Erkenntnisse zum DFB-Test: Mehr Fragezeichen als Antworten

Als WM-Generalprobe wollte man das Spiel gegen den Oman nicht verstehen. Der 1:0-Testspielsieg wurde für eine biedere DFB-Elf beinahe zu einer Blamage, bei der ein Neuling der einzige Gewinner war. Die klarste Erkenntnis: Deutschland ist noch nicht in WM-Form.

Bundestrainer Hansi Flick sah nach einem teilweise desolaten Auftritt gegen den Oman den Sinn des Testspiels dennoch erfüllt. Man habe sich an die Bedingungen und die heißen Temperaturen gewöhnen können.

Ein ums andere Mal wurden Eins-gegen-Eins-Situationen gegen die durchaus quirligen Omaner hergeschenkt. Tatsächlich verloren die Deutschen 62 Prozent (!) der insgesamt 73 geführten Zweikämpfe in den 90 Minuten von Maskat. Immerhin konnte die DFB-Elf in der Luft ihre Größenvorteile ausspielen und 62 Prozent der 21 Luftduelle gewinnen – was in der Gesamtzweikampfbilanz aber zugleich ein noch schlechteres Licht auf die am Boden geführten Duelle wirft. Erstaunlich ist diese Bilanz auch, weil der Oman im gesamten Spiel nur zweimal zu einem Foul griff.

Erschreckend: Abgesehen von Matthias Ginter hatte kein deutscher Startelfspieler eine positive Zweikampfbilanz. Jonas Hofmann etwa gewann nur einen seiner sechs Zweikämpfe, die Bayern-Spieler Leon Goretzka und Leroy Sané ließen jegliche Härte gegen den Ball vermissen. So wird man weder gegen quirlige und wendige Japaner, noch gegen routinierte Spanier bestehen können. Und auch gegen Costa Rica wird es mit einer solchen Einstellung schwer.

Nun mag man die fehlende Körperlichkeit damit entschuldigen, dass sich kein Spieler unmittelbar vor dem Turnier noch verletzen möchte. Aber letztlich geht es für die Auswahl von Hansi Flick um eine Empfehlung für einen Startplatz in den Gruppenspielen der Weltmeisterschaft. Und ganz ohne Zweikämpfe wird keiner auskommen.

Die Abwehrkette wird in dieser Formation – Klostermann auf rechts, innen Kehrer und Ginter, Raum auf links – wohl kaum zum WM-Auftakt auflaufen. Der einzige Spieler, der sich aus diesem Quartett zumindest teilweisen empfehlen konnte, war der meist solide Matthias Ginter. Der in der zweiten Halbzeit für den Freiburger eingewechselte Nico Schlotterbeck gewann immerhin alle seine Zweikämpfe und hatte einige lichte Momente im Aufbauspiel.

Mit Niklas Süle und dem angeschlagenen Antonio Rüdiger, auf die Flick in Maskat verzichtete, dürfte sich der Bundestrainer zum WM-Auftakt für deutlich mehr Robustheit und Struktur entscheiden.