John Degenkolb war hin- und hergerissen. Stolz und Enttäuschung mischten sich beim deutschen Radprofi nach dem starken Auftritt bei seinem Lieblingsrennen Paris-Roubaix. Lange hatte „Dege“ mit den Besten um den siegreichen Weltmeister Mathieu van der Poel mitgehalten, er kämpfte sich nach Rückschlägen zurück, fuhr den berüchtigten Wald von Arenberg mit einem Platten und spielte seine große Erfahrung auf dem Kopfsteinpflaster aus.
Platz elf und 4:47 Minuten Rückstand im Velodrom von Paris-Roubaix stellten den Sieger von 2015 dennoch nur bedingt zufrieden. „Ich weiß nicht, ob ich glücklich sein oder mich ärgern soll. Es ist unglaublich und so emotional“, sagte Degenkolb, „es ist so schwierig, die richtigen Worte zu finden. Alles, was ich sagen kann, ist, dass ich dieses Rennen und alles, wofür es steht, liebe.“
Degenkolb hat eine ganz besondere Beziehung zur „Königin der Klassiker“ – nicht nur wegen seines Siegs vor neun Jahren, dem einzigen deutschen Erfolg nach Josef Fischer (1896). 2018 gewann Degenkolb die Tour-Pave-Etappe nach Roubaix.
„Im schlechtesten Moment einen Defekt“
Der Pave-Sektor Hornaing-Wandignies-Hamage trägt zu seinen Ehren sogar seinen Namen. Degenkolb wurde für seine Verdienste um das Rennen gewürdigt. Maßgeblich für die Ehrung war Degenkolbs Einsatz für das Roubaix-Nachwuchsrennen, das er einst mit einer Crowdfundig-Kampagne vor dem Aus bewahrte. Zudem ist er eng verbunden mit den „Amis de Paris-Roubaix“, den „Freunden von Paris-Roubaix“, die sich unter anderem für den Erhalt des Kopfsteinpflasters einsetzen.
Die 121. Ausgabe verlief nicht nach Plan. Am Donnerstag war er bei der Streckenerkundung auf dem berüchtigten Kopfsteinpflaster gestürzt. Im Rennen war sein linkes Knie bandagiert. Nach dem Wald von Arenberg musste Degenkolb sein Vorderrad tauschen.
„Ich hatte keine gute Vorbereitung auf dieses Rennen, im Rennen hatte ich dann im schlechtesten Moment einen Defekt“, sagte Degenkolb: „Ich bin den Wald von Arenberg mit einem platten Vorderreifen gefahren. Ich weiß nicht, wie ich das geschafft habe.“
Eines wusste der 35-Jährige vom Team dsm-firmenich PostNL, der im Vorjahr unglücklich Siebter geworden war, aber sicher: Im kommenden Jahr will er zu seinem Lieblingsrennen zurückkehren und es erneut probieren. „Ich habe mindestens noch einen Versuch im nächsten Jahr. Darauf freue ich mich schon. Ich habe gezeigt, dass ich es noch drauf habe. Darüber freue ich mich.“