Vuelta-Preisgelder: Jumbo-Visma deklassiert Konkurrenz

Das niederländische Radsportteam Jumbo-Visma hat der diesjährigen Ausgabe der Spanien-Rundfahrt den Stempel aufgedrückt. Das spiegelt sich auch in den Preisgeldern wider, die Vuelta-Sieger Sepp Kuss und die Superstars Jonas Vingegaard und Primoz Roglic eingefahren haben.

Jumbo-Visma blickt auf eine bemerkenswerte Teamleistung bei der Vuelta zurück: Die Niederländer stellen alle drei Fahrer auf dem Podest, erstmals gewann der US-Amerikaner Sepp Kuss eine der wichtigsten Radsport-Rundfahrten der Welt.

Mit 17 Sekunden Rückstand folgte der zweifache Tour-de-France-Sieger Jonas Vingegaard aus Dänemark, Dritter wurde der Slowene Primoz Roglic – Sieger des diesjährigen Giro d’Italia. Besser hätte das Jahr für Jumbo-Visma also nicht laufen können.

Der jüngste Vuelta-Triumph hat zudem ordentlich Geld in die Kassen des Teams gespült. Bemerkenswert: Fast ein Drittel des gesamten Preisgeldes ging an Jumbo-Visma, wie aus der von den Veranstaltern veröffentlichten Liste hervorgeht.

Insgesamt schütteten die Spanier 1.116.835 Euro an die 24 teilnehmenden Teams aus, allein auf Jumbo-Visma fallen 364.985 Euro. Soundal-QuickStep um den belgischen Superstar Remco Evenepoel, der sich letztlich mit dem zwölften Platz begnügen musste, rangiert mit gerade einmal 98.965 Euro auf Platz zwei. UAE Team Emirates mit dem Gesamtvierten Juan Ayuso, zudem bester Spanier der diesjährigen Vuelta, heimste 95.530 Euro ein.

Das deutsche Radsportteam Bora-Hansgrohe befindet sich im Ranking der Preisgelder mit insgesamt 64.680 Euro auf dem fünften Platz.

Dass Jumbo-Visma derart viel Kohle mit nach Hause nimmt, liegt vor allem am Spitzentrio Sepp Kuss, Jonas Vingegaard und Primoz Roglic. Allein 150.000 Euro wurden für Kuss Gesamtsieg ausgeschüttet, zudem kassierte Jumbo-Visma zusätzliche 12.500 Euro für die Auszeichnung als bestes Team. Immerhin 11.000 Euro gab es für jeden Etappensieg.

Für Astana Qazaqstan Team zahlte sich die Reise nach Spanien derweil ganz und gar nicht aus. Im Preisgeld-Ranking belegt das Team mit gerade einmal 4.485 Euro den letzten Platz.

Roglic gewinnt Vuelta-Quälerei – Kuss vrteidigt Führung

US-Radprofi Sepp Kuss hat an seinem 29. Geburtstag überraschend die Gesamtführung der Vuelta verteidigt.

Auf der brutalen Etappe hinauf nach Alto de L’Angliru verlor Kuss als Dritter zwar etwas Boden auf Jonas Vingegaard (beide Jumbo-Visma), rettete im dichten Nebel aber einen Mini-Vorsprung von acht Sekunden auf den zweimaligen Tour-Sieger aus Dänemark. Den Sieg bei der 17. Etappe der Spanien-Rundfahrt holte sich der Slowene Primoz Roglic.

Kuss, eigentlich als Edelhelfer von Vingegaard vorgesehen, darf somit mehr denn je vom Gesamtsieg träumen. „Ich bin ohne Erwartungen hierhergekommen und wollte den Jungs wie immer nur helfen. Dann kam ich in dieses wunderschöne Trikot und entdeckte ein neues Maß an Selbstvertrauen“, sagte der Kletterspezialist, der die Gesamtführung auf der zehnten Etappe übernommen hatte.

Sogar Verfolger Vingegaard freute sich für seinen Kollegen. „Es ist großartig, dass Sepp das Trikot trägt. Ich würde es gerne sehen, dass er diese Vuelta gewinnt“, sagte der 26-Jährige. Sollte Kuss am Sonntag in Madrid tatsächlich ganz oben stehen, hätte Jumbo-Visma nach dem Giro (Roglic) und der Tour (Vingegaard) die drei großen Rundfahrten des Jahres mit drei verschiedenen Fahrern gewonnen – es wäre ein Novum im Radsport.

