Als Steve Kerr vor zwei Wochen auf den Tisch schlug und seinen Frust und seine Trauer über die jüngsten Schießereien und die laschen US-Waffengesetze zeigte, kam das aus tiefstem Herzen.
Der Basketball-Trainer der Golden State Warriors, die in den NBA-Finals derzeit gegen die Boston Celtics um die vierte Meisterschaft in Kerrs Amtszeit spielen, ist seit Jahren ein leidenschaftlicher Kämpfer für einen strengeren Umgang mit Schusswaffen – und das auch, weil sein Vater einst bei einem Attentat ums Leben kam. Da war Kerr gerade 18 Jahre alt und ging ans College.
Vor und nach dem zweiten Spiel in den Finals gegen die Celtics gab Kerr seine Interviews dann gekleidet in ein orangefarbenes T-Shirt mit der Aufschrift „END GUN VIOLENCE“ – „Waffengewalt beenden“. Es sei an der Zeit, „dass Leute Notiz nehmen und sich beteiligen an etwas, das eine landesweite Bemühung sein sollte, die Waffengewalt da draußen einzudämmen. Und es gibt Wege, das zu limitieren.“
Wenn Kerr spricht, hören die Leute zu – Fans und hoch bezahlte NBA-Stars wie Stephen Curry gleichermaßen. Der dreimalige Familienvater ist intelligent, hat ein hohes Maß an Menschenkenntnis und nach 15 Jahren als Spieler in der NBA und in seinem inzwischen achten Jahr als Trainer einen enormen Erfahrungsschatz.
Als Profi war er Teil jener Chicago Bulls um Michael Jordan, die in den 1990er Jahren das Maß der Dinge waren und zweimal jeweils drei Titel in Serie holten. Kerr stand als Profi in mehr als 900 Spielen auf dem Feld. Nach Angaben der „Los Angeles Times“ zwar nur 30 Mal von Beginn an, doch fünf Meisterschaften holte er als wichtiger Rollenspieler dennoch. 1997 traf er für die Bulls den vorentscheidenden Wurf zum Triumph. Dazu kommen die drei Titel als Trainer der Warriors.
Lange war er Co-Trainer der US-Nationalmannschaft bei Olympischen Spielen und dort in der ungewohnten Rolle nicht des Chefs, sondern des Zuarbeiters für seinen Förderer Gregg Popovich. Zu sehen, wie andere Top-Trainer der NBA – im Trainerstab war neben dem langjährigen Cheftrainer der San Antonio Spurs unter anderem auch Erik Spoelstra von den Miami Heat – mit dem Kader voller Stars umgingen, habe ihm extrem geholfen, sagte Kerr oft. Bei den kommenden Spielen in Paris 2024 ist er selbst Cheftrainer des Nationalteams.