Neue Xavi-Avancen: Macht Barca jetzt Ernst bei Kimmich?

Seit einigen Tagen mehren sich die Berichte, wonach der FC Barcelona ernsthaftes Interesse an Joshua Kimmich vom FC Bayern hegt. Spätestens seit Freitag ist klar: Barca, allen voran Cheftrainer Xavi, will den Mittelfeldstar der Münchner wohl tatsächlich nach Katalonien lotsen.

Anders sind die Aussagen, die Barca-Legende und -Coach Xavi nun gegenüber „Mundo Deportivo“ direkt und indirekt über den 28-Jährigen tätigte, gar nicht zu deuten.

„Er ist ein absoluter Spitzenspieler, der das Spiel auf eine fantastische Art und Weise versteht“, lobte Xavi in dem Interview den Bayern-Star in den höchsten Tönen.

Xavi betonte zwar, nicht zu ausschweifend über einen Spieler von einem großen internationalen Konkurrenten sprechen zu wollen, denn „dann werden diese Vereine sauer auf mich“. Trotzdem ließ der Barca-Coach keinen Zweifel daran, dass er Kimmich nur allzu gerne als Nachfolger für Altmeister Busquets verpflichten würde, der seinen Barca-Abschied verkündet hatte.

„Wir brauchen einen Ersatz auf höchstem Niveau. Es geht ein Anführer dieser Barca-Mannschaft, der die ganze Saison über in der Startelf stand. Wir brauchen einen angemessenen Ersatz, sonst wird es schwierig für uns, im nächsten Jahr zu bestehen“, meinte Xavi über Busquets, mit dem der FC Barcelona als Kapitän in diesem Jahr die Meisterschaft in La Liga erringen konnte.

Xavi würde Bayerns Führungsspieler Joshua Kimmich offensichtlich zutrauen, genau diese Lücke zu füllen: „Kimmich steht bei Bayern unter Vertrag. Wenn sich eine Tür öffnet, müsste man also mit den Bayern verhandeln“, so der Weltmeister von 2010.

Im Zweifel will sich Xavi auch wieder persönlich bemühen, um einen weiteren Top-Spieler nach Katalonien locken zu können: „Ich tue alles, was in meiner Macht steht, um Barca wettbewerbsfähig zu machen. Der Klub weiß bereits, dass ich, wenn ich jemanden anrufen oder reisen muss, dies tun werde.“

Der 43-Jährige fügte hinzu, ohne den Namen Joshua Kimmich noch einmal direkt zu verwenden: „Je mehr Spieler wir auf höchstem Niveau haben, desto besser können wir mithalten.“

Kimmich selbst hatte bis zuletzt noch betont, seine Zukunft weiter beim deutschen Rekordmeister zu sehen. Sein Arbeitspapier beim FC Bayern läuft noch bis 2025.

Zwei Außerirdische im Duell um den ersten NBA-Titel

Nikola Jokic gegen Jimmy Butler: In den NBA-Finals lechzen die Superstars der Denver Nuggets und Miami Heat nach ihrem ersten Meisterschaftring.

Den wichtigsten Ring hat Nikola Jokic längst. Keinen Basketball-Court betritt der serbische Superstar, ohne dass er sich das Symbol der Liebe zu Ehefrau Natalija an seine übergroßen Treter bindet. Der Talisman soll dem 2,11-m-Hünen auch in den NBA-Finals Glück bringen, wenn der zweimalige MVP nur einen geringfügig weniger wertvollen Ring jagt.

Und Denver ist im Finale gegen das Team aus Florida, das sich erst im sogenannten Play-in-Turnier für die Play-offs qualifiziert und danach oft überrascht hatte, klarer Favorit. Die Hoffnungen der Heat lassen sich auf einen Namen reduzieren: Jimmy Butler. „Man braucht einen Mann, an dem man sich festhalten kann, besonders in den Momenten der Wahrheit“, sagte Coach Erik Spoelstra.