Beeindruckend zudem: Schon auf dem 13. Teilstück der Vuelta hatte Jumbo-Visma durch Vingegaard, Kuss und Roglic das Podium ganz für sich gehabt. Einen Dreifach-Sieg bei einer Grand-Tour-Etappe hatte es zuvor letztmals bei der Vuelta 1991 durch das ebenfalls niederländische Team PDM gegeben.

Ex-Weltmeister und Vorjahressieger Remco Evenepoel ging am Mittwoch als Solist mit einem Vorsprung von mehr als einer Minute in den finalen und knüppelharten Anstieg der Kategorie „Especial“ (Ehrenkategorie), wurde dort aber schnell einkassiert. Anschließend belauerten sich die Klassementfahrer. Kuss musste Vingegaard und den Gesamtdritten Roglic kurz vor dem Ziel ziehen lassen, quälte sich aber 19 Sekunden nach dem Duo über die Linie und behielt Rot.

Vingegaard bekennt: „Habe ein bisschen gelitten“

Als amtierender Gesamtsieger der Tour de France ist Jonas Vingegaard bei der Vuelta an den Start gegangen. Auf der sechsten Etappe gelang dem Dänen mit seinem Team ein regelrechter Coup. Dafür musste der Radsport-Star aber mächtig aus dem Sattel gehen.

Jonas Vingegaard, Primoz Roglic und Sepp Kuss haben Top-Team Jumbo-Visma auf der Vuelta-Etappe am Donnerstag einen wichtigen Sieg beschert. Nach 183,1 km distanzierten sie Titelverteidiger Remco Evenepoel bei der Bergankunft am Observatorium von Javalambre. Der US-Amerikaner Kuss, Edelhelfer von Vingegaard bei der Tour und von Roglic beim Giro d’Italia, holte sich den Tagessieg.

Jonas Vingegaard zeigte sich im Interview mit „Eurosport“ bei der Ankunft erschöpft, aber glücklich: „Es war eine gute Etappe für uns. Wir haben uns sehr gut geschlagen, das Team war von Anfang an fantastisch. Wir wollten Soudal Quick Step unter Druck setzen, und das ist uns gelungen. Es lief wirklich gut für uns.“

Seine Beine hätten sich „besser angefühlt“ als in den vergangenen Tagen, so der zweifache Tour-Sieger: „Auch, wenn ich zu Beginn der Etappe und im Finale ein bisschen gelitten habe“.

Seinem Teamkollegen Kuss lobte der Däne derweil in höchsten Tönen: „Er ist ein toller Typ, er hat diesen Sieg wirklich verdient. Schade um das Rote Trikot (des Gesamtführenden, Anm. d. Red.), er hätte es definitiv verdient.“

Das behält vorerst der 20 Jahre alte Franzose Lenny Martinez vom Team Groupama-FDJ, dessen Vorsprung auf Kuss jedoch gerade einmal acht Sekunden beträgt. Vingegaard (Platz 11) und Roglic (Platz 12) konnten derweil ihre Rückstände auf den bisherigen Spitzenreiter Evenepoel (Platz 9) auf fünf und elf Sekunden verkürzen.

Am Freitag (ab 13:00 Uhr im Live-Ticker auf sport.de) wird auf der 200,8 km langen siebten Etappe von Utiel nach Oliva eine Sprintankunft erwartet.

Groves gewinnt erste Sprintankunft – Evenepoel bleibt vorn

Der Australier Kaden Groves hat die erste Sprintankunft der 78. Spanien-Rundfahrt gewonnen.

Der 24 Jahre alte Radprofi holte sich nach 184,6 Kilometer von Andorra nach Tarragona im Massensprint den Sieg vor dem Kolumbianer Juan Sebastian Molano und dem Belgier Edward Theuns. Deutsche Fahrer spielten bei der Entscheidung keine Rolle.

In der Gesamtwertung bleibt alles beim Alten. Der belgische Zeitfahr-Weltmeister und Vorjahressieger Remco Evenepoel, der am Vortag die Bergankunft in Andorra-Arinsal gewonnen hatte, liegt weiter fünf Sekunden vor dem Spanier Enric Mas. Der dänische Tour-de-France-Champion Jonas Vingegaard ist 31 Sekunden zurück Vierter.

