Mats Hummels griff sich kurz ins Haar – dann ließ er seinen Frust vor laufenden Kameras raus. Mit deutlichen Worten kritisierte der BVB-Ersatzkapitän die Leistung von Borussia Dortmund beim 1:1 im Champions-League-Spiel gegen den FC Sevilla. Ist die öffentliche Schelte angemessen? Und: Was wird sie bewirken? Eine Analyse.
Dass Mats Hummels um klare Ansagen nicht verlegen ist, stellte der BVB-Verteidiger in der Vergangenheit immer wieder unter Beweis. Die drastischen Worte, die der 33-Jährige nach dem 1:1 gegen den FC Sevilla am Dienstag im TV-Interview mit „Prime Video“ wählte, ließen aber noch mehr als sonst aufhorchen.
Fehlende „Spielintelligenz“ warf Hummels seiner Mannschaft vor laufenden Kameras vor. Was ihm am Auftritt des BVB gegen Sevilla nicht gefallen habe? „Alles bis auf die 25. bis 45. Minute“, machte der Weltmeister von 2014 deutlich: „Das war kein gutes Spiel von uns.“
Damit jedoch nicht genug. „Fußball ist eigentlich ein sehr simples Spiel, aber wir machen es immer selber kompliziert“, holte Hummels wenig später aus: „Es muss aus manchen Köpfen raus, dass Fußball sexy sein muss. Dass erfolgreicher Fußball nicht Hacke, Spitze, eins, zwei, drei auf fünf Metern ist, sondern dass ein Spieler immer das Richtige macht und nicht manchmal nur das Besondere.“
Vielsagend merkte der Routinier zudem an: „Es ist schwierig, wenn man das Gefühl hat, dass da nicht genügend Leute sonst noch sind, die in der Lage sind, immer wieder anzuschieben.“
Terzic und Bellingham stimmen BVB-Routinier Hummels zu
Kurzum: Hummels‘ Worte scheinen mal wieder wie gemacht für alle, die dem BVB nach jeder schwächeren Vorstellung fehlende Mentalität vorwerfen.
Doch: Was werden sie bewirken – vor allem mannschaftsintern? Stellt sich Hummels mit solchen verbalen Vorstößen am Ende womöglich selbst ins Abseits oder stiftet damit Unruhe?
Die erste Reaktion von BVB-Coach Edin Terzic, der auf der Pressekonferenz nach dem Sevilla-Spiel mit Hummels‘ Aussagen konfrontiert wurde, lässt vermuten: Hummels‘ Wort hat in Dortmund nach wie vor Gewicht – auch, weil der Ersatzkapitän aus Sicht des Trainers keine Ego-Show abzog.
„Das sind Worte, die auch schon mal meinen Mund verlassen haben. Mir ist es wichtig, dass das Wort ‚wir‘ dabei war. Wir müssen einfach viel präziser und effektiver Fußball spielen“, stellte Terzic klar.
„Mats hat absolut Recht damit. Es ist wichtig, dass er das anspricht“, befand auch BVB-Youngster Jude Bellingham.