Aktuell folgt jedoch ein guter Tag dem nächsten. Hatte Jokic die Liga bereits 2021 und 2022 dominiert und dafür die MVP-Trophäe gewonnen, stürmen er und die Nuggets in diesem Jahr fast unaufhaltsam durch die NBA. Besonders hart traf es James, Dennis Schröder und die Los Angeles Lakers, die Denver im Halbfinale eiskalt mit 4:0 abfertigte. Schon vorher reihte Jokic, der Riese mit einem dennoch so feinen Händchen, Triple-Doubles aneinander wie Dominosteine.

Selbst James gab zu: „Wenn man einen solchen Spieler bewacht, ist man immer aus dem Gleichgewicht, weil er punkten, rebounden und aus der Distanz werfen kann. Er sieht Spielzüge, bevor sie passieren.“ Kevin Durant, dessen Phoenix Suns im Viertelfinale an Jokic und Co. gescheitert waren, prophezeite gar: „Er wird in die Geschichte eingehen als einer der größten Center, die jemals einen Basketball berührt haben.“

56 und 42 Punkte schenkte „Jimmy Buckets“ den topgesetzten Milwaukee Bucks und Giannis Antetokounmpo in der ersten Runde ein, im Halbfinale gegen die Boston Celtics legte der 33-Jährige über sieben Spiele hinweg 24,7 Punkte durchschnittlich auf. „Er ist erbittert, drängend, wahnhaft und manchmal psychotisch, wenn es um den Willen zum Sieg geht“, sagte Spoelstra: „Er lässt das jeden im Gebäude spüren.“ Und nun soll es auch Nikola Jokic fühlen.

Kämna-Experiment beschäftigt Bora-hansgrohe

Das Experiment des deutschen Hoffnungsträgers Lennard Kämna beim Giro d’Italia ist geglückt. Trotzdem bleiben Fragen offen.

Als die letzten Kilometer im Schatten des Kolosseums absolviert waren, stieg Lennard Kämna in Rom mit einem zufriedenen Lächeln vom Rad. „Es war das erste Mal, dass ich als Leader in eine große Landesrundfahrt gestartet bin“, sagte der deutsche Radprofi nach dem feierlichen Finale des 106. Giro d’Italia: „Ich muss sagen, dass wir mit dem neunten Platz in der Gesamtwertung ziemlich glücklich sein können.“

Vom Etappenjäger zum Klassementfahrer – das Experiment, das Kämna und sein deutsches Team Bora-hansgrohe bei der dreiwöchigen Italien-Rundfahrt in Angriff genommen hatten, glückte: Bester Deutscher, Platz neun nach 21 Etappen, 7:46 Minuten Rückstand auf Gesamtsieger Primoz Roglic.

Eine Wiederholung, das deutete Kämna schon nach dem Bergzeitfahren der 20. Etappe am Samstag an, könne er sich vorstellen. Ob Kämna aber wirklich weiter auf die Gesamtwertung fahren kann, ist offen. Erst nach einer umfangreichen Analyse soll über seinen weiteren Karriereweg entschieden werden.

„Macht es Sinn oder nicht? Man muss das in Ruhe besprechen“, sagte Teamchef Ralph Denk dem „SID“: „Dann muss man eine rationale Entscheidung treffen, was für ihn und für das Team wichtiger ist.“

Kämna habe „wirklich alles gegeben“. Auch habe der 26-Jährige die alleinige Führungsrolle nach dem Ausfall des russischen Leaders Alexander Wlassow gut angenommen. Rein sportlich jedoch war Luft nach oben. Ob beim Klettern in den Bergen oder im Zeitfahren: Zur Spitze habe „in allen Bereichen ein bisschen gefehlt“, sagte Denk.

Welchen Spielraum gibt es noch beim Gewicht? Was kann im Training noch verändert werden? Die Antworten auf Fragen wie diese entscheiden über Kämnas künftige Rolle. Eine Comeback als Etappenjäger ist nicht ausgeschlossen.

Etappensiege sind für Roglic nur ein Beiwerk. Der Slowene vom Team Jumbo-Visma zeigte eindrucksvoll, dass er zu den besten Rundfahrern der Welt gehört. Nach drei Siegen bei der Vuelta in Spanien krönte sich der 33-Jährige erstmals zum Giro-Champion – und besiegte dabei auch sein Tour-de-France-Trauma. „Es ist unglaublich“, sagte Roglic, „ich werde den Tag für den Rest meines Lebens nicht vergessen.“