Evenepoel betonte unterdessen, dass sein Sturz im Zielbereich am Vortag nicht allzu schlimm gewesen sei. Die Verletzungen – der Jungstar hatte eine Platzwunde am Kopf erlitten – seien oberflächlich. „Shit happens. Ich habe Glück gehabt“, meinte Evenepoel, der nach seiner Zieleinfahrt in Andorra mit einer Journalistin kollidiert war.

Unterdessen hat die spanische Polizei offenbar einen Sabotage-Akt verhindert. Nach Angaben der Behörden wurden Pläne vereitelt, das Radrennen mit Öl auf der Fahrbahn auf einem Streckenabschnitt der dritten Etappe durch Katalonien zu sabotieren.

Beamte hätten vier Personen festgenommen, als sie am Samstag oberhalb eines Streckenabschnitts zwei große Fässer mit insgesamt rund 400 Litern einer öl-ähnlichen Substanz angebracht hätten, stand in einer Mitteilung. Es wurde nicht ausgeschlossen, dass es sich um Anhänger der katalanischen Separatistenbewegung handeln könnte. Zum möglichen Motiv der Festgenommenen wurde zunächst nichts mitgeteilt.

Die mit Vegetation getarnten Fässer seien in der Region von Solsonès auf halbem Wege von Barcelona nach Andorra mit einem Schlauch verbunden gewesen, durch den das Öl auf die Fahrbahn geleitet werden sollte. Die Auslösung habe mithilfe eines elektrisch gesteuerten Ventils erfolgen sollen, das mit einer Zeitschaltuhr verbunden gewesen sei.

Am Mittwoch wird die Vuelta mit der fünften Etappe über 186,5 Kilometer von Morella nach Burriana fortgesetzt. Dabei geht es über welliges Terrain mit einem Berg der zweiten Kategorie, der aber bereits 50 Kilometer vor dem Ziel zu bewältigen ist.

Belgier van Wilder triumphiert bei Deutschland Tour

Der belgische Radprofi Ilan van Wilder hat die Deutschland Tour gewonnen. Auf der vierten Etappe von Hannover nach Bremen behauptete der Fahrer vom Team Soudal-Quickstep seinen knappen Vorsprung und lag am Ende elf Sekunden vor dem Gesamtzweiten Felix Großschartner (Österreich/UAE Team Emirates). Den letzten Etappensieg am Sonntag sicherte sich nach 170,7 km der Niederländer Arvid de Kleijn (Tudor) knapp vor Phil Bauhaus (Bahrain-Victorious).

Der Hoffnungsträger des deutschen Bora-hansgrohe-Teams, Danny van Poppel aus den Niederlanden, gewann fünf Kilometer vor der Ankunft in Bremen den letzten Zwischensprint und schob sich durch die drei gewonnenen Bonussekunden noch auf den dritten Platz des Gesamtklassements. Als bester deutscher Fahrer wurde Nils Politt (Bora-hansgrohe) in der Endabrechnung mit 22 Sekunden Rückstand Achter.

In der Bergwertung landete der Belgier Harm Vanhoucke (Lotto-Dstny) auf Platz eins. Der Brite Ethan Vernon (Soudal-Quick Step) sicherte sich das grüne Trikot des besten Sprinters, die Nachwuchswertung ging an den 23 Jahre alten Gesamtsieger van Wilder.

Der dänische Radprofi Andreas Kron (Lotto-Dstny) hat die 2. Etappe der 78. Spanien-Rundfahrt gewonnen.

Nach einer durch regennasse Straßen von vielen Stürzen geprägten Fahrt von Mataro nach Barcelona setzte sich der 25-Jährige kurz vor dem Ziel mit einer Attacke erfolgreich ab. Der Italiener Andrea Piccolo (EF Education-EasyPost) übernahm trotz eines Sturzes die Führung im Gesamtklassement der Vuelta.

Hinter Etappensieger Kron sprinteten Kaden Groves (Australien/Alpecin Deceuninck) und Andrea Vendrame (Italien/AG2R Citroen) auf die Plätze zwei und drei. Als bester Deutscher kam nach 181,3 km Ben Zwiehoff (Bora-hansgrohe) mit sieben Sekunden Rückstand ins Ziel.

