonntag zugleich den ersten Gesamtsieg bei einer der drei großen Landesrundfahrten seit 44 Jahren.

Das begehrte Rote Trikot gab Evenepoel auf der 21. und letzten Etappe über nur noch 96,7 km von Las Rozas in die spanische Hauptstadt Madrid erwartungsgemäß nicht mehr ab.

Zwar sicherte sich der Kolumbianer Juan Sebastian Molano den Etappensieg im Spurt vor dem Dänen Mads Pedersen und Pascal Ackermann (Kandel), doch Evenepoel rollte mit dem Hauptfeld über den Strich und behauptete damit einen Vorsprung von 2:02 Minuten auf seinen einheimischen Verfolger Enrico Mas.

Freudentränen schon am Vortag

In trockene Tücher hatte Evenepoel den Coup zwei Jahre nach einem schweren Sturz bei der Lombardei-Rundfahrt und einer monatelangen Zwangspause schon am Vortag gebracht.

Als der Star von Quick-Step Alpha Vinyl beim Tageserfolg von Olympiasieger Richard Carapaz (Ecuador) ins Ziel gekommen war, rollten schon Freudentränen über seine Wangen – auch bei der Vuelta wird der Spitzenreiter auf dem letzten Teilstück nicht mehr angegriffen.

Primoz Roglic bei der Vuelta entthront

Evenepoel, dem Experten schon vor seinem Malheur von 2020 eine glanzvolle Zukunft prophezeit hatten, trat als Vuelta-Gewinner die Nachfolge des Slowenen Primoz Roglic an.

Der 32-Jährige hatte am vergangenen Mittwoch nach drei Vuelta-Erfolgen in Serie verletzungsbedingt aufgeben müssen. Im Sprintfinale der Vortagsetappe am Dienstag war Roglic schwer gestürzt, nachdem der Rundfahrt-Spezialist zuvor als Zweiter im Gesamtklassement erneut aussichtsreich im Rennen gelegen hatte.

Für den bis Sonntag letzten Erfolg eines Belgiers bei der Tour, beim Giro d’Italia oder der Spanien-Rundfahrt hatte 1978 Johan De Muynck in Italien gesorgt.

Defekt vorgetäuscht? Evenepoel-Eklat bei der Vuelta

Remco Evenepoel vom Team Quick-Step Alpha Vinyl Team führt die Gesamtwertung der Vuelta a Espana drei Etappen vor dem Ende souverän an. Nun gibt es aber schwere Vorwürfe gegen den Belgier.

Hintergrund ist ein Defekt, den Evenepoel in der Schlussphase der 16. Etappe vorgetäuscht haben soll.

2,7 Kilometer vor dem Ziel zog sich Evenepoel plötzlich aus dem Rennen zurück und zeigte einen Defekt an seinem Rad an. Nachdem das Problem behoben wurde, rollte er entspannt ins Ziel.

Ein wirklicher Dämpfer war der Schaden für Evenepoel nicht. Denn der 22-Jährige profitierte von der Drei-Kilometer-Regelung, durch die er zeitgleich mit der Gruppe gewertet wird, in der er sich zum Zeitpunkt des Defektes befand.

Dadurch verlor Evenepoel nur acht Sekunden auf seinen ärgsten Verfolger Primos Roglic, der unmittelbar vor Evenepoels Aussteigen zur Attacke angesetzt hatte.

Vorwürfe, der Quick-Step-Star habe den Defekt nur vorgetäuscht, um nicht noch mehr Vorsprung gegenüber Roglic einzubüßen, wies Evenepoel vehement zurück.

„Was passiert ist? Ich hatte einen platten Reifen. Das passiert. Ich fuhr an Position 20 oder 30, als ich merkte, dass mein Hinterrad wegrutschte. Da wusste ich, dass ich einen Platten hatte“, sagte er gegenüber dem belgischen Radio- und Fernsehsender „Sporza“.

Evenepoel stellte außerdem klar: „Ich bin nicht der Typ, der etwas vortäuscht oder betrügt. Ich hatte gute Beine und wollte sogar um den Etappensieg mitfahren.“

Roglic gibt bei Vuelta nach Sturz auf

Roglics Aufholjagd wurde aber ohnehin jäh gestoppt. Der slowenische Titelverteidiger stürzte am Dienstag kurz vor der Ziellinie heftig und konnte diese anschließend nur blutüberströmt überqueren. Zur 17. Etappe konnte er nicht mehr antreten.

Der 32-Jährige hatte die Vuelta in den vergangenen drei Jahren gewonnen und hätte mit einem vierten Erfolg mit Rekordsieger Roberto Heras gleichgezogen. Schon bei der Tour de France im Juli hatte Roglic wenige Tage nach einem Sturz aufgeben müssen.