Aufgrund der schwierigen Wetterverhältnisse mit heftigem Regen hatte sich die Organisation bereits frühzeitig dazu entschieden, die Zeiten für das Gesamtklassement schon neun Kilometer vor dem Ziel zu nehmen, sodass die meisten Fahrer nach dieser Marke deutlich Tempo rausnahmen.

Dort führte Piccoli als Ausreißer das Ziel an und löste damit seinen Landsmann Lorenzo Milesi (DSM-firmenich) ab, der zuvor ebenfalls gestürzt war und dadurch viel Zeit verlor. Das Bergtrikot übernahm Matteo Sobrero (Italien/Jayco AlUla). Das Trikot des besten Sprinters trägt am Montag Etappensieger Kron.

Probleme hatte zu Beginn auch Vorjahressieger Remco Evenepoel. Nach einem Defekt in der Abfahrt des Coll d’Estenalles, dem zweiten Berg des Tages, lag der Belgier zwischenzeitlich eine Minute hinter dem Peloton zurück, schloss aber etwa 80 Kilometer vor dem Ziel wieder auf.

Bora-hansgrohe mit Kämna und Buchmann und Kapitän Wlassow

Mit Lennard Kämna als Etappenjäger und Emanuel Buchmann als Helfer in den Bergen geht der deutsche Bora-hansgrohe-Radrennstall bei der am Samstag beginnenden 78. Spanien-Rundfahrt an den Start.

Als Kapitän und Mann für das Gesamtklassement ist der frühere Tour-Fünfte Alexander Wlassow vorgesehen, wie die Mannschaftbekannt gab. Der Russe war beim Giro d’Italia wegen Corona ausgestiegen und hatte bei der Frankreich-Rundfahrt pausiert.

Auf einen Etappensieg hofft Lennard Kämna, der in der Vergangenheit bereits bei der Tour und dem Giro jeweils einen Tageserfolg eingefahren hatte.

Im Mai war der 26-Jährige bei der Italien-Rundfahrt auf Gesamtwertung gefahren und hatte dabei den neunten Platz belegt. In Nico Denz, immerhin zweimaliger Giro-Etappensieger, Jonas Koch und Ben Zwiehoff stehen drei weitere deutsche Fahrer im achtköpfigen Bora-Aufgebot.

Die dreiwöchige Vuelta startet am Samstag mit einem Mannschaftszeitfahren in Barcelona. Auf den folgenden Etappen warten schwere Anstiege wie der Alto de L’Angliru, der Col d’Aubisque, und der Col du Tourmalet. Das Rennen um den Gesamtsieg dürfte hart umkämpft sein.

Neben dem belgischen Vorjahressieger Remco Evenepoel stehen auch der dänische Tour-Champion Jonas Vingegaard und dessen Teamkollege Primoz Roglic an der Startlinie. Der Slowene Roglic hatte in diesem Jahr bereits den Giro gewonnen.

Bora-hansgrohe angelt sich neuen Kletter-Spezialisten

Sprinter Max Walscheid wechselt für die kommenden zwei Jahre zum australischen Radsport-Team Jayco AlUla. Dies gab die Equipe am Mittwoch bekannt. Der Vertrag des 1,99-m-Hünen bei der französischen Mannschaft Cofidis läuft zum Saisonende aus.

„Ich habe in den vergangenen Jahren immer einen kleinen Schritt nach vorne gemacht, und das ist auch bei Jayco mein Ziel“, sagte Walscheid, der künftig an der Seite der Topsprinter Dylan Groenewegen und Michael Matthews fährt.

Das deutsche Spitzenteam Bora-hansgrohe hat unterdessen seine Kletter-Abteilung mit dem Kolumbianer Daniel Felipe Martínez erweitert.

Der 27-Jährige, der von Ineos Grenadiers zu den Raublingern wechselt, hat mit Siegen bei der Baskenland-Rundfahrt (2022) und beim Critérium du Dauphine (2020) seine größten Erfolge gefeiert und 2021 Platz fünf beim Giro belegt.

Zwei Bora-Asse haben Martinez in unguter Erinnerung: 2020 gewann er die Tour-Etappe am Puy Mary vor Lennard Kämna und Maximilian Schachmann.

Der frühere Arzt des britischen Radsport-Verbandes und des Teams Sky, Richard Freeman, ist für vier Jahre von allen Sportarten ausgeschlossen worden.

Das verkündete ein unabhängiges Schiedsgericht des britischen Anti-Doping-Gremiums (NADP). Freeman war des Besitzes einer verbotenen Substanz und Manipulation von Dopingkontrollen in zwei separaten Fällen für schuldig befunden worden.

Im Jahr 2011 hatte Freeman 30 Beutel Testosteron-Gel ins Velodrome von Manchester geordert. Die Ermittlungen gegen ihn hatten im September 2016 begonnen. 2021 war ein Gericht in Manchester zu dem Schluss gekommen, Freeman habe das Testogel in dem Glauben oder Wissen bestellt und empfangen, dass es einem Athleten zur Steigerung der Leistung verabreicht werde. Der ehemalige Arzt habe sich in ein „Muster von Lügen“ verstrickt, um seine Handlungen zu vertuschen.

Wie die britische Anti-Doping-Agentur UKAD mitteilte, gilt Freemans Sperre rückwirkend vom 22. Dezember 2020 – dem Datum seiner vorläufigen Sperre – bis zum 21. Dezember 2024. Während dieser Zeit darf er keinerlei Funktion im Sport ausüben. Zuvor hatte Freeman bereits seine Zulassung als Arzt verloren. Freeman, der zwischen 2009 und 2017 für British Cycling und das heute in Ineos umbenannte Team Sky gearbeitet hatte, hatte jegliche verbotene Handlung stets bestritten.

Nächste WM-Medaille für deutsche Radsportler

Die deutsche Mixed-Team-Staffel fährt mit viel Leidenschaft zu WM-Bronze. Auf der Bahn verpassen Roger Kluge und Theo Reinhardt ihren dritten Madison-Titel.

Maximilian Walscheid und Co. bekamen das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht. Der Rad-Hüne strahlte bei der Siegerehrung auf dem George Square in der Glasgower Innenstadt mit seinen Kollegen um die Wette, als die deutsche Mixed-Team-Staffel nach einem wilden Ritt mit den Bronzemedaillen die wohlverdiente Belohnung erhielt.

Ricarda Bauernfeind, Lisa Klein, Franziska Koch, Jannik Steimle, Miguel Heidemann und Walscheid fuhren am Dienstag bei der WM im Mannschaftszeitfahren mit Start und Ziel in der schottischen Großstadt nach einer enormen Energieleistung auf Rang drei. Das deutsche Sextett musste sich in 55:07,51 Minuten nur der Schweiz und Frankreich geschlagen geben.

„Wir haben das Optimum herausgeholt, das Maximum an Tempo und Technik“, freute sich der 1,99 m große Walscheid nach dem anspruchsvollen Kurs über 40,3 km: „Wir sind sehr gut zusammengefahren und können mit Bronze sehr zufrieden sein.“ Der Rückstand auf Weltmeister Schweiz betrug 51,31 Sekunden.

Die deutsche Mannschaft agierte hochkonzentriert, auf dem kurvigen und engen Kurs durch Glasgow erlaubte sie sich nahezu keinen Fehler. Anders die Konkurrenz: Dem italienischen Team, nach der Hälfte noch deutlich vor Deutschland, sprang eine Kette ab. Das ambitionierte Australien musste einen Sturz verkraften.

„Wir sind hierhergekommen, um um eine Medaille zu fahren“, erklärte der frühere Topsprinter und deutsche Teamchef Andre Greipel: „Der dritte Platz war das Ziel, und das hat geklappt. Es war ein ausgeglichenes Team, sie haben gut harmoniert. Wir haben die richtigen Fahrer nominiert.“

„Wir sind unser Tempo gefahren“, sagte Bauernfeind, die erst Ende Juli Gesamt-Neunte bei der Tour de France Femmes geworden war: „Wir wussten, dass andere Nationen stark sind. Wir wissen aber auch, was wir können.“

Der noch junge Wettbewerb scheint den Deutschen zu liegen. 2021 hatte Deutschland im letzten Karriererennen von Tony Martin die Goldmedaille gewonnen. Im belgischen Brügge waren damals schon Walscheid und Klein dabei gewesen. Bei der Premiere vor vier Jahren sicherte sich die deutsche Equipe Silber.

Greipel sorgt sich um den deutschen Rad-Nachwuchs

Der frühere Sprintstar André Greipel sorgt sich um den Nachwuchs im deutschen Radsport.

„Dort sieht man einen großen Rückgang der Starterfelder“, sagte der neue Straßenrad-Bundestrainer der „Deutschen Presse-Agentur“. „Corona ist mit Sicherheit auch ausschlaggebend gewesen. Aber ein Problem kann auch die Zentralisierung der Olympia-Stützpunkte sein.“

Es gebe aber auch ein grundsätzliches Problem, erklärte Greipel. „Man kann ganz gut sehen, dass gerade in den Ganztagsschulen sehr viel von den Kindern gefordert wird und viele Kinder keine Lust mehr haben, einem Hobby nachzugehen.“

Aktuell sieht Greipel den deutschen Radsport aber nicht so schlecht aufgestellt, auch wenn bei der Tour de France zum zweiten Mal in Folge kein Etappensieg heraussprang und dieses Mal nur sieben deutsche Fahrer am Start standen.

„Man guckt immer auf die Weltrangliste, aber das ist meiner Meinung nach trügerisch, weil wir sehr gute Rennfahrer haben, die in ihren Mannschaften ihre Aufgaben übernehmen“, sagte Greipel. Auch im Sprint, für Greipel eine Herzensangelegenheit, habe Deutschland in Phil Bauhaus und Pascal Ackermann noch zwei Radprofis von Format. Sorgen macht er sich eher mit Blick auf den Nachwuchsbereich.

Es müsse aber auch berücksichtigt werden, dass die jetzige Generation „auf starke Generationen anderer Nationen trifft“, sagte der 41-Jährige, der damit die Fülle an Jungstars wie den zweimaligen Tour-Sieger Tadej Pogacar oder Weltmeister Remco Evenepoel anspricht.

Greipel hat beim Bund Deutscher Radfahrer die Sportliche Leitung für die Straßenrennen übernommen. Der gebürtige Rostocker ist mit 158 Siegen erfolgreichster deutscher Radprofi und holte 2011 mit Bronze in Kopenhagen die bislang letzte deutsche Medaille.

Rad-Star über Depressionen: „Ich war ein Albtraum“

Rad-Star Mark Cavendish hat lange Zeit schwer unter Depressionen gelitten. Der 38-Jährige spricht in einer neuen Dokumentation offen über seine Krankheit und die Folgen.

Mark Cavendish öffnet sich in der Netflix-Dokumentation „Mark Cavendish: Never Enough“, die im August erscheint. Er spricht darin intensiv über gesundheitliche Probleme, die beinahe seine Karriere beendeten.

Vor seinem Tour-Comeback 2021 kämpfte Mark Cavendish lange Zeit gegen das Pfeiffersche Drüsenfieber und Depressionen. 2017 diagnostizierten Ärzte erstmals Pfeiffersches Drüsenfieber (Epstein-Barr-Virus). Eine Erkrankung, die auch das chronische Erschöpfungssymptom auslösen kann. Danach sei er nicht mehr der alte gewesen. Erfolge auf dem Rad blieben aus. Der Brite crashte bei der 4. Etappe der Tour schwer, musste die Frankreich-Rundfahrt auch 2018 vorzeitig beenden, 2019 wurde er nicht ins Team berufen.

Harte Zeiten für den Sprinter. „Man entwickelt sich nicht einfach vom Besten der Welt zu total unfähig. Wie? Wie? Wie ist das geschehen?“, sagt Cavendish in der Doku. „Es hat sich in Stress gewandelt zuhause. Ich war ein Albtraum als Partner.“

Freunde machten sich zunehmend Sorgen um die Gesundheit und Wohlbefinden des Rad-Profis. „Du bist einfach nur leer, dieses Gefühl, sich wertlos zu fühlen.“

Seine Frau Peta erklärte, er sei nicht „wirklich er selbst gewesen“. „Wir haben über nichts mehr gestritten. Er war verloren in alles, was passierte.“

Nach der Tour 2018 stellte Teamarzt Helge Riepenhof fest, dass das Pfeiffersche Drüsenfieber immer noch im Körper war und Cavendish an einer klinischen Depression litt. „Ich war mir nicht sicher, ob er aus der Depression kommen würde, ohne mit Radfahren aufzuhören.“